Dune 01: Der Wüstenplanet
gespielt?« verlangte der Imperator zu wissen. »Bist du wirklich in der Lage, deine Gedanken in die Köpfe anderer Menschen zu übertragen, Kind?«
»Das hat damit gar nichts zu tun«, erwiderte Alia. »Da ich nicht als du geboren bin, kann ich auch nicht wie du denken.«
»Bringt sie um«, murmelte die alte Frau und hielt sich an der Rückenlehne des Throns fest, um nicht umzusinken. »Bringt sie um!« Ihre eingefallenen alten Augen starrten Alia in offensichtlicher Furcht an.
»Still«, verlangte der Imperator. Er schaute Alia näher an und sagte dann: »Bist du in der Lage, mit deinem Bruder Verbindung aufzunehmen?«
»Mein Bruder weiß, daß ich hier bin«, erwiderte Alia.
»Kannst du ihm mitteilen, daß ich dich nur dann leben lasse, wenn er sich ergibt?«
Alia lächelte unschuldig. »Das werde ich nicht tun«, sagte sie einfach.
Der Baron machte ein paar Schritte vorwärts und blieb neben Alia stehen. »Majestät«, flehte er, »ich weiß nichts von ...«
»Wenn Sie mich noch einmal unterbrechen, Baron«, sagte der Imperator sanft, »wird es das letztemal sein, das verspreche ich Ihnen.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Alia zu und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Du willst also nicht, wie? Kannst du vielleicht in meinen Gedanken lesen, was mit dir geschieht, wenn du dich meinen Befehlen widersetzt?«
»Ich habe bereits gesagt, daß ich keine Gedanken lesen kann«, entgegnete Alia. »Aber um deine Absichten zu erkennen, braucht man auch keine lesen zu können.«
Der Imperator sah sie finster an. »Du scheinst mir ein hoffnungsloser Fall zu sein, mein Kind. Ich brauche nur meine Truppen zu sammeln, und dann kann ich aus diesem Planeten ein ...«
»So einfach ist das nun auch wieder nicht«, unterbrach ihn Alia. Sie warf den beiden Vertretern der Gilde einen Blick zu. »Vorher solltest du diese Männer befragen.«
»Es zeugt nicht gerade von Weisheit, sich meinen Anordnungen zu widersetzen«, sagte der Imperator.
»Mein Bruder wird bald hier sein«, sagte Alia. »Und selbst ein Imperator wird, sobald er auftaucht, anfangen zu zittern.«
Der Imperator sprang auf. »Das reicht mir jetzt. Wenn ich deinen Bruder zwischen die Finger bekomme, werde ich ihn mitsamt seinem Planeten zu Staub zermah...«
Der Boden unter ihren Füßen begann plötzlich heftig zu schwanken. Hinter dem Thron, wo die glatte Außenhülle des Sternenschiffes begann, rieselte plötzlich Sand ein. Das unerwartet einsetzende Knistern deutete an, daß der Abwehrschirm zusammenzubrechen begann.
»Ich habe es ja gesagt«, meinte Alia keck. »Mein Bruder ist schon auf dem Weg.«
Der Imperator stand jetzt vor seinem Thron, drückte die rechte Hand gegen sein Ohr und empfing durch den in seiner Hand verborgenen Minisender einen Lagebericht. Der Baron stellte sich zwei Schritte hinter Alia auf. Die Sardaukar verteilten sich blitzschnell und bewachten alle Türen.
»Wir werden starten und uns im Raum neu formieren«, sagte der Imperator. »Baron, verzeihen Sie mir. Diese Verrückten greifen wirklich unter dem Schutz des Sandsturms an. Aber wir werden ihnen zeigen, was der Zorn des Imperators vermag.« Er deutete auf Alia. »Werfen Sie sie in den Sturm hinaus.«
Alia wich zurück, als sei sie von größter Panik erfaßt. »Gebt dem Sturm, nach dem er verlangt!« kreischte sie und rannte genau in die Arme des Barons.
»Ich habe sie, Majestät!« schrie Harkonnen triumphierend. »Soll ich sie sofort – aaaahh!« Er ließ Alia plötzlich fallen und griff nach seinem linken Arm.
»Tut mir leid, Großvater«, sagte Alia. »Du hast jetzt mit dem Gom Jabbar der Atreides Bekanntschaft geschlossen.« Sie stand leichtfüßig wieder auf und ließ eine schwarze Nadel zu Boden fallen.
Der Baron taumelte zurück und fiel hin. Seine Augen schienen fast aus den Höhlen zu quellen, als er auf die blutige Wunde auf der linken Handfläche starrte. »Du ... du ...«, stammelte er. Die Suspensoren ließen ihn nach rechts rollen, bis sie seine fleischigen Massen zum Halten brachten. Er röchelte mit offenem Mund.
»Diese Leute sind wirklich verrückt«, schnaufte der Imperator wütend. »Schnell, ins Schiff zurück! Wir werden diesen Planeten sofort ...«
Links von ihm erschien plötzlich ein Riß in der Wand. Der Geruch verschmorter Leitungen breitete sich aus.
»Der Schild!« schrie einer der Sardaukar-Offiziere. »Der äußere Schild ist zusammengebrochen! Sie ...«
Seine Worte gingen im Aufkreischen geborstenen Metalls völlig
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