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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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plötzlich trocken vor Angst, fragte Irulan: »Du hast ... gesehen, daß ein Steuermann hierher unterwegs ist?«
    »Natürlich habe ich ihn nicht gesehen«, sagte Paul, ihren Tonfall imitierend. »Aber ich kann sehen, wo einer gewesen ist und wohin er geht. Lassen wir sie ruhig einen Steuermann schicken. Vielleicht kann ich einen gebrauchen.«
    »Wie befohlen«, sagte Stilgar.
    Und Irulan verbarg ein Lächeln hinter vorgehaltener Hand und dachte: Dann ist es wahr. Unser Herrscher kann keinen Steuermann sehen. Die Verschwörung ist geschützt.

6
     
»Und wieder beginnt das Drama.«
Paul Muad'dib bei der Besteigung
des Löwenthrons
     
     
    Alia spähte durch ihr Guckloch hinab in den großen Empfangssaal, um den Einzug des Gildengesandten zu beobachten.
    Das grelle Licht des Mittags strömte durch die hohen Fenster und legte regelmäßige Rechtecke auf den Boden aus grünen, blauen und eierschalenfarbenen Kacheln, die einen Teich mit Wasserpflanzen inmitten üppiger Vegetation darstellten. Exotisch bunte Farbtupfen hier und dort zeigten Vögel und anderes Getier.
    Die Abgesandten der Gilde bewegten sich über das riesige Mosaik wie Jäger, die in einem seltsamen Dschungel ihre Beute beschleichen. Sie bildeten ein bewegtes Muster aus grauen, orangefarbenen und schwarzen Gewändern um einen transparenten Behälter, in dem der Steuermann-Gesandte in seinem orangefarbenen Gas schwamm. Der Behälter – er gemahnte Alia an ein großes Aquarium mit einem Riesenmolch darin – glitt auf seinem stützenden Energiefeld dahin, gezogen von zwei graugekleideten Dienern.
    Direkt unter ihr saß Paul auf dem erhöhten Löwenthron. Er trug die neue Krone mit den Emblemen des Fisches und der Faust, dazu den golddurchwirkten und mit Juwelen reich besetzten Krönungsmantel. Das Flimmern eines persönlichen Energieschilds umgab seine Gestalt wie eine Aureole. Zu beiden Seiten standen Würdenträger und Leibwächter auf der Empore und die Stufen hinunter, Stilgar oben und zur Rechten des Herrschers.
    Ein Blick in Pauls Augen sagte ihr, daß er von der gleichen unerwarteten Gemütsbewegung erfaßt war, die sie in diesen Augenblicken erfuhr. Seine Aufmerksamkeit war auf einen orange gekleideten Mann gerichtet, dessen blind starrende Metallaugen weder nach rechts noch nach links sahen. Ein breites, ziemlich flächiges Gesicht unter schwarzem, gekräuseltem Haar, dessen Züge ihr unheimlich vertraut erschienen ...
    Es war Duncan Idaho!
    Es konnte nicht Duncan Idaho sein, doch er war es. Alia hatte Bilder von diesem Mann gesehen, kannte ihn aus vielen Erzählungen und nicht zuletzt aus den Erinnerungen, die sie von ihrer Mutter übernommen hatte. Paul dagegen, das wußte sie, sah ihn mit den Augen des Freundes, mit den Augen der Dankbarkeit und jungenhafter Verehrung.
    Es war Duncan.
    Alia erschauerte. Es gab nur eine Antwort: dies war ein Ghola der Bene Tleilax, ein aus dem toten Fleisch des Originals rekonstruiertes Wesen. Das Original war bei dem Versuch, Paul zu retten, umgekommen. Dies konnte nur ein Kunstprodukt sein.
    Der Ghola ging mit der leichtfüßigen Wachsamkeit eines Fechtmeisters. Er blieb im selben Moment stehen, als der Behälter des Gesandten zehn Schritte vor den Thronstufen zum Stillstand kam.
    Es fiel Alia nicht schwer, Pauls Beunruhigung zu lesen. Er sah nicht nur die Gestalt aus seiner Vergangenheit an; sein ganzes Wesen starrte. Seine gespannten Muskeln machten jede Bewegung steif und hölzern, als er die Hand hob, dem Gesandten der Gilde zunickte und sagte: »Ich hörte, daß Ihr Name Edric ist. Wir heißen Sie an unserem Hof willkommen und verbinden damit die Hoffnung, daß dieser Kontakt zu einem besseren Verstehen zwischen uns führen wird.«
    Der Steuermann nahm eine liegende Haltung in seinem orangefarbenen Gas ein und steckte eine Melangekapsel in den Mund, bevor er Pauls Blick erwiderte. Der kleine Lautsprecher des Behälters reproduzierte ein hustendes Geräusch, dann die kratzende, geschäftsmäßige Stimme: »Ich demütige mich vor meinem Herrscher und bitte untertänigst um die Erlaubnis, mein Beglaubigungsschreiben überreichen zu dürfen und ein kleines Geschenk anzubieten.«
    Ein Begleiter händigte Stilgar eine gesiegelte Schriftrolle aus. Stilgar las sie mit undurchdringlicher Miene, nickte dann Paul zu. Darauf richteten sich beider Blicke auf den Ghola, der geduldig am Fuß der Stufen stand.
    »Wir sind erfreut, Ihre Beglaubigung anerkennen zu können«, sagte Paul zum Gesandten. »Bitte erklären

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