Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson

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kritisieren oder zu loben. Jessica hatte immer einen sicheren Abstand zu ihnen gewahrt. Sie hatte gesehen, was einer Ehrwürdigen Mutter passieren konnte, die zuließ, dass diese beständigen, predigenden Stimmen ihre individuelle Persönlichkeit übertönten.
    Wie hatte Alia sich vor diesem inneren Aufruhr geschützt? Unvorbereitet und ungeboren hätte sie schnell in der Flut all dieser Leben ertrinken können. Wie hatte sie sich geschützt?
    Und jetzt, am Ende dieser langen Folge vergangener Leben, sah Jessica vor sich eine Gestalt in einer Robe, deren Gesicht von einer Kapuze verdeckt war, die in einem lautlosen Wind flatterte. Eine männliche Gestalt. Paul? Etwas veranlasste sie dazu, sich umzudrehen, und am anderen Ende der Ewigkeit sah sie ebenfalls ihren Sohn stehen, doch er hatte weder Gesicht noch Stimme.
    Schließlich hörte sie seine Worte in ihrem Kopf: »Es gibt wenige, die mich beschützen können ... aber viele, die mich vernichten wollen. Du könntest beides tun, Mutter – und Alia auch. Wofür wirst du dich entscheiden?«
    Sie versuchte ihn um mehr Informationen zu bitten, doch sie fand ihre Stimme nicht. Als Antwort auf ihr Schweigen sagte Paul nur: »Denk an dein Versprechen ... jenes, welches du mir auf Ix gegeben hast.«
    Der Sand um sie herum wurde aufgepeitscht und trug Staub und Nebel mit sich, der immer schneller wirbelte und über ihre Haut schabte – bis sie sich schließlich die Augen rieb, sich im unterirdischen Gewölbe umblickte und das verspritzte Wasser, den toten Wurm und die bittere Galle roch.
    Alia war bereits wieder wach. Da sie besser an die Droge gewöhnt war, hatte ihr Körper sie schneller verarbeitet. Die von der Gewürzabhängigkeit tiefblauen Augen des Mädchens waren weit aufgerissen, und ihre Lippen hatten sich zu einem erstaunten Lächeln geöffnet. Neben ihr saß Duncan steif im Schneidersitz und träumte offenbar immer noch.
    »Ich habe Paul gesehen«, sagte Alia.
    Jessicas Herz schlug schneller. »Und was hat er zu dir gesagt?«
    Alias Lächeln wurde rätselhaft. »Das ist etwas, das nicht einmal Mutter und Tochter teilen können.« Jessica begriff zu spät, dass auch Alia sie ausgesperrt hatte. »Und was hast du erlebt?«
    Jessica schüttelte leicht den Kopf. »Es war ... verwirrend. Ich muss noch darüber meditieren.«
    Als sie sich erhob, verriet ihr die schmerzhafte Versteifung ihrer Glieder, dass sie recht lange in Trance gewesen war. Ihr Mund war ausgedörrt, und sie spürte einen sauren Nachgeschmack von der Flüssigkeit, die sie getrunken hatte ... und von der seltsamen Vision, die sie erlebt hatte.
    Jessica ließ Alia neben Duncan sitzend zurück. Die junge Frau hielt den Arm des Gholas, beobachtete ihn und wachte über ihn, während er seine eigene innere Reise beendete. Doch Jessica ging, bevor er aufwachte.

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    Wenn das wahre Motiv Liebe ist, gibt es keine anderen Erklärungen. Nach welchen zu suchen wäre so, als würde man Sandkörnern im Wind nachjagen.
    Sprichwort der Fremen


    Im Zuge der Hochzeitsvorbereitungen schritten die Bauarbeiten an neuen Tempeln, die ebenso vom Ruhm der St. Alia wie von dem des Muad'dib künden sollten, mit großer Geschwindigkeit voran. Auf einem öffentlichen Platz erhob sich eine hohe Statue, die eine Janusfigur darstellte, die Zweiheit von Bruder und Schwester, zwei Gesichter, die in entgegengesetzte Richtungen blickten: Zukunft und Vergangenheit, Alia und Paul.
    Neu geprägte Münzen trugen auf einer Seite das Profil von Alia, die sich madonnenhaft über zwei Babys beugte, umgeben von einer undeutlichen Darstellung Paul Muad'dibs, der wie ein guter Geist über sie wachte. Auf der Rückseite befand sich das Falkenwappen der Atreides, im imperialen Stil verziert und mit den Worten Regentin Alia versehen. Alia schien die Macht der Mythenbildung am Beispiel ihres Bruders gelernt zu haben. Schon während Pauls Regierungszeit war das Mädchen zu einer machtvollen religiösen Führergestalt des Wüstenplaneten aufgestiegen.
    Trotz der zu erwartenden Freude und Aufregung über die Hochzeit stellte Alia fest, dass sie von Gefahren umgeben waren – und Jessica konnte ihre Ängste nicht von der Hand weisen. Ein solches Spektakel musste tatsächlich ein verlockender Zeitpunkt für einen Akt der Gewalt sein. Eine Gruppe Amazonenwachen wich der Regentin niemals von der Seite, und ein Fremen-Trupp unter Stilgars Führung war ständig am Eingang zum Kinderhort postiert, in dem die Zwillinge verwahrt wurden. Sämtliche