Dune 01: Der Wüstenplanet
glucksende Laute der Erheiterung von sich gab.
»Ich wollte damit andeuten, Majestät«, fuhr der Baron fort, »daß Hawat ohnehin innerhalb der nächsten Stunden stirbt.« Er beschrieb das latente Gift, von dem Hawat abhängig war, und dessen Wirkung.
»Wie gerissen von Ihnen, Baron«, erwiderte der Imperator und fügte hinzu:
»Und wo befinden sich Ihre Neffen Rabban und Feyd-Rautha?«
»Der Sturm wird bald losbrechen, Majestät. Ich habe beide mit der Inspektion unserer Vorposten beauftragt, damit die Fremen nicht im Schutz des Unwetters angreifen können.«
»Ach was«, sagte der Imperator verächtlich. »Wir werden von diesem Sturm kaum etwas mitbekommen, solange wir uns hier aufhalten. Diese Fremenbrut wird es sowieso nicht wagen, anzugreifen, solange ich mich mit fünf Legionen Sardaukar hier aufhalte.«
»Natürlich nicht, Majestät«, beeilte sich der Baron zu versichern, »aber gutgemeinte Vorsichtsmaßnahmen kann man schlecht tadeln.«
»Aha«, sagte der Herrscher. »Tadeln. Dann soll ich also vermeiden, darüber zu sprechen, wieviel Zeit und Geld mich dieser ganze Arrakis-Unsinn bereits gekostet hat? Oder wie wenig die MAFEA in letzter Zeit aus diesem Planeten herausgepreßt hat? Und auch nicht von den Veranstaltungen bei Hof, die ich verschieben oder gar absagen mußte, bloß weil dieser Unsinn meine Zeit auffrißt?«
Der Baron senkte erneut den Blick. Die Wut des Kaisers flößte ihm Furcht ein. Seine Position war im Moment mehr als unsicher, das sah er ein. Er konnte nur auf die Große Konvention und die Dictum Familia vertrauen.
Hat er vor, mich umbringen zu lassen? fragte er sich. Das kann er nicht tun! Jedenfalls nicht, solange die Flotte der anderen Häuser um Arrakis kreist und darauf wartet, aus diesem angeblichen Unsinn Gewinn zu ziehen.
»Haben Sie Geiseln genommen?« fragte der Imperator.
»Das ist zwecklos, Majestät«, erwiderte der Baron. »Sobald wir jemanden gefangennehmen, halten diese Fremen sofort eine Trauerfeier ab. Gefangene sind für sie bereits gestorben.«
»Tatsächlich?« fragte der Imperator.
Der Baron wartete, schaute nach rechts und links, musterte die metallenen Wände des Selamliks, die einen solchen Reichtum repräsentierten, daß sogar er davon eingeschüchtert wurde. Er hat alles mitgebracht, dachte er, vom Pagen bis zur Konkubine. Unter seinen Leuten sind Diener und Friseure, Schneider und deren Anhang und Frauen. Die ganzen höfischen Parasiten und Speichellecker. Alle sind sie hier, intrigieren und schmarotzen, weil sie darauf warten, daß er dieser Affäre ein Ende bereitet, damit sie anschließend darüber auf ihren idiotischen Partys schwätzen können.
»Möglicherweise haben Sie nie die richtigen Geiseln genommen«, sagte der Imperator plötzlich.
Er weiß etwas, vermutete der Baron. Die Angst saß plötzlich wie ein Stein in seinem Magen, und er konnte den Gedanken an etwas zu essen kaum noch unterdrücken. Ja, das Gefühl erinnerte ihn an den Hunger, der ständig in ihm brannte. Er hätte alles für eine Mahlzeit gegeben, aber zur Zeit befand sich niemand in der Nähe, der seinen Anweisungen gefolgt wäre.
»Haben Sie irgendeine Vermutung, wer dieser Muad'dib sein könnte?« fragte der Imperator.
»Bestimmt ein Angehöriger der Umma«, erwiderte der Baron. »Ein fremenitischer Fanatiker, ein religiöser Abenteurer. Man hat regelmäßig mit solchen Spinnern zu tun, wenn man sich am Rande der Zivilisation aufhält. Aber das brauche ich Eurer Majestät nicht zu erklären.«
Der Imperator tauschte einen Blick mit der Wahrsagerin und sah den Baron dann finster an. »Und sonst wissen Sie wirklich nichts über diesen Muad'dib?«
»Es ist ein Verrückter«, versicherte der Baron. »Alle diese Nomaden sind nicht ganz normal.«
»Ein Verrückter?«
»Die Fremen rufen seinen Namen, wenn sie sich in eine Schlacht stürzen. Sogar ihre Frauen ... sie werfen uns ihre Babys entgegen und rennen in unsere Messer, bloß um eine Bresche in unsere Reihen zu schlagen, damit ihre Männer um so besser nachsetzen können. Sie haben überhaupt keinen – Selbsterhaltungstrieb.«
»Das ist ja wirklich schrecklich«, erwiderte der Imperator zynisch. »Sagen Sie mal, mein lieber Baron, haben Sie je den Versuch unternommen, die südlichen Polarregionen von Arrakis zu erforschen?«
Die Tatsache, daß der Imperator so plötzlich das Thema wechselte, verwirrte den Baron zutiefst. Verlegen stotterte er: »Äh, nun, Majestät ... Sie müssen wissen, daß die gesamte
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