Dune 01: Der Wüstenplanet
du es hier zu tun hast: mit Sklaven, die ihre Herren hassen und jede Gelegenheit nutzen werden, gegen sie zu rebellieren. Du darfst ihnen nicht den kleinsten Finger reichen.«
»Kann man denn einen ganzen Planeten ausrotten?« fragte Rabban.
»Ausrotten?« Der Baron hob überrascht die Augen. »Wer hat denn von Ausrottung gesprochen?«
»Nun, ich nehme an, du hast vor, eine ganz neue Mannschaft zur Arbeit einzu...«
»Ich sprach von auspressen, Neffe, nicht von ausrotten. Du darfst die Bevölkerung natürlich nicht sinnlos verschwenden, sondern sollst sie zur höchstmöglichen Produktion antreiben. Du sollst wie ein Bluthund hinter ihnen stehen, Junge.« Der Baron lächelte. Er sah wie ein zufriedenes, gesättigtes Baby aus. »Ein Bluthund gibt niemals auf. Sei gnadenlos. Bleibe am Ball. Gnade ist nichts als eine Chimäre. Man kann einen Bluthund nur damit abwehren, indem man ihm zu fressen und zu saufen gibt. Sorge dafür, daß du ewig hungrig und durstig bleibst.« Er deutete auf die Ausbuchtungen, die den Standort seiner Suspensoren andeuteten. »Wie ich.«
»Ich verstehe, Mylord.«
Rabbans Blick schweifte von rechts nach links. »Dann ist alles klar, Neffe?«
»Ausgenommen eines, Onkel: der Planetologe Kynes.«
»Ach ja, Kynes.«
»Er ist ein Mann des Imperators, Mylord. Er kann kommen und gehen, wann er will. Und er steht den Fremen sehr nahe. Er hat eine ihrer Frauen geheiratet.«
»Kynes wird die morgige Nacht nicht mehr erleben.«
»Es ist nicht ungefährlich, einen Bediensteten des Imperators zu töten, Onkel.«
»Was glaubst du eigentlich, auf welche Art ich so schnell so weit gekommen bin?« fragte der Baron. Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Und außerdem hättest du dir wegen Kynes keine Sorgen zu machen brauchen. Er kann Arrakis gar nicht verlassen, weil er von dem Gewürz abhängig ist.«
»Tatsächlich!«
»Diejenigen, die etwas sagen könnten, werden sich hüten, es zu tun«, meinte der Baron. »Auch ein Mann wie Kynes.«
»Du hast recht«, gab Rabban zu.
Schweigend sahen sie einander an. Plötzlich sagte der Baron:
»Nebenbei bemerkt, besteht deine Hauptaufgabe natürlich darin, für die Vermehrung meines persönlichen Besitzes zu sorgen. Ich besitze noch einige Gewürzlager, auch wenn dieser selbstmörderische Überfall der Leute des Herzogs das meiste von dem, was wir zum Verkauf vorgesehen hatten, vernichtete.«
Rabban nickte. »Jawohl, Mylord.«
Der Baron strahlte. »Morgen wirst du das, was von der örtlichen Organisation übriggeblieben ist, um dich versammeln und sagen: ›Unser verehrter Padischah-Imperator hat mich dazu auserkoren, von diesem Planeten Besitz zu ergreifen und alle Fehden zu beenden.‹«
»Ich verstehe, Mylord.«
»Diesmal glaube ich es selbst. Was die Details angeht, so können wir die morgen noch diskutieren. Du kannst jetzt gehen. Ich brauche noch etwas Schlaf.«
Er wartete, bis sein Neffe gegangen war, und aktivierte wieder den Pentaschild.
Ein Muskelpaket ohne Gehirn, dachte er. Sie werden angekrochen kommen, wenn er mit ihnen fertig ist. Und wenn ich dann Feyd-Rautha schicke, um ihn abzulösen, werden sie ihn wie einen Retter willkommen heißen. Geliebter Feyd-Rautha! Unser gnädiger Feyd-Rautha! Der Mann, der uns von einem Ungeheuer befreite! Der Mann, dem wir so dankbar sind, daß wir unser Leben für ihn hergeben. Und bis dahin wird der Junge gelernt haben, wie man das Volk unter die Knute zwingt, ohne daß man sich dabei verhaßt macht. Ich bin sicher, daß er derjenige ist, den wir brauchen. Er wird lernen. Und er ist wirklich ein Junge mit einem hübschen Körper. Wirklich, ein herrlicher Junge.
5
Im Alter von fünfzehn Jahren hatte er bereits gelernt zu schweigen.
Aus ›Die Kindheitsgeschichte des Muad'dib‹,
von Prinzessin Irulan
Während Paul die Kontrollen des Thopters bediente, wurde er sich bewußt, daß er mit einer Ruhe vorging, die selbst ein ausgebildeter Mentat nicht in einer solchen Situation zuwege bringen würde. Er registrierte kühl die Staubfronten und Abwinde, die Luftwirbel und Böen.
Die Inneneinrichtung der Kabine schien für ihn nur noch aus der Instrumentenbank zu bestehen, die in einem unwirklichen grünen Licht aufleuchtete. Obwohl die außerhalb seiner Reichweite liegende Wand formlos war, begann er mit der Kraft seines Bewußtseins allmählich durch den Vorhang hindurchzusehen.
Ich muß den richtigen Wirbel finden, dachte er.
Die Kraft des Sturms schien etwas nachgelassen zu haben, aber
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