Dune 01: Der Wüstenplanet
Jessica eine metallene Wendeltreppe, die an einer ovalen Tür endete. Sie warf einen Blick zurück in die Halle, dann auf die Tür.
Oval? fragte sie sich. Welch eine seltsame Form für eine Tür innerhalb eines Hauses.
Durch die unterhalb der Treppe angebrachten Fenster konnte sie sehen, wie sich die große, weiße Sonne des Planeten Arrakis dem Horizont näherte; sie warf lange Schatten durch die Halle. Erneut wandte Jessica ihre Aufmerksamkeit den Treppenstufen zu. Das einfallende Licht machte sie auf einige Krumen getrockneter Erde aufmerksam.
Jessica legte eine Hand auf das Geländer und ging hinauf. In ihrer schwitzenden Hand fühlte es sich kalt an. Vor der Tür blieb sie stehen und stellte fest, daß diese keine Klinke besaß. Dort, wo sie hätte sitzen sollen, fand Jessica ein abgesetztes Feld.
Sicher ist es kein Handflächenschloß, redete sie sich ein. Schlösser dieser Art sind nur auf die Handflächenmerkmale einer bestimmten Person eingestellt. Aber dennoch sah es wie ein Handflächenschloß aus. Und es gab eine Möglichkeit, ein jedes Schloß dieser Machart zu öffnen. Das hatte sie auf der Schule gelernt.
Jessica blickte sich um, stellte fest, daß niemand sie beobachtete, und legte dann ihre Hand auf das Feld. Ein leichter Druck, um die Linien zu erfassen, ein leichtes Drehen des Handgelenks, noch einer und noch einer.
Sie hörte es klicken.
Plötzlich erklangen aus der Halle die Geräusche sich eilig bewegender Füße. Jessica nahm die Hand von der Tür, drehte sich um und sah, wie Mapes den untersten Treppenabsatz erreichte.
»Es sind Männer in der Halle, die behaupten, der Herzog habe sie geschickt, um den jungen Herrn Paul abzuholen«, sagte sie. »Sie tragen das herzogliche Emblem und die Wache hat sie passieren lassen.« Sie warf einen Blick auf die Tür und dann auf Jessica.
Sie ist mißtrauisch, diese Mapes, dachte Jessica. Das ist ein gutes Zeichen.
»Er ist im fünften Raum vom Ende der Halle aus gesehen«, erwiderte sie. »Wenn du Schwierigkeiten hast, ihn wachzukriegen, bitte Dr. Yueh um Hilfe, der sich im Nebenzimmer aufhält. Gelegentlich schläft Paul so fest, daß man ihn mit Schüssen wecken muß.«
Mapes warf erneut einen Blick auf das ovale Tor, und Jessica meinte, darin Abneigung zu entdecken. Bevor sie fragen konnte, was sich dahinter verbarg, hatte Mapes sich bereits abgewandt und eilte in die Halle zurück.
Hawat hat hier alles überprüft, kam ihr zu Bewußtsein. Ich kann unbesorgt weitergehen.
Ein leichter Druck öffnete die Tür. Sie schwang nach innen. Dahinter befand sich ein kleiner Raum. An seinem anderen Ende lag eine weitere Tür von ebenfalls ovaler Form, die mit einem Handrad versehen war.
Eine Luftschleuse! durchzuckte es sie. Ein fallender Türbalken, der auf dem Boden landete, erregte ihre Aufmerksamkeit. Der Balken trug Hawats persönliches Kennzeichen. Hawat hat die Tür also aufstemmen lassen, ohne sie wieder zu verschließen, dachte sie. Und irgend jemand, der nicht wußte, daß die Tür sich mit der Handfläche verschließen läßt, hat ihn umgestoßen.
Sie trat über die Schwelle in den kleinen Raum hinein.
Weshalb eine Luftschleuse innerhalb eines Hauses? fragte sie sich. Plötzlich fielen ihr exotische Geschöpfe ein, die nur in einem speziellen Klima existenzfähig waren.
In einem speziellen Klima!
Das war für eine Welt wie Arrakis, auf der es keine Pflanze gab, die ohne künstliche Bewässerung auskam, nur normal.
Die hinter ihr liegende Tür wollte gerade zufallen, doch Jessica hielt sie fest und legte den Balken, den Hawat zurückgelassen hatte, dazwischen. Sie warf einen erneuten Blick auf das von einem Handrad verschlossene zweite Tor und fand in der metallenen Fläche die in Galach eingeritzten Worte:
»O Mensch! Hier findest Du einen lieblichen Teil von Gottes Schöpfung. Tritt näher und lerne den Perfektionismus Deiner engsten Freundin kennen.«
Jessica legte ihr ganzes Gewicht auf das Handrad. Es drehte sich nach links und die innere Tür öffnete sich. Ein kühler Luftzug drang durch den Spalt und fuhr durch ihr Haar. Sie bemerkte, daß die Luft hier anders war – sie roch reichhaltiger. Entschlossen öffnete sie die Tür ganz und sah gelbes Sonnenlicht über einem Pflanzendschungel, der bis zur Decke, wucherte.
Gelbe Sonnenstrahlen? dachte sie. Und dann: Filterglas.
Als sie über die Schwelle getreten war, fiel die Tür hinter ihr ins Schloß.
»Ein Treibhaus ... Grünpflanzen!« flüsterte sie.
Topfpflanzen und
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