Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
über die Schulter zu. »Vor Jahren, bevor ich von Ix geflohen bin, habe ich mein gesamtes Vernius-Vermögen auf versteckte Konten übertragen. Ich kann eine verschwenderische Bezahlung anbieten.«
»Sehr interessant. Und der Auftrag?«
Ohne mit der Wimper zu zucken, blickte Bronso dem Meister-Jongleur in die Augen. »Ich möchte, dass ihr mir dabei helft, jemanden zu ermorden.«
»Wenn du bereit bist, ein exorbitantes Vermögen auszugeben, muss das Ziel eine unglaublich wichtige Person sein. Für wen ließe sich eine so hohe Summe rechtfertigen?«
Bronso warf einen kurzen Blick durch die halboffene Zeltklappe und sprach leiser. »Den Imperator Paul Muad'dib.«
Rheinvar trat einen Schritt zurück und brach dann in Gelächter aus. »Du kommst zu spät zu uns. Hast du es nicht gehört? Muad'dib ist bereits tot.«
»Ich meine nicht körperlich. Ich meine seinen Ruf, den Mythos und die Verzerrungen, die um ihn entstanden sind. Ich habe Augen in der Zitadelle des Muad'dib, ich beobachte, was dort vorgeht, und obwohl ich mit sehr vielen politischen Entscheidungen nicht einverstanden bin, konzentriere ich mich auf etwas ganz Bestimmtes. Ich muss die Vorstellung ausmerzen, dass Paul ein Messias war. Das Volk und die Historiker müssen erkennen, dass er ein Mensch war – und zutiefst fehlerbehaftet. Ihr müsst mir dabei helfen, seinen Ruf zu ermorden.«
»Ich habe gehört, dass Muad'dib am Ende einen Gestaltwandler getötet hat«, sagte Sielto völlig emotionslos. »Einen Infiltrator und Verschwörer namens Scytale. Vielleicht ist das ein ausreichender Grund für uns, dir gegen ihn zu helfen.«
Rheinvar runzelte weiterhin finster die Stirn. »Das wird gefährlich. Sehr gefährlich.«
Bronso ging im Zelt auf und ab und sprach schnell. »Ihr müsst mir nur Unterschlupf gewähren und mir helfen, Propaganda gegen ihn zu verbreiten. Die Waykus haben mir jahrelang geholfen, aber jetzt möchte ich etwas in noch größerem Maßstab unternehmen und auf dem aufbauen, was ich bereits geleistet habe. Ich habe Vertrauen in deine Fähigkeiten und dein Geschick, Rheinvar. Tatsächlich habe ich dir mein Leben anvertraut, indem ich hierhergekommen bin. Ich hoffe, dass du meines großen Vertrauens würdig bist und dass meine Jugenderinnerungen mich nicht täuschen.«
Der Leiter der Jongleurs schaute zu Sielto hinüber, und zwischen den beiden wurde ein wortloses Einverständnis hergestellt. Der Meister-Jongleur setzte sich hinter einen unaufgeräumten Tisch, verschränkte die Finger vor sich und grinste. »Dann gestatte mir, selbst ein bisschen Vertrauen zu zeigen und unsere Zusammenarbeit zu besiegeln. Es überrascht mich, dass ein so heller Kopf wie du es sich noch nicht zusammengereimt hat.«
Vor Bronsos Augen wandelten sich die Züge des alten Mannes, zerflossen und wurden zu einem neutralen, emotionslosen Gesicht. Ein weiterer Gestaltwandler! »Zinnoberrote Hölle! Jetzt verstehe ich, warum du in all den Jahren nicht gealtert bist!«
»Der erste Rheinvar – den du als Junge kennengelernt hast – war tatsächlich ein Mensch. Aber vor siebzehn Jahren wurde er auf der Flucht schwer verletzt, nachdem ein Assassinen-Mordversuch schiefgelaufen ist. Er starb an Bord des Heighliners, kurz nachdem wir die Umlaufbahn verlassen hatten. Glücklicherweise hat niemand außer uns sein Ende gesehen. Wir beschlossen, seinen Ruhm und seine Bekanntheit, seinen Wert als Leiter unserer Truppe und als perfekte Tarnidentität nicht einfach wegzuwerfen.
Also wählte man unter den Gestaltwandlern mich aus, um seinen Platz einzunehmen. Aber ohne den echten Rheinvar verloren wir unsere Inspiration, und unser künstlerischer Status schwand. Ich kann einige seiner Fähigkeiten nachahmen, aber ich bin kein echter Meister-Jongleur. Mir fehlen seine erstaunlichen hypnotischen Manipulationskräfte. Ich kann nur so tun, als wäre ich der, der er war. Mit ihm ist uns etwas Undefinierbares verlorengegangen.«
»Vielleicht etwas Menschliches?«, fragte Bronso.
Die beiden Gestaltwandler zuckten mit den Schultern. »Willst du noch immer unsere Hilfe?«
»Mehr als je zuvor, da ich nun etwas über euch weiß, was anderen unbekannt ist – etwas, das ihr vielleicht nicht einmal selbst wisst.«
Der Gestaltwandler nahm wieder Rheinvars vertrautes Erscheinungsbild an. »Aha? Und was wäre das, mein Freund?«
»Das in ihrem Innern nicht alle Gestaltwandler gleich sind.«
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Wir leben unser Leben, träumen unsere Träume und schmieden unsere Pläne.
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