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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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entfernt an Liet-Kynes. Er mußte ihr ähnlich gesehen haben, als er noch jung gewesen war.
    Es ist eine Droge, die sie mir verabreicht, dachte Jessica.
    Aber es war eine Droge, die sie selbst mit dem Gespür ihrer Bene-Gesserit-Ausbildung nicht analysieren konnte.
    Chanis Gesichtszüge wurden nun immer deutlicher erkennbar, als falle ein Licht auf sie.
    Eine Droge.
    Jessica spürte, daß ein lautloser Wirbel sie erfaßte. Jede Faser ihres Körpers akzeptierte nun die Tatsache, daß sie von etwas Unerklärlichem einbezogen worden war. Sie kam sich vor wie ein winziges Teilchen, kleiner als ein subatomares Partikel, und war sich dennoch bewußt, daß sie ihre Umgebung wahrnehmen konnte. Ihr wurde plötzlich klar – Vorhänge öffneten sich vor ihr –, daß sie sich einer psychokinetischen Behandlung unterworfen hatte. Sie war ein Partikel – und gleichzeitig auch nicht.
    Die Höhle kehrte zurück – und die Menschen. Sie fühlte sie: Paul, Chani, Stilgar, die Ehrwürdige Mutter Ramallo.
    Ehrwürdige Mutter!
    Auf der Schule hatte man einander Gerüchte zugeflüstert: daß manche die Prüfung der Ehrwürdigen Mutter nicht überlebten; daß die Droge sie vereinnahmte.
    Jessica konzentrierte sich auf die Ehrwürdige Mutter Ramallo und erkannte, daß all das im Bruchteil einer Sekunde um sie herum geschah. Es schien, als sei die Zeit nur für die anderen stehengeblieben, als schreite sie nur für sie, Jessica, allein voran.
    Weshalb ist sie zum Stillstand gekommen? fragte sie sich. Sie starrte auf die starren Gesichter, sah ein Staubpartikel über Chanis Kopf dahinschweben und verhielt ihren Blick dort.
    Warten.
    In diesem Augenblick drang die Antwort wie eine Explosion in ihr Bewußtsein: der Lauf der Zeit war angehalten worden, um ihr das Leben zu retten.
    Sie konzentrierte sich auf die psychokinetische Extension ihrer selbst, schaute nach innen und wich entsetzt vor einem drohenden, dunklen Kern zurück, der sie erschreckte.
    Das ist der Ort, den wir nicht blicken dürfen, dachte sie. Die Stelle, die Ehrwürdige Mütter nur widerwillig erwähnen – der Ort, den nur der Kwisatz Haderach schauen darf.
    Diese Erkenntnis trug dazu bei, daß ihr Selbstvertrauen zurückkehrte und sie es wagte, sich erneut auf die psychokinetische Extension zu konzentrieren. Wieder wurde sie zu einem Partikel, das sich anschickte, das eigene Ich zu erforschen und in ihm eine Gefahr aufzuspüren.
    Sie fand die Gefahr in der Droge, die sie schluckte.
    Ihre Zusammensetzung bestand aus wirbelnden Partikeln, deren Bewegungen so schnell waren, daß nicht einmal die verlangsamte Zeit in der Lage war, sie zu bremsen. Wirbelnde Partikel. Jessica begann sie allmählich zu erkennen und zu analysieren: hier ein Kohlenstoffatom, Spiralbahnen ... ein Glukosemolekül. Eine ganze Molekülkette erkannte sie und ein Protein ... eine Methyl-Proteinverbindung.
    Ahhh!
    Sie gab einen unhörbaren Seufzer von sich, als sie das Gift analysiert hatte.
    Mit Hilfe der psychokinetischen Extension ging sie näher heran, verschob ein Sauerstoffatom, fügte dort ein Wasserstoffatom hinzu ... suchte nach einem zweiten ... Wasser.
    Die Veränderung wirkte sich aus ... schneller und schneller, als die katalytische Reaktion über wachsende Flächen einsetzte.
    Die Zeit schien jetzt wieder in Bewegung zu geraten. Neben sich nahm Jessica einen Schatten wahr. Das Mundstück des Schlauches berührte vorsichtig ihre Lippen und sammelte einen Tropfen auf.
    Chani will das Gift in dem Sack durch den Katalysator in meinem Körper verändern, dachte sie. Warum tut sie das?
    Irgend jemand half ihr in eine sitzende Stellung. Sie sah, daß man der alten Ehrwürdigen Mutter Ramallo von ihrer Bank aufhalf und auf sie zuführte, damit sie sich neben sie auf die mit Teppichen ausgelegte Bühne setzte. Eine dürre Hand betastete ihren Hals.
    Und plötzlich drang ein anderes psychokinetisches Partikel in Jessicas Bewußtsein ein! Sie versuchte es abzuwehren, aber die Ehrwürdige Mutter kam näher und näher.
    Sie berührten sich!
    Es war wie ein absolutes Einssein. Zwei Menschen in einem Körper. Es war keine Telepathie, und dennoch waren die Inhalte ihrer Geister miteinander verschmolzen.
    Ich bin gleichzeitig sie!
    Und Jessica erkannte, daß die Ehrwürdige Mutter von sich selbst nicht als alte Frau dachte. Eine Gestalt tauchte vor Jessicas innerem Auge auf: die einer jungen Frau, die gerne tanzte und einen herzhaften Humor besaß.
    Und das junge Mädchen sagte zu ihr: »Ja, so bin ich

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