Dune 01: Der Wüstenplanet
Lady in einer Codesprache zu. »Offenbar fängt der Baron jetzt erst an zu sehen, was er sich mit Herzog Leto wirklich auf den Hals geladen hat.«
»Irgendwann«, erwiderte seine Frau, »werde ich noch einmal die Legende des Phoenix hervorholen müssen.«
Sie befanden sich jetzt in der Empfangshalle der Kuppel, die den Familienspielen diente. Die Halle war nicht groß, vielleicht vierzig Meter lang und zwanzig Meter breit, wirkte aber durch geschickt angebrachte falsche Säulen und ein Spiegeldach viel weiträumiger.
»Ah, da kommt der Baron ja«, sagte der Graf.
Mit den unverkennbaren Bewegungen, zu denen ihn seine Sensoren zwangen, näherte sich der Baron seinen Gästen. Er konnte nicht verhindern, daß sich seine Schultern hoben und senkten, während die Geräte, die sein Gewicht verringerten, unter seiner orangefarbenen Robe hüpften. An seinen Fingern glitzerte ein ganzes Arsenal von Ringen. Opafeuersteine waren zusätzlich in seinen Umhang eingewoben.
Neben dem Baron tänzelte Feyd-Rautha. Man hatte sein Haar zu kurzen Löckchen frisiert, was bei seinem schmachtenden Schlafzimmerblick einen beinahe grotesken Eindruck erweckte. Er trug eine enge Robe, ebensolche Hosen mit weiten Schlägen und ein Paar Schnabelschuhe, an deren Spitzen kleine Glöckchen bimmelten.
Lady Fenring, die ihn eingehend musterte, fiel das Spiel seiner Muskeln auf und sie dachte: Ein Mann, der streng darauf achtet, daß er nicht eines Tages fett wird.
Der Baron blieb vor ihnen stehen, grabschte besitzergreifend nach dem Arm seines Begleiters und stellte ihn vor: »Mein Neffe, der na-Baron; Feyd-Rautha Harkonnen.« Er wandte Feyd-Rautha sein feistes Babygesicht zu und erklärte: »Das sind Graf und Lady Fenring. Ich habe dir bereits von Ihnen erzählt.«
Mit der gebührenden Ehrerbietung senkte Feyd-Rautha den Blick. Dann starrte er Lady Fenring an, eine aschblonde gertenschlanke Dame, deren Körper ihre Kleider mit einer nahezu unglaublichen Perfektion ausfüllte. Graugrüne Augen erwiderten seinen Blick. Das sirenenhafte Äußere der Gräfin schien den jungen Mann ziemlich zu verwirren.
»Ähmmmm«, meinte der Graf und musterte Feyd-Rautha. »Dieser ... hmmm, spezielle junge Mann, äh, mein ... lieber ...« Er warf dem Baron einen Blick zu. »Mein lieber Baron, Sie sagten, daß Sie diesem speziellen jungen Mann von uns erzählt haben? Darf man fragen, was?«
»Ich berichtete meinem Neffen, wie stark Sie in der Gunst unseres Imperators stehen, Graf Fenring«, erwiderte der Baron und dachte: Präge ihn dir gut ein, Feyd! Ein Killer mit dem Gebaren eines Kaninchens ist der gefährlichste seiner Art.
»Natürlich«, lächelte der Graf und wechselte einen Blick mit seiner Frau.
Feyd-Rautha fand die Bewegungen und die Art, in der der Graf sprach, in erster Linie beleidigend. Er hielt sich zu lange bei Dingen auf, die keines öffentlichen Interesses bedurften, und das führte dazu, daß der junge Mann sich auf ihn konzentrierte. Der Graf war ein kleiner Mann und er machte einen schwächlichen Eindruck. Sein Gesicht erinnerte an das eines Wiesels mit übergroßen, dunklen Augen. Er hatte graue Schläfen. Und dann seine Bewegungen – er sprach mit den Händen, und es war keine Einheit in dem, wie er den Kopf beim Sprechen bewegte. Es war nicht einfach, ihm zu folgen.
»Ähmmm ... diese Genauigkeit, hm, des Ausdrucks ...«, meinte der Graf, »ist ... hm ... wirklich selten. Ich gratuliere Ihnen jedenfalls zu Ihrem ... äh ... glänzenden, hm, Erben.« Er schaute dem Baron dabei nicht ins Gesicht, sondern schien dessen Schulter anzusprechen. »Er ... äh ... steht ganz im, hm, Licht seines älteren Bruders, könnte man fast sagen.«
»Sie sind zu freundlich«, erwiderte der Baron und verbeugte sich. Feyd-Rautha sah deutlich, daß die Augen seines Onkels der Freundlichkeit seiner Worte nicht im geringsten entsprachen.
»Wenn Sie, hm, ironisch sind«, erwiderte der Graf, »kann das ... äh ... nur bedeuten, daß Sie von tiefgreifenden Gedanken, hm, bewegt sind.«
Da ist es schon wieder, dachte Feyd-Rautha. Es klingt wirklich, als wolle er uns beleidigen. Aber man kann ihn nicht packen. Er liefert keinen Grund zu einer Herausforderung.
Wenn er diesem Mann noch weiter zuhörte, würde er möglicherweise verblöden. Ähmmmmmmmmm! Feyd-Rautha wandte sich von ihm ab und schenkte seine ganze Aufmerksamkeit Lady Fenring.
»Wir ... äh ... nehmen zuviel Zeit dieses jungen Mannes in Anspruch«, sagte sie jetzt. »Ich habe vollstes
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