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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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erhitzt und abkühlen läßt, ohne es zu löschen.«
    »Willst du mich mit Zensunni-Geschwätz ablenken?« fragte Paul unmutig.
    »Zensunni hat andere Wege zu erforschen, Herr, als Unterhaltung und Zerstreuung.«
    Paul befeuchtete die Lippen, holte tief Atem und sammelte seine Gedanken. Negative Antworten erhoben sich um ihn. Er hatte nicht gedacht, daß er sich hinreißen lassen würde, bis zur Ausschließung anderer Pflichten mit dem Ghola zu diskutieren. Warum war der Mann ein Zensunni-Mentat? Philosophie ... Worte ... Kontemplation ... Erforschung des Innern ... Er fühlte die Schwäche seiner Kenntnisse.
    »Wir brauchen mehr Daten«, murmelte er.
    »Die von einem Mentat benötigten Tatsachen kann man nicht mitnehmen wie einer, der durch eine Blumenwiese geht und nachher mit Pollen überstäubt ist«, sagte Hayt. »Man wählt seinen Pollen sorgfältig, untersucht ihn unter starker Vergrößerung.«
    »Du mußt mir einmal die Zensunni-Methoden des Denkens und der Rhetorik erläutern«, sagte Paul.
    Die metallischen Augen glitzerten ihn kurz an. »Herr, vielleicht war das beabsichtigt.«
    Um meinen Willen mit Worten und Ideen zu umnebeln? fragte Paul sich.
    »Ideen sind am meisten zu fürchten, wenn sie Handlungen werden«, sagte er laut.
    »Schickt mich fort, Herr«, sagte Hayt, und es war eine Besorgnis in dieser wohlbekannten Stimme, die Paul schmerzlich an vergangene Tage erinnerte. Er fühlte sich von dieser Stimme gefangen. Er konnte diese Stimme nicht fortschicken, selbst wenn sie von einem Ghola kam.
    »Du wirst bleiben«, sagte er, »und wir werden beide Vorsicht walten lassen.«
    Er blickte zum Guckloch hinauf und warf Alia einen bittenden Blick zu, daß sie ihm dieses Geschenk abnehme und seine Geheimnisse aufspüre. Gholas waren Gespenster, mit denen man Kinder schrecken konnte. Er hatte nie geglaubt, einen kennenzulernen. Um aber diesen kennenzulernen, mußte er sich über alles Mitgefühl und über viele ihm teure Erinnerungen stellen ... und er war nicht überzeugt, daß es ihm gelingen würde. Wo war Idaho in diesem maßgeschneiderten Fleisch? Es war nicht Fleisch ... es war ein Leichentuch in Fleischesgestalt! Idaho lag für immer tot in seiner Gruft. Sein Gespenst starrte aus metallischen Augen. Zwei Wesen standen in diesem wiedererstandenen Fleisch Seite an Seite. Eins war eine Bedrohung, deren Gewalt und Natur hinter undurchsichtigen Schleiern verborgen waren.
    Paul schloß die Augen und ließ alte Visionen durch sein Bewußtsein ziehen. Er fühlte die Geister von Liebe und Haß in einer brandenden See, wo keine Felsen aus dem Chaos ragten, kein Ort, von dem man den Tumult überblicken konnte.
    Warum hat mir keine Vision diesen neuen Duncan Idaho gezeigt? fragte er sich. Was verbarg die Zeit vor einem Orakel? Andere Orakel, offenbar.
    Paul öffnete die Augen und sagte: »Duncan, hast du ...« Er stockte. Dann fuhr er fort: »Hayt, haben Sie die Gabe des zweiten Gesichts?«
    »Nein, Herr.«
    Aus der Stimme sprach Ehrlichkeit. Es war möglich, daß der Ghola nicht wußte, daß er diese Fähigkeit besaß, aber das würde sein Arbeiten als Mentat behindern. Welches war der verborgene Plan?
    Die alten Visionen umbrandeten ihn. Würde er den schrecklichen Weg zu wählen haben? Verzerrte Zeit in jener furchtbaren Zukunft deutete auf diesen Ghola hin. War dieser Weg ein unvermeidliches Verhängnis, gleichgültig, was er tat?
    Mach dich frei ... mach dich frei ... mach dich frei ...!
    Der Gedanke läutete in seinem Kopf.
    An ihrem Guckloch hoch über Paul saß Alia, das Kinn in die linke Hand gestützt, und starrte hinab auf den Ghola. Etwas wie eine magnetische Anziehungskraft ging von diesem Hayt aus und reichte bis zu ihr herauf. Die Restaurierungsarbeit der Tleilax hatte ihm Jugendlichkeit gegeben, eine unschuldige Intensität der Persönlichkeit, die sie anzog. Sie hatte Pauls unausgesprochene Bitte verstanden. Wenn Orakel versagten, wendete man sich wirklichen Spionen und physischen Kräften zu. Und sie verspürte den Wunsch, diesem neuen Mann nahe zu sein.
    Er ist eine Gefahr für uns beide, dachte sie.

7
     
Unter zuviel Analyse leidet die Wahrheit.
Altes Sprichwort auf Arrakis
     
     
    »Ehrwürdige Mutter, es bedrückt mich, Sie in solch mißlicher Lage zu sehen.«
    Irulan stand in der offenen Zellentür und blickte in unverhülltem Entsetzen umher. Die Zelle war kaum neun Quadratmeter groß und in den braunen, gewachsenen Fels unter Paul Atreides' Zitadelle gehauen. Als Mobiliar enthielt sie

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