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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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dem Balkon stehender Wachtposten knallte, aufgeschreckt durch das Erscheinen Letos, die Hacken zusammen.
    »Stehen Sie bequem«, murmelte Leto. Er beugte sich über das eiserne Geländer, lehnte sich dagegen.
    Über der Wüste begann der Morgen zu grauen. Er sah auf. Genau über ihm wirkten die Sterne wie von einem Seidenschal verdeckt. Am südlichen Horizont leuchtete der zweite Mond dünn durch die Staubschleier. Leto hatte den Eindruck, als mustere der Mond ihn mit einem ungläubigen und sarkastischen Grinsen.
    Noch während er ihm zusah, tauchte der Satellit hinter die Klippen des Schildwalls. In der Sekunde der sich verfinsternden Umgebung fühlte er plötzlich, wie es ihm kalt über den Rücken hinunterlief. Er schüttelte sich. Plötzliche Wut überkam ihn.
    Die Harkonnens haben mir nun zum letztenmal ihre Knüppel zwischen die Beine geworfen, dachte er. Sie sind gierige Raffhälse, und ihr Denken bewegt sich in hinterwäldlerischen Bahnen. Ich möchte sehen, wie sie mich von hier vertreiben wollen! Und mit einem Anflug von Traurigkeit: Ich werde mit dem Auge und der Klaue herrschen – wie der Habicht unter den Singvögeln. Instinktiv tastete seine Hand nach dem auf seiner Brust befestigten Falken-Emblem.
    Im Osten wandelte sich die Nacht zu einem dunstigen Grau. Das Licht näherte sich dem Horizont.
    Es war eine Szene von solch beeindruckender Schönheit, daß er ihr alle Aufmerksamkeit zuwandte.
    Manches hier ähnelt Caladan doch, dachte er.
    Er hätte sich niemals vorzustellen vermocht, daß es auf Arrakis etwas so Schönes geben konnte wie diesen zersplitterten roten Horizont mit seinen purpurnen und ockerfarbenen Klippen. Jenseits des Landefeldes, wo der matte Tau der Nacht der Saat Leben eingehaucht hatte, sah er riesige rote Blütenfelder und dazwischen vereinzelte Felder von dunklem Violett, wie die Fußspuren eines Riesen.
    »Ein herrlicher Morgen, Sire«, sagte der Wachtposten.
    »Das ist es wirklich.«
    Der Herzog nickte und dachte: Vielleicht wird dieser Planet noch über sich hinauswachsen. Vielleicht wird er doch noch eine Heimat für meinen Sohn.
    Er sah menschliche Gestalten, die zu den Blumenfeldern hinübergingen. Sie schwangen seltsame Behälter, die sie als Tausammler auswiesen. Auf Arrakis war die Feuchtigkeit so kostbar, daß man sogar den Tau sammelte.
    Aber er könnte sich auch als Ort des Schreckens erweisen.

14
     
Es gibt möglicherweise keine schrecklichere Entdeckung als die, daß auch dein Vater nur ein Mensch ist – und menschliche Empfindungen hat.
Aus ›Gesammelte Weisheiten des Muad'dib‹,
von Prinzessin Irulan
     
     
    Der Herzog sagte: »Paul, ich bin im Begriff, etwas Abscheuliches zu tun, aber es muß sein.«
    Er stand neben dem tragbaren Giftschnüffler, den man zum Frühstück in den Konferenzraum gebracht hatte. Die Sensorarme der Maschine hingen schlaff auf der Tischplatte und erinnerten Paul an ein verendetes Insekt.
    Der Herzog sah aus dem Fenster, starrte hinaus auf das Landefeld und die trübe Staubwolke, die den Morgenhimmel verdeckte.
    Vor Paul lag der Betrachter, in dem sich der Filmclip über die Religionspraktiken der Fremen befand. Einer von Hawats Leuten hatte das Material zusammengestellt, und Paul war nicht wenig überrascht, daß ein Großteil des Materials sich mit seiner Person auseinandersetzte.
    »Mahdi!«
    »Lisan al-Gaib!«
    Wenn er die Augen schloß, kehrten die Rufe der Menge sofort zu ihm zurück. Also darauf hoffen sie, dachte er. Und ihm fiel ein, was die Ehrwürdige Mutter zu ihm gesagt hatte: Kwisatz Haderach. Die Erinnerungen, die in ihm hochkamen, stürzten ihn im Zusammenhang mit dieser seltsamen Welt in ein Dilemma, dem er sich nicht gewachsen glaubte.
    »Eine verwerfliche Sache«, sagte der Herzog.
    »Was meinen Sie, Sire?«
    Leto wandte sich Paul zu und sah ihn an. »Die Harkonnens glauben mich dadurch konfus machen zu können, indem sie versuchen, in mir Mißtrauen gegenüber deiner Mutter zu erwecken. Sie können sich nicht vorstellen, daß ich eher bereit wäre, mir selbst nicht über den Weg zu trauen.«
    »Ich verstehe nicht, Sire.«
    Wieder sah Leto aus dem Fenster. Die weiße Sonne hatte ihre Morgenposition eingenommen. Sie beleuchtete den Schildwall und die vielen Schluchten und Klippen mit milchigem Licht.
    Langsam und mit leiser Stimme, um seinen Ärger zu verbergen, klärte der Herzog Paul über die mysteriöse Botschaft auf.
    »Genausogut könntest du mir mißtrauen«, sagte Paul, nachdem er fertig war.
    »Sie müssen

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