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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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Also alles wieder beim Alten. Komm doch heute Abend zum Essen vorbei, ich mache dir Hackbraten.«
    Puh, damit hatte sie mir verziehen. Ich liebte ihren Hackbraten.
    Nachmittags bekam ich leider noch ungewollten Besuch. Max stand vor meinem Schreibtisch. »Hey, Alice«, strahlte sie mich mit fehlendem Schneidezahn an. »Du hast dich gar nicht bei mir gemeldet, ich krieg doch noch einen Kaffee von dir.«
    Mist. »Oh, ja, natürlich. Habe ich auch gar nicht vergessen. Ich war nur immer unterwegs, weißt du.« Ein bisschen hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, schließlich hatte sie mir bei dem perversen Drawitzki geholfen.
    »Weißt du was? Lass uns doch morgen Mittag nebenan im Café treffen, wenn du Zeit hast.«
    »Klar hab ich Zeit«, freute sie sich. »Bin im Moment auf Hartz IV, kann mir meine Zeit einteilen.«
    Komisch, dass mich das nicht überraschte. Aber gut, ein Treffen hatte ich ihr versprochen, also sollte sie das auch kriegen. Würde mich schon nicht umbringen.
    Abends war auch Melinda zu Hause. »Wir haben jetzt eine Woche drehfrei, und dann geht es weiter. Läuft eigentlich alles super, nur eine Frau will nicht mehr mitmachen. Blöde Kuh, soll sie sich doch zu Tode fressen.«
    Mir kam eine Idee. »Habt ihr für die schon einen Ersatz?«
    »Bestimmt«, antwortete Melinda. »Auf die Anzeige damals haben sich so viele Leute gemeldet, aus den Bewerbungen können wir uns leicht eine Neue raussuchen.«
    »Weil, ich wüsste da vielleicht jemanden. Die sieht allerdings ziemlich schräg aus, ist so eine richtige Kampf-Lesbe.«
    »Das hört sich gut an. Je schräger, umso besser für die Einschaltquoten. Wer ist es denn?«
    »Die heißt Max, hat einen Irokesen und nicht mehr alle Zähne, obwohl sie noch jung ist. Und dick ist sie.«
    »Woher kennst du denn solche Frauen, Alice?«, fragte meine Mutter besorgt. »Warum lässt sie sich denn die Zähne nicht richten?«
    »Ja, weiß ich auch nicht. Ich kenne die auch nicht richtig, ist nur geschäftlich. Jedenfalls treffe ich mich morgen Mittag auf einen Kaffee mit ihr, soll ich sie mal fragen?«
    »Brauchst du nicht«, sagte Melinda. »Ich komme mit und guck sie mir mal an. Wenn sie gut ist, kann ich sie empfehlen und mach gleich noch ein paar Punkte bei der Produktionsleitung.«
    Dann wandte sie sich mit einem scheinheiligen Lächeln an meinen Vater. »Und, Papa, wie ich gehört habe, hast du ein neues Hobby? Du tanzt Riverdance ?«
    Mein Vater sah sie böse an. »Gar nichts tanze ich. Ich hab da nur mal was ausprobiert. Mehr nicht. Und nun ist gut.«
    »Aber Papa«, stichelte Melinda weiter, »kannst du uns nicht mal was vortanzen? Ich möchte das wirklich gern mal sehen.«
    »Nein, kann ich nicht«, gab mein Vater genervt zurück.
    »Lass gut sein«, warnte ich Melinda. »Das ist nicht mehr witzig.«
    Sie grinste zwar noch vor sich hin, hielt aber wenigstens die Klappe. Beim Abräumen stellte meine Mutter mich in der Küche.
    »So, Papa hat zwar letztlich deine Attacke gut überstanden, aber du hast trotzdem einiges wiedergutzumachen.«
    »Ja, auf alle Fälle, will ich ja auch«, stimmte ich ihr zu. »Was meinst du, soll ich ihm vielleicht ein Abo vom Kicker schenken?«
    »Natürlich nicht«, herrschte meine Mutter mich an. »Damit der arme Mann noch Verdacht schöpft? Nein, er weiß ja von all dem nichts. Ich war es, die die ganzen Sorgen hatte. Bei mir hast du was gutzumachen.«
    Ach so.
    »Und, soll ich dir etwas schenken?«, fragte ich.
    »Ja. Ich will ein Enkelkind.«
    Mir fiel die Kinnlade runter. »Was willst du?«
    »Nun guck nicht so. Ich weiß wirklich nicht, worauf du noch wartest. Du hast einen guten Job, bist bald über dreißig, und du hast den richtigen Mann. Was also ist so verkehrt daran, an Kinder zu denken?«
    »Äh, na ja, verkehrt vielleicht nichts. Aber im Moment steht das überhaupt nicht zur Debatte. Ich habe noch genug Zeit, ich will jetzt kein Kind.«
    Ich sah zu, dass ich aus der Küche kam. Ein Enkelkind, also wirklich. Bei mir tickte noch nichts.
    Meine Mutter fand ihre gute Laune aber schnell wieder, da Nick zehn Minuten später kam.
    »Hallo, Inge, du hast Hackbraten gemacht? Ist für mich noch etwas übrig?«
    »Aber natürlich«, strahlte sie ihn an. »Ich habe dir alles warm gehalten, komm, setz dich an den Tisch.«
    Wie eine Hausfrau aus den Fünfzigerjahren scharwenzelte sie um ihn rum, brachte Essen, Bier und Anteilnahme.
    »Wie geht es dir? Musstest du viel arbeiten in letzter Zeit? Wir haben dich ja so lange nicht mehr zu

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