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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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miteinander. Sie können nicht einen Mentaten oder irgendeinen anderen Intellektuellen mieten, daß er es für Sie löse. Kein Diener – oder Schüler – kann die Wunde verbinden. Sie verbinden sie selbst, oder Sie bluten vor aller Augen weiter.«
    Sie wandte sich mit einem ärgerlichen Ruck von ihm ab und begriff erst im Augenblick der Handlung, was dies über ihre Empfindungen verriet. Ohne Zauberei oder trickreiche List hatte er wieder ihre Abwehr durchstoßen. Wie machte er das?
    »Was haben Sie ihm geraten?« fragte sie.
    »Ich riet ihm, zu urteilen, Ordnung aufzuerlegen.«
    Alia starrte hinaus zu den Wachen und bemerkte, wie geduldig sie warteten – wie ordentlich. »Also Gerechtigkeit zu üben«, murmelte sie.
    »Nicht das«, widersprach er. »Ich schlug vor, daß er urteile, nicht mehr, geleitet von einem Prinzip, vielleicht ...«
    »Und das wäre?«
    »Seine Freunde zu erhalten und seine Feinde zu zerstören.«
    »Also ungerecht zu urteilen?«
    »Was ist Gerechtigkeit? Zwei Kräfte kollidieren. Jede mag in ihrer eigenen Sphäre recht haben. Und dies ist der Punkt, wo ein Herrscher geordnete Lösungen befiehlt. Die Kollisionen kann er nicht verhindern – er löst.«
    »Wie?«
    »In der einfachsten Weise: er entscheidet.«
    »Indem er seine Freunde erhält und alle seine Feinde zerstört?«
    »Ist das nicht Stabilität?« sagte er. »Die Leute wollen Ordnung von dieser oder jener Art. Sie sitzen im Gefängnis ihrer Bedürfnisse und sehen, daß Krieg zum Sport der Reichen geworden ist, einem Sport, der nur zu ihren Lasten geht. Das ist gefährlich. Es ist Unordnung.«
    »Ich werde meinem Bruder sagen, daß Sie zu gefährlich sind und zerstört werden müssen«, sagte sie entschlossen.
    »Das ist eine Lösung, die ich bereits vorgeschlagen habe«, sagte er.
    »Darum sind Sie gefährlich«, erklärte sie. »Sie haben Ihre Leidenschaften gemeistert.«
    »Nicht deshalb bin ich gefährlich.« Bevor sie abwehren konnte, beugte er sich zu ihr, faßte ihr Kinn mit einer Hand und drückte seine Lippen auf die ihren.
    Es war eine sanfte und kurze Berührung, dann ließ er sie los und zog sich zurück. Sie starrte ihn aus schockgeweiteten Augen an. Die Wachen draußen standen steif wie Puppen, aber ihre Mienen zuckten in krampfhaft unterdrückter Heiterkeit.
    Alia merkte nichts davon. Sie führte einen Finger an ihre Lippen. Das Gefühl dieses Kusses hatte etwas so Vertrautes gehabt. Seine Lippen waren wie Boten aus einer Zukunft gewesen, die sie aus irgendeiner Vision kannte. Schwer atmend sagte sie: »Ich sollte Sie auspeitschen lassen.«
    »Weil ich gefährlich bin?«
    »Weil Sie sich zuviel anmaßen!«
    »Ich maße mir nichts an. Ich nehme nichts, was mir nicht zuvor angeboten wird. Seien Sie froh, daß ich nicht alles genommen habe, was angeboten wurde.« Er öffnete seine Tür und stieg aus. »Kommen Sie mit. Wir haben uns mit diesem vergeblichen Bemühen zu lange aufgehalten.« Ohne auf sie zu warten, schritt er über den Platz aufs Palasttor zu.
    Alia sprang aus der Maschine und eilte ihm nach.
    »Ich werde meinem Bruder alles sagen, was Sie gesagt und getan haben!« zischte sie.
    »Gut.« Er hielt die Tür für sie.
    »Er wird Sie hinrichten lassen«, sagte sie.
    »Warum? Weil ich den Kuß genommen habe, den ich wollte?« Er folgte ihr in die weite Eingangshalle; die Tür fiel hinter ihm zu.
    Entrüstung erfüllte sie. »Der Kuß, den Sie wollten!«
    »Dann eben der Kuß, den Sie wollten, Alia.«
    Sie suchte einen Moment vergeblich nach Worten, bestürzt über seinen Freimut, seine völlige Wahrhaftigkeit. Der Kuß, den ich wollte, dachte sie. Wie wahr.
    »Ihre Wahrhaftigkeit, das ist das Gefährliche«, sagte sie, als sie den Fuß der Treppe erreicht hatten.
    »Sie kehren zu den Wegen der Weisheit zurück«, antwortete er. »Ein Mentat hätte es nicht direkter aussprechen können. Nun sagen Sie mir, was Sie in der Wüste gesehen haben?«
    Sie faßte seinen Arm und hielt ihn zurück. Er hatte es wieder getan; wieder hatte er ihren Verstand in erhöhtes Bewußtsein geschockt.
    »Ich kann es nicht erklären«, sagte sie, »aber ich denke ständig an die Tleilax. Warum ist das so?«
    »Deshalb hat Ihr Bruder Sie in die Wüste geschickt«, sagte er. »Erzählen Sie ihm von diesem hartnäckigen Gedanken.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber warum? Warum diese Assoziation mit Verwandlungskünstlern?«
    »Dort draußen wurde eine junge Frau tot aufgefunden«, sagte er. »Die Frage ist, wo man eine junge Frau

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