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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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der Vergangenheit ihr zu: »Niemals werden wir vergessen! Und niemals je vergeben!«
    Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich nun auf das Wasser des Lebens und seinen Ursprung: es handelte sich um die flüssige Ausdünstung eines sterbenden Sandwurms, eines Bringers. Und als ihr bewußt wurde, wie man ihn getötet hatte, mußte sie einen Aufschrei unterdrücken.
    Man hatte das Geschöpf ertränkt!
    »Mutter, bist du in Ordnung?«
    Pauls Stimme drang zu ihr hindurch, und Jessica zwang sich dazu, widerstrebend zu ihm aufzuschauen. Sie war sich dessen bewußt, daß sie ihm gegenüber eine Pflicht zu erfüllen hatte, doch im Moment empfand sie seine Anwesenheit eher als störend.
    Ich bin wie ein Mensch, dessen Tastsinn man das ganze Leben über unterdrückt hat und dem man jetzt aufzwingt, Dinge zu berühren.
    Der Gedanke zog sie in seinen Bann.
    Und ich sage: »Schaut her zu mir! Ich habe Hände!« Und die um mich herum fragen: »Hände? Was sind Hände?«
    »Bist du in Ordnung?« fragte Paul wieder.
    »Ja.«
    »Kann ich das ohne weiteres trinken?« fragte er und deutete auf Chani, die immer noch mit dem Wassersack in den Händen dastand. »Die anderen möchten, daß ich es trinke.«
    Sie verstand die versteckte Frage hinter seinen Worten und wußte, daß er das Gift in der Flüssigkeit gespürt hatte und sich nun ihretwegen Sorgen machte. Ihr fiel auf, daß seine Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen, sehr beschränkt sein mußte. Allein seine Frage deutete darauf hin, daß er sich unsicher fühlte.
    »Du kannst es trinken«, erwiderte sie. »Es ist nicht mehr dasselbe.« Sie sah ihm nach und entdeckte in seiner Nähe Stilgar, dessen dunkle Augen sie nachdenklich musterten.
    »Jetzt wissen wir, daß du uns nicht getäuscht hast«, sagte er.
    Auch aus seinen Worten hörte sie eine versteckte Bedeutung heraus, die eine Analyse der Nachwirkungen der Droge jedoch nicht zuließ. Wie warm und angenehm das alles war. Wie herrlich, daß die Fremen ihr diese einmalige Erfahrung hatten zuteil werden lassen.
    Paul sah, daß seine Mutter im Augenblick nicht mehr ansprechbar war; die Droge hatte sie noch im Griff. Er überprüfte seine Erinnerungen: die gerade abgeschlossene Vergangenheit und die fließenden Linien möglicher Zukünfte. Er schien durch verschlossene Zeitkorridore zu sehen, die der Linse seines inneren Auges Widerstand boten. Die einzelnen Fragmente, die er sah, waren schwer interpretierbar. Er schüttelte den Kopf und zog sich aus dem Strom zurück.
    Diese Droge – er wußte etwas über sie und begann zu verstehen, was sie mit seiner Mutter angestellt hatte. Dennoch ließ sein Wissen einen natürlichen Rhythmus vermissen.
    Er stellte plötzlich fest, daß es ein Unterschied war, wenn man von der Vergangenheit aus die Gegenwart sah – oder man von dem aus, was man über die Vergangenheit wußte, den Versuch unternahm, Schlüsse über die Zukunft zu ziehen.
    Die Dinge beharrten scheinbar darauf, nicht das zu sein, was sie vordergründig zu sein schienen.
    »Trink das«, sagte Chani und hielt ihm das Mundstück des Schlauches unter die Nase.
    Paul richtete sich auf und sah sie an. Irgendwie schien eine Karnevalsatmosphäre in der Luft zu liegen. Er wußte, was passieren würde, wenn er von dieser Gewürzdroge trank, die eine seltsame Substanz enthielt. Sie würde auch ihn verändern. Es würden neue Zukunftsvisionen auf ihn einstürmen, die ihn in einen anderen Raum abdrängen und gefangennehmen würden, ohne daß er sich gegen sie zur Wehr setzen konnte.
    Hinter Chanis Rücken sagte Stilgar: »Trink es ruhig, mein Junge. Sonst hältst du das Ritual auf.«
    Paul horchte auf die Geräusche der Menge. Wildheit war in den Stimmen der Menschen. Sie riefen »Lisan al-Gaib« und »Muad'dib«. Seine Mutter hatte eine sitzende Position eingenommen und schien in einen friedlichen Schlaf gesunken zu sein, sie atmete gleichmäßig und tief. Er erinnerte sich an einen Ausdruck, den er in der Vergangenheit gehört hatte, der aber gleichzeitig seiner Zukunft angehörte: »Sie schläft in den Wassern des Lebens.« Chani zupfte ihn am Ärmel.
    Paul nahm das Mundstück zwischen die Lippen und hörte die Leute jubeln. Als Chani auf den Wassersack drückte, schwappte ihm die Flüssigkeit in den Mund. Er spürte einen bitteren Geschmack. Dann zog Chani das Mundstück zurück und reichte den Sack zwei ausgestreckten Armen entgegen, die jemand von unterhalb der Bühne zu ihr heraufhielt. Pauls Blick haftete an Chanis Arm und sah das grüne

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