Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten
Sie Ehrfurcht vor mir?«
»Sie kennen meine Ergebenheit, Herr«, stammelte Korba. »Sie sind Paul Muad'dib, den wir einst Usul nannten, und ich ...«
»Haben Sie sich jemals wie ein Apostel gefühlt?« fragte Paul.
Korba mißverstand die Worte, doch den Tonfall interpretierte er richtig. »Mein Herrscher weiß, daß ich ein reines Gewissen habe!«
Paul seufzte und murmelte: »Shai-Hulud möge uns retten!«
Die fragende Stille der folgenden Sekunden wurde von jemand unterbrochen, der pfeifend durch die äußere Halle ging. Einer der Türsteher zischte einen Befehl, und das Pfeifen hörte auf.
»Korba, ich glaube, Sie mögen all dies überleben«, sagte Paul. Und er las das wachsende Licht des Verstehens von Stilgars Gesicht.
»Die Fremden in den Gärten, Herr?« erinnerte Stilgar.
»Ah, ja«, sagte Paul. »Bannerjee soll sie hinauswerfen. Korba, Sie können das überwachen.«
»Ich, Herr?« fragte Korba verdutzt.
»Warum nicht? Oder sollten einige meiner Freunde vergessen haben, was sie früher waren? Korba, Sie werden diejenigen zurückhalten, die Chani als Sardaukars identifiziert, und sie töten lassen. Am besten tun Sie es selbst. Ich möchte, daß es ohne unnötiges Aufsehen geschieht. Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß Religion und Regierung nicht nur darin bestehen, Predigten zu halten und Verträge zu billigen.«
»Ich gehorche Muad'dibs Befehlen«, flüsterte Korba.
»Können wir jetzt die Berechnungen für das Zabulon-Projekt durchgehen?« fragte Stilgar.
»Morgen«, sagte Paul. »Und wenn die Fremden aus den Gärten entfernt sind, lassen Sie verkünden, daß der Empfang beendet ist. Die Party ist aus, Stilgar.«
»Ich verstehe, Herr.«
»Das weiß ich«, sagte Paul.
10
Hier liegt ein gestürzter Gott –
In den Trümmern seines Falles.
Wir bauten nur sein Piedestal.
Ein hohes und ein schmales.
Tleilaxu-Epigramm
Alia kauerte im Sand, die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Kinn zwischen den Handballen, und betrachtete die Leiche. Nur noch die Knochen und ein paar vertrocknete Hautfetzen waren von dem übrig, was einmal eine junge Frau gewesen sein mußte. Der Schädel und Teile des Oberkörpers fehlten, vermutlich von Getier verschleppt. Der Sand ringsum war von den Ärzten und Quästoren ihres Bruders zertrampelt. Sie waren längst gegangen, alle bis auf die Totengräber, die mit Hayt, dem Ghola, ein kleines Stück abseits standen und warteten, daß sie ihre Betrachtung beende.
Ein klarer Himmel spannte sich meergrün über dem schmutzigen Gelbgrau der vegetationslosen Einöde.
Der Leichnam war einige Stunden zuvor von einer tieffliegenden Kuriermaschine entdeckt worden, deren Instrumente eine schwache unterirdische Wasserader ausgemacht hatten, wo keine sein sollte. Der Funkspruch des Piloten hatte die Experten herbeigerufen. Und sie hatten festgestellt – was? Daß dies eine Frau von etwa zwanzig Jahren gewesen war, semutasüchtig, vermutlich eine Einheimische, die hier in der Wüste an einem subtilen Gift zugrunde gegangen war, wie es von den Bene Tleilax hergestellt wurde.
Der Tod in der Wüste war kein ungewöhnliches Vorkommnis. Aber eine Einheimische, die semutasüchtig war, das war eine solche Rarität, daß Paul sie geschickt hatte, um die Fundstelle mit den Methoden zu untersuchen, die ihre Mutter sie gelehrt hatte.
Alia fühlte, daß sie nichts erreicht hatte. Mit ihrem Erscheinen hatte sie einen Fall, der ohnedies mysteriös war, in den Augen Außenstehender noch geheimnisvoller gemacht. Sie hörte das ungeduldige Füßescharren der Totengräber, ließ sich jedoch nicht beeindrucken. Aus den Augenwinkeln sah sie den Ghola dastehen und zu den beiden Maschinen starren, die in der Nähe warteten: ihrer eigenen und der, die den Leichnam zum Begräbnisplatz bringen sollte. Sie spürte ein plötzliches Verlangen, an Bord zu gehen und diesen trostlosen Ort zu verlassen.
Aber Paul hatte gedacht, sie könne hier etwas sehen, das anderen entgangen war. Sie bewegte unbehaglich die Schultern in dem steifen Destillanzug. Nach den langen Jahren des Stadtlebens empfand sie ihn als rauh und unbequem. Verstohlen betrachtete sie den Ghola und überlegte, ob er etwas Bedeutsames über diesen Todesfall wissen mochte.
Als ob er ihren Blick fühlte, wandte er den Kopf, und die grauen Metallaugen starrten sie leblos an. Sie blickte sofort weg.
Eine junge Frau war hier an einem Gift gestorben, das nach Auskunft der Mediziner den Namen »Sonnentau« führte.
Eine junge Frau,
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