Dune 01: Der Wüstenplanet
schüttelte den Kopf. »Wo Thufir Hawat geht, sind Tod und Täuschung seine Begleiter.«
»Sie machen ihn schlechter als er ist.«
»Ich mache ihn schlecht? Ich lobe ihn. Tod und Täuschung stellen im Moment unsere einzige Hoffnung dar. Ich mache mir nur keine falschen Vorstellungen von seinen Methoden.«
»Sie sollten ... sich mit irgend etwas beschäftigen«, schlug Yueh vor. »Verhindern Sie, daß sich in Ihren Gedanken solche morbiden ...«
»Beschäftigen? Beschäftigung nimmt mir den größten Teil meines Lebens, Wellington ... Ich bin die Sekretärin des Herzogs – und so stark beschäftigt, daß ich jeden Tag neue Dinge fürchten lerne; Dinge, die nicht einmal er bemerkt.« Sie preßte die Lippen aufeinander und sagte spröde: »Manchmal glaube ich, daß er mich nur wegen meiner Bene-Gesserit-Ausbildung erwählt hat.«
»Was wollen Sie damit sagen?« Yueh fühlte sich von dem zynischen Tonfall und der darin enthaltenen Bitterkeit, die er an ihr noch nie bemerkt hatte, tief betroffen.
»Glauben Sie nicht auch, Wellington«, fragte Jessica, »daß man einer Sekretärin, die einen liebt, etwas mehr vertrauen kann?«
»Dieser Gedanke ist Ihrer nicht würdig, Jessica.« Der Tadel glitt wie von selbst über seine Lippen. Es gab für ihn keinen Zweifel, welche Gefühle der Herzog gegenüber seiner Konkubine hegte. Man brauchte nur darauf zu achten, mit welchen Blicken er sie bedachte.
Sie seufzte. »Sie haben recht. Es ist wirklich unwürdig.«
Erneut schlang sie die Arme um die Schultern und fühlte das verborgene Crysmesser, wie es gegen ihr Fleisch drückte und sie daran erinnerte, daß es einer unerfüllten Funktion diente.
»Es wird bald Blutvergießen geben«, fuhr sie fort, »denn die Harkonnens werden nicht eher ruhen, bevor nicht sie oder der Herzog vernichtet sind. Der Baron wird niemals vergessen, daß Leto, sein Cousin, von königlichem Blut ist, egal, welcher Seitenlinie er auch entstammt, während er selbst seinen Titel lediglich der MAFEA zu verdanken hat. Und das Gift, das sich in seinem Bewußtsein ausgebreitet hat, ist das Wissen, daß ein Atreides einen Harkonnen nach der Schlacht von Corrin der Feigheit bezichtigt hat.«
»Der alte Streit«, murmelte Yueh. Einen Moment lang durchzog der Haß seine Adern wie Säure. Der alte Streit hatte auch ihn ins Netz gezogen. Und er hatte Wanna getötet – oder sie der Gewalt und den Folterungen der Harkonnens ausgesetzt, die so lange andauern würden, bis ihr Mann seinen Auftrag erfüllt hatte. Der alte Streit war schuld daran, daß er nun ein Teil dieser Affäre war und ebenso die Atreides. Es war eine ungeheure Ironie des Schicksals, daß sich das Ende dieser Fehde ausgerechnet auf Arrakis abspielen mußte, auf dem Planeten, der hauptsächlich deswegen bekanntgeworden war, weil die auf ihm wachsende Melange das Leben verlängerte und die Gesundheit erhielt.
»Woran denken Sie?« fragte sie.
»Ich denke daran, daß das Gewürz auf dem freien Markt zur Zeit sechshundertzwanzigtausend Solaris per Dekagramm einbringt. Das ist eine Summe, für die man viele Dinge kaufen kann.«
»Hat die Habsucht nun auch Sie befallen, Wellington?«
»Es ist keine Habsucht.«
»Was denn?«
Er zuckte mit den Achseln. »Nutzlosigkeit.« Er blickte sie an. »Erinnern Sie sich daran, als Sie zum erstenmal den Geschmack des Gewürzes auf der Zunge spürten?«
»Es schmeckte wie Zimt.«
»Es schmeckt jedesmal anders«, führte Yueh aus. »Es ist wie eine lebende Substanz, die Ihnen jedesmal, wenn Sie es nehmen, ein anderes Gesicht präsentiert. Es nimmt Einfluß auf den Körper, der, wenn er einmal herausgefunden hat, daß das Gewürz gut für ihn ist, seinen Geschmack jedesmal anders empfindet. Das führt bis zu einer leichten Euphorie, und ist, wie das Leben selbst, nicht synthetisch herzustellen.«
»Es wäre vielleicht besser gewesen, wir hätten uns dem Zugriff des Imperiums entzogen und wären abtrünnig geworden«, warf Jessica plötzlich ein.
Sie hatte ihm nicht zugehört, stellte Yueh fest. Aber was sie gesagt hatte, führte ihn zu dem Gedanken: Sie hat recht. Aber warum hat sie nicht versucht, den Herzog davon zu überzeugen, daß dies der einzig gangbare Weg ist? Es wäre kein Problem für sie gewesen.
Schnell, bevor sie auf ein anderes Thema überwechseln konnte, sagte er: »Würden Sie es für eine Unverschämtheit halten ... wenn ich Ihnen eine persönliche Frage stellte, Jessica?«
Wie unter einem unerklärlichen Schmerz drückte Jessica sich
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