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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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nach dem Grund der Kursänderung fragen konnte, sagte er: »Ist das nicht El Kuds, dort unten?«
    Sie blickte hinunter und sah den Schatten der Maschine über die kahlen, gefalteten Hänge des Vorgebirges gleiten. Dort war der Harg-Paß, und nach wenigen Sekunden sah sie die Felspyramide, die den Schädel ihres Vaters enthielt. Es war El Kuds – der heilige Ort.
    »Das ist El Kuds«, bestätigte sie.
    »Ich muß den Ort einmal besuchen«, sagte er sinnend. »Die Nähe zu den Überresten Ihres Vaters könnte Erinnerungen auslösen, die ich in den Griff kriegen kann.«
    Er drückte die Maschine tiefer und kreiste einige Male über der Bergeinsamkeit. Alia betrachtete die rötlichen und braunen Felsen, deren Abstürze und Geröllhalden in einem trockenen Strand ausliefen. Und dahinter war ein Meer aus Sand, graugelb unter Schleiern von Staub und flimmernder Hitze. Die Gebirgsflanken hoben sich über die Dünen wie ein Schiff, das in der Weite des Ozeans den Bug durch die anlaufenden Wellen schiebt.
    Hayt spähte hinab zur Felspyramide. Ein nachdenklicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Seine Lippen bewegten sich lautlos.
    Nachdem sie fünfmal über dem Monument gekreist waren, sagte sie: »Fliegen wir weiter, jetzt.«
    Er schüttelte den Kopf wie einer, der unwillig eine Störung seiner Gedanken abwehrt.
    »Was ist mit Ihnen?« fragte sie.
    Er saß da und seine Hand hielt die Steuerung fest, als ob sie angeschweißt wäre, während er unverwandt auf die Grabstätte hinunterstarrte.
    »Er war ...« murmelte er endlich, »er war ...« Er schluckte, schüttelte den Kopf wieder und blickte sie mit den toten Metallaugen an. »Ich fühlte ... ein Arm ... auf meiner Schulter«, flüsterte er. »Ich fühlte ihn! Einen Arm.« Wieder schluckte er. »Es war ... ein Freund. Es war ... mein Freund.«
    »Wer?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, es war ... Ich weiß es wirklich nicht.«
    Im Armaturenbrett blinkte das Ruflicht. Alia schaltete die Sprechanlage ein. Der Pilot der anderen Maschine wollte wissen, warum sie über den Bergen kreisten. Sie nahm das Mikrofon und erklärte, daß sie dem Grab ihres Vaters einen kurzen Besuch abgestattet hätten. Der andere Pilot erinnerte sie an die Uhrzeit.
    »Wir fliegen jetzt nach Arrakeen«, sagte sie und schaltete die Sprechanlage aus.
    Hayt holte tief Atem, dann zog er die Maschine herum und ging wieder auf Nordkurs.
    »Es war meines Vaters Arm, den Sie fühlten, nicht wahr?« fragte sie.
    »Vielleicht.«
    Seine Stimme war die eines Mentaten, der Wahrscheinlichkeiten durchrechnete, und sie sah, daß er seine Fassung wiedergewonnen hatte.
    »Wissen Sie«, sagte sie eifrig, »wie und woher ich meinen Vater kenne?«
    »Ich kann es mir vorstellen«, sagte er abwesend.
    »Ich will es Ihnen erklären.« Und sie erzählte, wie sie vor ihrer Geburt zu vollem Bewußtsein erwacht war, ein verschreckter Fötus mit dem Wissen unzähliger Menschenleben, das in die Nervenzellen drängte – und alles das nach dem Tod ihres Vaters.
    »Ich kenne meinen Vater nur, wie meine Mutter ihn kannte«, sagte sie. »In jeder Einzelheit und jeder Erfahrung, die sie mit ihm teilte. In gewisser Weise bin ich meine Mutter. Ich habe alle ihre Erinnerungen bis zu dem Zeitpunkt, wo sie vom Wasser des Lebens trank und in die Trance der Seelenwanderung einging.«
    »Ihr Bruder erklärte mir etwas davon.«
    »Wirklich? Warum?«
    »Ich fragte ihn.«
    »Warum?«
    »Ein Mentat braucht Daten.«
    »Oh«, sagte sie in unbestimmter Enttäuschung. Sie blickte hinab auf die Gipfelfläche des Schildwalls mit ihren Trockenschluchten und Karstlöchern.
    Hayt bemerkte ihre Blickrichtung und sagte: »Ein sehr exponierter Platz, dort unten.«
    »Aber ein sicherer Zufluchtsort in Zeiten der Gefahr«, antwortete sie. »Es erinnert mich an einen menschlichen Verstand ... mit all seinen Verstecken und Verborgenheiten.«
    »Ah«, sagte er.
    »Ah? Was bedeutet das – ah?« Sie ärgerte sich wieder über ihn, ohne einen Grund dafür zu wissen.
    »Sie möchten wissen, was mein Verstand verbirgt«, sagte er nüchtern. Es war eine Feststellung.
    »Woher wissen Sie, ob ich Sie mit meiner seherischen Begabung nicht längst durchschaut habe?« fragte sie.
    »Haben Sie das versucht?« fragte er zurück, und zum erstenmal im Lauf dieses Gesprächs wirkte er interessiert und neugierig.
    »Nein!«
    Er zuckte leicht die Achseln. »Seherinnen haben ihre Grenzen. So war es schon bei der alten Sibylle.«
    Er schien sich zu amüsieren, und das dämpfte Alias

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