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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Aufmerksamkeit wandte sich dem zerkratzten Kopfende des Bettes zu. Es war eine Attrappe, die in Wirklichkeit eine Reihe von Reglern enthielt, mit denen man verschiedene Funktionen des Raumes steuern konnte. In das Holz war ein hüpfender Fisch auf sich kräuselnden Wellen eingeschnitzt, und er wußte, daß, berührte er dessen einzig sichtbares Auge, die Suspensorlampen aktiviert wurden. Wenn er eine der Wellen berührte, würde das die Feuchtigkeit der Luft regulieren, während eine andere für die Zimmertemperatur zuständig war.
    Leise setzte Paul sich im Bett auf. Zu seiner Linken stand ein breites Bücherregal auf Schienen, hinter dem sich ein eingebauter Kleiderschrank befand. Die Klinke der Tür zum Flur war einem Ornithopter nachempfunden. Der ganze Raum war so konstruiert, daß er das Herz eines fünfzehnjährigen Jungen im Sturm erobern mußte. Ebenso wie der ganze Planet.
    Er dachte an das Filmbuch, das Yueh ihm gezeigt hatte. Sein Titel hatte gelautet: »Arrakis – Seiner Kaiserlichen Majestät botanische Versuchsstation in der Wüste.« Das Buch war bereits geschrieben worden, bevor man das Gewürz entdeckt hatte. Namen schossen durch Pauls Gehirn, und bei jedem einzelnen hatte er das danebenstehende Bild vor seinem geistigen Auge: Saguaro, Eselsbusch, Dattelpalme, Sandverbena, Abendprimel, Faßkaktus, Weihrauchgebüsch, Rauchbaum, Kreosotbusch ... Wüstenfuchs, Falke, Känguruhmaus ...
    Namen und Bilder, Bilder und Bezeichnungen aus der irdischen Vergangenheit des Menschen – viele davon gab es außer auf Arrakis nirgendwo mehr.
    Und so viele neue Dinge, die man kennenlernen mußte.
    Das Gewürz. Und die Sandwürmer.
    Paul hörte, wie im Nebenzimmer eine Tür geschlossen wurde. Die sich entfernenden Schritte waren die seiner Mutter. Paul zweifelte nicht daran, daß Dr. Yueh nebenan genügend zu lesen finden würde, um sich in ein anderes Zimmer zurückzuziehen.
    Dies war der richtige Moment, eine Forschungsreise zu unternehmen.
    Paul schlüpfte aus dem Bett und griff nach dem Regal, hinter dem sich der Kleiderschrank befand. Ein Geräusch in seinem Rücken ließ ihn mitten in der Bewegung innehalten. Er wandte sich um. Der geschnitzte Kopfteil seines Bettes sank langsam in die Tiefe und hielt genau dort, wo sich soeben noch sein Kopf befunden hatte ... Paul hielt den Atem an und verharrte regungslos, was ihm das Leben rettete.
    Aus dem Hohlraum hinter dem Kopfende kam ein winziger Jäger-Sucher zum Vorschein. Er war nicht größer als fünf Zentimeter. Paul erkannte ihn sofort: es handelte sich um eine gebräuchliche Waffe von Attentätern, über die adelige Kinder so früh wie möglich aufgeklärt wurden. Das Mordinstrument, das sich in den Körper seines Opfers eingrub und dort wichtige Organe beschädigte, mußte von jemandem gesteuert werden, der sich in unmittelbarer Nähe befand.
    Der Sucher stieg etwas höher und schwebte prüfend im Raum hin und her.
    Die Funktionsweise des Geräts kam wie von selbst in Pauls Bewußtsein zurück: Das komprimierte Suspensorfeld beeinträchtigte die Sichtweite der eingebauten Fernsehkamera. Da es in seinem Schlafraum ziemlich finster war, würde sich derjenige, der das Instrument steuerte, auf Bewegungen konzentrieren müssen – und zwar auf jede. Ein Schild konnte die Geschwindigkeit des Jäger-Suchers abwehren und einem Menschen die Zeit verschaffen, ihn zu vernichten, aber Paul trug keinen Schild, auch der Schutzgurt lag auf seinem Bett. Hätte er über eine Lasgun verfügt, hätte er den mechanischen Mörder abschießen können – aber Lasguns waren sehr teuer und bedurften einer ständigen Wartung. Außerdem war die Gefahr, eine Lasgun unter der schützenden Hülle eines Schildes abzufeuern, nicht zu unterschätzen. Im allgemeinen vertrauten die Atreides auf ihre Körperschilde und ihre Findigkeit.
    Paul blieb reglos stehen. Es war ihm klar, daß nun alles von seiner Geistesgegenwart abhing.
    Erneut stieg der Jäger-Sucher um einen halben Meter. Entlang der herabgelassenen Jalousien suchte er den Raum ab.
    Ich muß versuchen, ihn irgendwie zu packen zu kriegen, dachte Paul. Das Suspensorfeld sorgt dafür, daß er nicht leicht zu fassen ist, aber ich habe keine andere Wahl. Ich muß fest zupacken.
    Das Ding sank um einen halben Meter, flog nach links, drehte eine Runde um das Bett. Ein feines Summen ging von ihm aus.
    Wer ist es, der es steuert? fragte sich Paul. Es muß jemand in meiner Nähe sein. Ich könnte nach Yueh rufen, aber wenn er die Tür

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