Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten
Sie das Geschenk.«
Edric wälzte sich in seinem Behälter herum und richtete seinen Blick auf den Ghola. »Dies ist ein Mann namens Hayt«, sagte er. »Nach Auskunft unserer Informanten hat er eine höchst merkwürdige Lebensgeschichte. Er wurde hier auf Arrakis getötet ... durch eine schwere Kopfverletzung, deren Reparatur viele Monate in Anspruch nahm. Der Körper wurde als der eines Schwertmeisters an die Bene Tleilax verkauft. Es kam uns zu Ohren, daß es sich um Duncan Idaho handeln müsse, den vertrauten Gefolgsmann Ihres Hauses. Wir erwarben ihn als ein einem Herrscher angemessenes Geschenk.« Edric spähte zu Paul hinauf. »Ist dies nicht Idaho, Herr?«
Zurückhaltung und Vorsicht färbten Pauls Stimme. »Er hat Idahos Aussehen.«
Sieht Paul etwas, das ich nicht sehe? fragte sich Alia. Nein! Es ist Duncan!
Der Mann namens Hayt stand teilnahmslos da, den Körper entspannt, die metallenen Augen starrten geradeaus. Er gab durch nichts zu erkennen, daß er sich als Gesprächsgegenstand begriff.
»Nach unserem besten Wissen ist es Idaho«, sagte Edric.
»Er heißt jetzt Hayt«, sagte Paul. »Ein sonderbarer Name.«
»Herr, es ist nicht auszumachen, nach welchen Gesichtspunkten die Tleilax Namen verleihen«, sagte Edric. »Aber Namen können verändert werden. Der Name Hayt ist von geringer Bedeutung.«
Dies ist eine von den Bene Tleilax zusammengebastelte Marionette, dachte Paul. Da liegt das Problem. Die Bene Tleilax hatten wenig Bindung an die phänomenologische Lehre; Gut und Böse hatten in ihrer Philosophie keinen festen Stellenwert. Was mochten sie in Idahos Körper untergebracht haben?
Paul blickte zu Stilgar und glaubte abergläubische Furcht in seinen Augen zu lesen. Wahrscheinlich betrachtete der praktisch denkende Mann diesen Auftritt als einen übernatürlichen, phantastischen Zauber, aus dem nichts Gutes erwachsen konnte.
Paul wandte sich dem Ghola zu und fragte: »Hayt, ist das Ihr einziger Name?«
Ein heiteres Lächeln breitete sich über die dunklen Züge des Ghola. Die Metallaugen hoben sich, richteten sich auf Paul, behielten aber ihr mechanisches Starren. »So werde ich genannt, Herr: Hayt.«
Alia zitterte hinter ihrem Guckloch. Es war Idahos Stimme; sie hatte eine Klangfarbe, die so genau dem irgendwo in ihrem Gedächtnis gespeicherten Original entsprach, daß sie die prägende Übereinstimmung bis in ihre Zellen fühlte.
»Möge es meinem Herrn gefallen«, fügte der Ghola hinzu, »wenn ich sage, daß seine Stimme mir angenehm ist. Dies sei ein Zeichen, sagen die Bene Tleilax, daß ich die Stimme früher einmal gehört habe.«
»Aber Sie wissen das nicht sicher«, sagte Paul.
»Über meine Vergangenheit weiß ich nichts sicher, Herr. Es wurde erklärt, daß ich keine Erinnerung an mein früheres Leben haben könne. Was von damals geblieben ist, ist die von den Genen bestimmte Vorlage. Es gibt jedoch Nischen, in die einst vertraute Dinge passen mögen. Es gibt Stimmen, Orte, Speisen, Gesichter, Geräusche, Handlungen – ein Schwert in meiner Hand, die Bedienungsinstrumente eines Thopters ...«
Paul fragte: »Begreifen Sie, daß Sie ein Geschenk sind?«
»Es wurde mir erläutert, Herr.«
Paul ließ sich zurücksinken, die Hände auf den Armlehnen des Thronsessels.
Was bin ich Duncans Fleisch schuldig? fragte er sich. Der Mann starb, um mein Leben zu retten. Aber dies ist nur seine Hülle, dies ist nicht Idaho, sondern ein Ghola. Und doch waren hier der Körper und der Verstand, die ihn einst das Fechten und das Fliegen gelehrt hatten ...
Ein Ghola. Das war ein Körper voll falscher Eindrücke, leicht zu mißdeuten. Duncan Idaho war eine Maske, war ein lockeres, verhüllendes Kleidungsstück von Persönlichkeit, das sich anders bewegte als das, was immer die Tleilax darunter verborgen hatten.
»Wie könnten Sie uns dienen?« fragte Paul.
»In jeder Weise, wie mein Herr es wünscht und meine Fähigkeiten es zulassen.«
Alia war von der Bescheidenheit, ja Schüchternheit des Ghola berührt. Sie konnte nichts Gespieltes ausmachen. Etwas ungemein Unschuldiges ging von diesem neuen Duncan Idaho aus. Der alte Idaho war ein weltlicher Typ gewesen, ein mit mancherlei Fehlern behafteter Haudegen und Abenteurer. Aber dieses Fleisch war von alledem gereinigt. Es war eine reine Oberfläche, auf die die Tleilax etwas geschrieben hatten ... aber was?
Jetzt erst sah sie die versteckten Gefahren in diesem Geschenk. Die Tleilax waren in ihren Schöpfungen auf eine beunruhigende Weise
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