Dune 01: Der Wüstenplanet
Gigant, der sich auf einen wilden Kreuzzug gegen das Universum vorbereitete.
Paul sah sich selbst im Mittelpunkt jener Bewegung, wo es noch verhältnismäßig ruhig war, und Chani war an seiner Seite. Er sah, wie sich eine Zeit vor ihm erstreckte, die relative Ruhe in einem versteckten Sietch versprach. Ein Moment des Friedens zwischen Perioden blutiger Gewalt.
»Es gibt keinen anderen Platz, an dem wir Frieden finden können«, sagte er.
»Usul, du weinst ja«, murmelte Chani. »Usul, meine Stärke, weinst du um die Toten? Um welche Toten?«
»Für diejenigen, die jetzt noch leben können«, erwiderte er.
»Dann laß sie ihr Leben zu Ende leben«, sagte Chani.
Durch den Drogennebel hindurch fühlte er, daß sie recht hatte, und zog sie mit sanftem Druck an sich. »Sihaya!«
Chani legte eine Hand auf seine Wange. »Ich habe jetzt keine Angst mehr, Usul. Sieh mich an. Ich sehe, was du siehst, wenn du mich in den Armen hältst.«
»Und was siehst du?« fragte Paul.
»Ich sehe, wie wir einander lieben, bevor die Zeit der Stille vorbei ist und der Sturm losbricht. Dafür hat uns das Schicksal ausersehen.«
Erneut bekam die Droge ihn in ihren Griff, und er dachte: Du hast mir schon so oft Liebe und Vergessen geschenkt. Wieder erfüllte ihn das glänzende Licht der Erleuchtung. Die Zukunft wurde zur Erinnerung ... Die zärtliche Liebe, die Vereinigung ihrer Körper ... Sanftheit und Gewalt.
»Du bist meine Stärke, Chani«, murmelte er. »Bleibe bei mir.«
»Das werde ich«, erwiderte sie. »Für immer.« Und küßte seine Wange.
DRITTES BUCH
DER PROPHET
1
Keine Frau, kein Mann, nicht einmal eines seiner Kinder konnte sich je rühmen, die wirkliche Freundschaft meines Vaters errungen zu haben. Das einzige Verhältnis, das einer solchen Beziehung am nächsten kam, hatte der Padischah-Imperator zu Graf Hasimir Fenring, einem Spielkameraden aus Kindheitstagen. Zunächst sollte man den Grund für diese Beziehung aus der Sicht meines Vaters sehen: Graf Fenring gelang es, das Mißtrauen des Landsraads nach der Arrakis-Affäre dadurch zu zerstreuen, indem er Unmengen von Gewürz verteilte. Wie meine Mutter berichtete, war dies jedoch nicht alles: eine Reihe weiblicher Sklaven wechselte zusätzlich den Besitzer und eine Anzahl von Personen erhielt fürstliche Würden. Das Ganze ging Hand in Hand mit einer wahren allgemeinen Beförderungswelle. Was Fenring jedoch in ein negatives Licht rückte, war seine Weigerung, einen bestimmten Menschen zu töten, obwohl das nicht außerhalb seiner Fähigkeiten lag und mein Vater zudem darauf bestanden hatte. Darüber werde ich im weiteren Verlauf berichten.
›Graf Fenring: ein Profil‹,
von Prinzessin Irulan
Baron Wladimir Harkonnen hetzte von seinen Privaträumen durch einen Korridor, vorbei an hohen Fenstern, durch die die Sonnenstrahlen des Spätnachmittags fielen.
Die Suspensoren, die unter seinem Umhang verborgen waren, hinderten ihn nicht im geringsten daran, weitausholende Sprünge zu machen.
Er stürmte an der Privatküche und der Bibliothek vorbei, passierte den kleinen Rezeptionsraum und brach wie ein wütender Bulle in die Räume seiner Bediensteten ein, wo man sich bereits den üblichen Feierabendtätigkeiten hingab.
Der Gardehauptmann Iakin Nefud saß auf einem Diwan am anderen Ende des Raums, machte ein geistesabwesendes Gesicht und lauschte den Klängen der Semuta-Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte. Einige Leute saßen in seiner Nähe, als spielten sie den Hofstaat eines Adeligen.
»Nefud!« brüllte der Baron.
Die Männer spritzten auseinander.
Nefud stand auf. Seine Züge spiegelten erheblichen Drogengenuß wider, aber dennoch überschattete die Blässe der Angst ihn auf der Stelle. Die Semuta-Musik setzte aus.
»Jawohl, Mylord«, erwiderte Nefud, und es war nur der Droge zu verdanken, daß seine Stimme nicht zitterte.
Der Baron musterte die Gesichter der Umstehenden. Die Männer schwiegen ängstlich. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Nefud zu und sagte mit zuckersüßer Stimme: »Wie lange sind Sie jetzt der Hauptmann meiner Leibwache, Nefud?«
Nefud schluckte. »Seit Arrakis, Mylord. Fast zwei Jahre.«
»Und Sie haben während der ganzen Zeit alle Gefahren von meiner Person ferngehalten?«
»Das war mein einziges Bestreben, Mylord.«
»Und was ist mit Feyd-Rautha?« donnerte der Baron.
Nefud zuckte zurück. »Mylord?«
»Sie erkennen also nicht, daß eine Gefahr, die Feyd-Rautha droht, auch eine
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