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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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bestimmten Ton. In ihm lag eine Melancholie, die sie nicht gerne hörte.
    Aus dem Hintergrund der Höhle sagte Chanis Stimme: »Erzähle mir von den Wassern deiner Heimatwelt, Paul Muad'dib.«
    Und Paul erwiderte: »Ein anderes Mal, Chani. Das verspreche ich dir.«
    Welche Trauer.
    »Es ist ein gutes Instrument«, sagte Chani.
    »Sehr gut«, gab Paul zu. »Glaubst du, Jamis hätte etwas dagegen, wenn ich auf ihm spielte?«
    Er spricht von dem Mann, als sei er noch am Leben, dachte Jessica. Irgendwie störte sie das.
    Ein anderer Mann sagte: »Er hat Musik immer gern gehört.«
    »Dann sing mir eines eurer Lieder«, bat Chani.
    Soviel weibliches Verhalten in der Stimme eines Kindes, dachte Jessica. Ich muß Paul vor ihren Frauen warnen ... und das bald.
    »Es gibt da ein Lied, das ein Freund von mir geschrieben hat«, sagte Paul. »Ich nehme an, daß er nicht mehr lebt. Sein Name war Gurney. Und er nannte dieses Stück sein Abendlied.«
    Die Fremen wurden still und hörten zu, wie Pauls Jungenstimme anhub und seine Finger über die Saiten des Instruments strichen.
     
»Der Augenblick, in dem die Funken stieben.
Goldglänzender Verlust der Sonne
im ersten Dämmer.
Wo helle Sinne Düfte riechen.
Ist er wert der Erinnerung?«
     
    Jessica fühlte, wie die Worte und die Musik ihre Brust zusammenschnürten. Die Klänge brachten sie zum Zittern, und unerwartet wurde sie sich ihrer eigenen körperlichen Bedürfnisse bewußt. Schweigsam und gespannt hörte sie zu.
     
»Das Glitzern der Nacht
ist für uns!
Welchen Freuden sehen wir entgegen.
Der Glanz in deinen Augen ...
Welch blumensüße Liebe
bewegt unsere Herzen.
Welch blumensüße Liebe
erweckt in uns die Sehnsucht.«
     
    Als er geendet hatte, dachte Jessica: Warum singt mein Sohn ein Liebeslied für dieses Mädchenkind? Plötzliche Furcht machte sich in ihr breit. Sie hatte Angst, daß das Leben an ihr vorbeifloß, ohne daß sie etwas davon abbekam. Warum hat er sich ausgerechnet dieses Lied ausgesucht? fragte sie sich. Manchmal soll man seinen Instinkten Glauben schenken. Warum hat er das getan?
    Auch Paul saß schweigend in der Dunkelheit und dachte nach. Es war nur ein einziger Gedanke, der ihn in seiner Gewalt hatte. Meine Mutter ist meine Feindin. Sie weiß nichts davon, aber sie ist es trotzdem. Sie ist diejenige, die den Djihad bringen wird. Sie hat mich geboren und ausgebildet. Sie ist meine Feindin geworden.

13
     
Das Konzept des Fortschritts handelt wie ein Schutzmechanismus, um uns vor den Schrecken der Zukunft zu bewahren.
Aus ›Gesammelte Weisheiten des Muad'dib‹,
von Prinzessin Irulan
     
     
    An seinem siebzehnten Geburtstag tötete Feyd-Rautha Harkonnen während der Familienspiele seinen einhundertsten Sklaven-Gladiator. Zu diesem Anlaß waren einige Besucher vom Hof des Imperators zur Heimatwelt der Harkonnens nach Giedi Primus gekommen: ein Graf und eine Lady Fenring. Man lud sie ein, den Nachmittag mit der Familie in der goldenen Loge oberhalb der Arena zu verbringen.
    Zu Ehren des Wiegenfestes des na-Barons und zum Zweck, die anderen Harkonnens daran zu erinnern, daß Feyd-Rautha in der Erbfolge der nächste war, hatte man außerdem einen allgemeinen Feiertag ausgerufen. Der alte Baron hatte ein Dekret erlassen, daß jedermann der Arbeit fernzubleiben hatte, und konnte auf diese Weise ein angebliches Zeugnis seiner Beliebtheit vorweisen: auf allen Straßen, Plätzen und Häusern wehten die Flaggen. Zur Feier des Tages hatte man zudem keine Ausgaben gescheut, um die Fronten der Allee, die zu seinem Palast führten, neu anzustreichen.
    Dennoch blieben dem Grafen und seiner Lady abseits der Hauptstraßen nicht die elenden und windschiefen Hütten verborgen, in denen die gemeine Bevölkerung dahinvegetierte. Die Viertel der Massen waren heruntergekommen und überbevölkert.
    In der blauen Kuppel herrschte eine beinahe beängstigende Perfektion, aber auch hier sah der Graf, welchen Preis der Baron dafür zahlte. Überall standen Wächter herum, deren Waffen keinesfalls den Eindruck machten, als seien sie nur für Paradezwecke entworfen worden. Es gab unzählige Hindernisse zu überwinden, bis man ihre Reihen durchquert hatte, aber auch dann noch, wenn man die hartgesichtigen Männer hinter sich hatte, war man aus ihrem Machtbereich nicht heraus. Auch die einfachen Bediensteten waren trainierte Soldaten. Ihre Bewegungen und die Art, in der sie ihre Augen wachsam in Bewegung hielten, verrieten sie.
    »Es fängt erst an«, flüsterte der Graf seiner

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