Dune 01: Der Wüstenplanet
glauben, daß sie mit diesem Trick Erfolg bei mir haben«, erwiderte der Herzog. »Sie müssen mich für einen ausgemachten Narren halten. Es muß realistisch wirken. Selbst deine Mutter darf nicht erfahren, was hier gespielt wird.«
»Aber, Sire, weshalb?«
»Die Reaktion deiner Mutter darf nicht gespielt wirken. Oh, ich weiß, daß sie sich, würde ich sie einweihen, gut genug verstellen könnte ... aber zuviel hängt davon ab. Ich glaube, daß wir auf diese Weise den wirklichen Verräter zu einem Fehler verleiten können. Deshalb muß es so aussehen, als sei ich wirklich auf dieses Komplott hereingefallen. Und sie wird diese Last ertragen müssen, damit es nicht noch zu einem größeren Schmerz kommt.«
»Warum erzählst du mir das, Vater? Befürchtest du nicht, ich könnte es ihr weitererzählen?«
»Du unterliegst keiner Beobachtung«, erwiderte der Herzog. »Und du wirst dieses Geheimnis bewahren. Du mußt es einfach.« Er ging zu den Fensterscheiben und redete, ohne sich umzudrehen, weiter. »Sollte mir etwas passieren, kannst du ihr die Wahrheit sagen. Und sage ihr, daß ich ihr niemals mißtraut habe, niemals, verstehst du? Ich möchte, daß sie das erfährt.«
Paul erkannte die Todessehnsucht in den Worten seines Vaters und sagte rasch: »Es wird Ihnen nichts geschehen, Sire. Die ...«
»Sei still, Junge.«
Paul starrte auf den Rücken seines Vaters, sah die müde Haltung seines Kopfes, die herabhängenden Schultern, seine langsamen Bewegungen.
»Du bist nur müde, Vater.«
»Ich bin wirklich müde«, gab der Herzog zu. »Oder besser gesagt: Ich bin fertig. Möglicherweise hat nun die melancholische Degeneration der Hohen Häuser auch auf mich übergegriffen. Und dabei waren wir einst ein starkes Volk.«
In plötzlich aufwallender Wut sagte Paul: »Unser Haus ist nicht degeneriert!«
»Tatsächlich nicht?«
Der Herzog musterte seinen Sohn, und Paul sah die dunklen Schatten unter seinen Augen. Um seinen Mund lag ein zynischer Ausdruck. »Ich sollte deine Mutter heiraten, sie zu meiner Herzogin machen. Und doch ... mein Junggesellenstatus läßt einige andere Häuser immer noch hoffen, sich mit mir zu verbünden, indem sie mich mit einer ihrer ledigen Töchter verbinden.« Er zuckte mit den Achseln. »Deshalb ...«
»Mutter hat mir das erklärt.«
»Nichts bringt einem Führer mehr Loyalität ein als sein persönlicher Wagemut«, sagte der Herzog. »Deshalb bleibt mir nichts anderes übrig, als das mir anhaftende Draufgängertum so lange wie möglich zu erhalten.«
»Du führst gut«, protestierte Paul. »Und du regierst gut. Die Männer lieben dich und folgen deinen Anweisungen willig.«
»Eine meiner besten Einheiten ist die Propagandaabteilung«, erklärte der Herzog. Er wandte sich erneut der Ebene zu. »Es gibt auf Arrakis für uns mehr Möglichkeiten, als das gesamte Imperium jemals vermutet hat. Und doch denke ich manchmal darüber nach, ob wir nicht fliehen sollten – abtrünnig werden. Manchmal wünsche ich mir, ob es nicht besser gewesen wäre, zurückzusinken in die Anonymität des einfachen Volkes ...«
»Vater!«
»Ja, ich bin wirklich müde«, wiederholte der Herzog. »Weißt du eigentlich, daß wir die Rückstände des Gewürzes dazu benutzen, um aus ihnen Filme herzustellen?«
»Bitte?«
»Wir müssen verhindern, daß uns das Filmmaterial ausgeht«, fuhr der Herzog fort. »Wie sollten wir sonst den Leuten in den Dörfern und Städten unsere Informationen zuleiten? Die Leute müssen darüber informiert werden, wie gut ich sie leite. Und wie sollten sie das erfahren, wenn wir es ihnen nicht erzählen?«
»Du solltest dich schlafen legen«, sagte Paul.
Wieder sah der Herzog seinen Sohn an. »Arrakis verfügt noch über einen weiteren Vorteil, den ich noch nicht erwähnte. Das Gewürz ist alles hier. Du atmest es ein und ißt es in nahezu jeder Speise. Ich bin sicher, daß jeder Körper dadurch gewisse Abwehrstoffe gegen die gebräuchlichen Gifte aus dem Handbuch der Assassinen erzeugt. Und die Notwendigkeit, auf jeden Tropfen Wasser sorgfältig zu achten, hat ebenfalls seine Auswirkungen auf die Nahrungsproduktion. Die Hefekulturen, die gesamte Hydroponik – alles unterliegt einer strengen Überwachung. Es dürfte unmöglich sein, größere Teile unserer Bevölkerung zu vergiften – und deshalb ist es auch kaum möglich, uns auf diese Weise anzugreifen. Arrakis sorgt dafür.«
Paul wollte etwas sagen, aber der Herzog unterbrach ihn, indem er fortfuhr: »Ich brauche
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