Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
uns.«
»Uns?«
Bronso führte sie in eine karge Kammer mit Metallwänden und hellblauen Stühlen, die um einen Metalltisch in der Mitte gruppiert waren. Offenbar hatte es sich früher um eine Messe für einen Gewürz-Arbeitertrupp gehandelt. An den Wänden durchliefen Holo-Fotos eine Reihe von Wüstenszenen.
Am Tisch saß Tessia, steif und bewegungslos.
Jessica schnappte kurz nach Luft, und Bronsos Mutter hob den Kopf und lächelte. »Mein Sohn hat mir dabei geholfen, den Bene Gesserit zu entkommen. Ich wusste, dass er irgendwann kommen würde. Ich habe auf ihn gewartet – und die Schwestern haben nie begriffen, wie ich ihrem Schuldspruch getrotzt habe.«
Mit echter Freude trat Jessica vor, um ihre Freundin zu umarmen. »Tessia, ich bin so froh, dass du in Sicherheit bist!« Sie blickte sich zu Bronso um. »Wie ist dir das gelungen?«
»Ich hatte Hilfe ... also auf die gleiche Art, wie mir bisher alles gelungen ist.« Er ließ sich schwerfällig neben seiner Mutter auf einen Stuhl sinken. »Aber bei mir ist sie nicht sicher. Sie wissen, welchen Gefahren ich ausgesetzt bin, und ich kann meine Arbeit nicht fortsetzen, wenn ich mir um sie Sorgen machen muss. Deshalb habe ich Sie hergerufen. Können Sie sie mitnehmen und ihr auf Caladan ein Zuhause bieten? Als ich am Raumhafen von Carthag eintraf, habe ich meine Mutter abgetastet und einen implantierten Bene-Gesserit-Peilsender in ihrem Hals gefunden. Ich habe ihn sofort elektronisch deaktiviert und ihn später zerstört. Trotzdem weiß die Schwesternschaft vielleicht, dass Tessia auf dem Wüstenplaneten ist. Sie könnte in Gefahr sein. Ich brauche Ihre Hilfe.«
Jessica wog die Risiken und möglichen Konsequenzen ab. Mittlerweile verabscheute sie die Schwesternschaft mit ihren ewigen Intrigen, mit ihren Tentakeln, die sie überallhin ausstreckte. Und Alia hasste alles, was mit Bronso zu tun hatte. Das würde nicht einfach sein ... Aber die Ehre – die Ehre der Atreides – erlaubte ihr nur eine Antwort. »Natürlich tue ich das. Ich kann eine geheime Passage nach Caladan arrangieren.«
Tessia klang wehmütig. »Caladan ... ich würde lieber in meine eigene Heimat zurückkehren.«
Bronso erwiderte knapp: »Caladan ist die weitaus bessere Wahl. Auf Ix ist es nicht mehr sicher, und die Schwesternschaft sucht dort vielleicht nach dir.«
»Ja, ich mag Caladan. Rhombur und ich waren dort glücklich ...«
Jessica erkannte sofort die praktischen Probleme, obwohl sie Bronso die Bitte nicht abschlagen konnte. »Sie darf nicht mit mir zusammen gesehen werden, sonst weiß Alia, dass wir beide Kontakt miteinander haben. Aber ich kann deine Mutter ein paar Tage lang verstecken und dann für sie unter falschem Namen eine Reisemöglichkeit nach Caladan organisieren. Die Bene Gesserit dürfen nie erfahren, wo sie ist, und meine Tochter auch nicht.«
Tessia lächelte sie beide an.
Einige Tränen der Erleichterung rannen Bronso über die Wangen, doch er wischte sie weg. »Ich kann Ihnen nicht genug danken. Caladan ist der perfekte Ort für meine Mutter.«
»Wir müssen sehr vorsichtig sein, Bronso. Irgendwann könnte ihre Identität durchsickern, und wir wollen nicht Alias Zorn auf Caladan herabrufen – oder den der Bene Gesserit. Das hat für mich als Herzogin höchste Priorität. Aber vorläufig dürfte Caladan eine sichere Lösung sein, unter der Bedingung absoluter Geheimhaltung, bis wir ein dauerhaftes Zuhause für sie gefunden haben. Gib mir eine Woche, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen.« Vielleicht konnte Gurney helfen. Er sollte am folgenden Tag mit Duncan zurückkehren, und er fand bestimmt eine Möglichkeit, Tessia verschwinden zu lassen.
»Ich werde erst dann ruhig schlafen, wenn ich mir sicher bin, dass meine Mutter außer Gefahr ist. Nehmen Sie sie mit, aber geben Sie mir Bescheid, sobald alles geregelt ist.« Er teilte ihr mit, welche Identität er als Nächstes annehmen würde, und nannte ihr einen sicheren Unterschlupf in den Elendsvierteln von Carthag. »Dort können Sie mich erreichen. Und ich weiß immer, wo Sie sich aufhalten. Treffen wir uns in einer Woche? Dann werden wir bereits andere Dinge zu besprechen haben.«
Tessia hatte nichts, was sie hätte einpacken oder mitnehmen müssen. Jessica dachte schon jetzt darüber nach, wo sie die Frau für ein paar Tage in Arrakeen verstecken konnte. Nachdem Bronso sie beide ein letztes Mal in den Arm genommen und seiner Mutter lange, von Herzen kommende Abschiedsworte ins Ohr geflüstert hatte,
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