Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
zu veranlassen, ihr selbstgewähltes Exil auf Caladan zu verlassen. Wenn die Schwesternschaft befahl ... Welchen anderen Beweggrund sollte sie sonst haben, um auf die Welt zurückzukehren, die in der Vergangenheit nur Schmerz für sie bereitgehalten hatte?
»Wir werden sehen«, murmelte Alia.
Sie fühlte, wie der Ornithopter auf dem Kuppeldach aufsetzte und genau die vorgezeichnete Stelle traf. Sie war plötzlich voller grimmiger Erwartung.
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Melange (me'-lange auch ma-lanj ) n-s, ursprüngl. Herk. unbek. (möglicherweise aus dem altterranischen Franzk): a) eine Mischung von Gewürzen, b) ein Gewürz von Arrakis (dem Wüstenplaneten) mit geriatrischen Eigenschaften, die zuerst von Yansuph Ashkoko, einem königlichen Chemiker, während der Periode Shakkad des Weisen entdeckt wurde; arrakisische Melange wurde ausschließlich in den tiefen Wüsten des Planeten gefunden und hatte großen Einfluß auf die prophetischen Visionen von Paul Muad'dib (Atreides), dem ersten Mahdi der Fremen; das Gewürz wurde ebenfalls von den Navigatoren der Raumgilde und den Bene Gesserit benutzt.
Königliches Wörterbuch,
fünfte Auflage
Im Morgenlicht kamen die beiden großen Katzen über die felsige Anhöhe und schritten gemächlich aus. Sie schienen nicht auf der Jagd zu sein, sondern machten den Eindruck, als seien sie auf einem gewöhnlichen Spaziergang durch ihr Revier. Es handelte sich um Laza-Tiger, eine spezielle Züchtung, die man bereits vor achttausend Jahren auf dem Planeten Salusa Secundus angesiedelt hatte. Genetische Manipulationen der einst auf Terra lebenden Tiere hatten einige ihrer ehemaligen Attribute verschwinden und dafür neue entstehen lassen. Ihre Fänge waren riesig, ihre Köpfe breit. Die Augen blickten intelligent und ihnen entging nichts. Damit sie auf unregelmäßigen Geländeformationen mehr Halt bekamen, hatte man dafür gesorgt, daß ihre Krallen länger wurden. Im ausgefahrenen Zustand maßen sie nun zehn Zentimeter und waren scharf wie Dolchklingen. Das Fell der Tiere war dünn und senffarben. Im Sand waren sie so gut wie unsichtbar.
Aber es gab noch einen weiteren Faktor, der sie von ihren Vorfahren unterschied: direkt nach ihrer Geburt hatte man Servosimulatoren in ihre Gehirne eingepflanzt. Damit waren sie völlig abhängig von jenem geworden, der das dazugehörige Steuergerät bediente.
Es war kalt. Als die Katzen anhielten, um einen Blick über das sie umgebende Terrain zu werfen, bildeten sich kleine Kondenswölkchen vor ihren Mäulern. Vor ihnen lag ein Teil von Salusa Secundus, eine Landschaft, in der man einige wenige geschmuggelte Sandforellen hielt, von denen man sich erhoffte, daß sie sich entwickelten, um eines Tages das arrakisische Gewürzmonopol zu brechen. In der unmittelbaren Umgebung der Katzen befanden sich einige lehmfarbene Felsen und vereinzelte dürre Büsche von silbergrauer Farbe. Sie warfen im Licht der Morgensonne lange Schatten.
Obwohl sie nicht die geringste Bewegung zeigten, schienen die Katzen plötzlich aufgeschreckt. Ihre Augen wandten sich langsam nach links, dann drehten sie den Kopf. Weit in der Ferne tauchten plötzlich zwei Kinder auf, die sich an der Hand hielten und gelegentlich in den Sand griffen, um sich gegenseitig damit zu bewerfen. Sie schienen gleichaltrig zu sein, etwa neun oder zehn Standardjahre, waren rothaarig und waren mit Destillanzügen bekleidet, über denen sie kostbare weiße Bourkas trugen, auf deren Säume und Kapuzen das Falkenemblem des Hauses Atreides zu sehen war. Offenbar amüsierten sie sich königlich, während sie dahinliefen. Ihre Stimmen drangen bis zum Standort der Katzen herüber. Die Laza-Tiger kannten dieses Spiel, weil es nicht das erstemal war, daß sie es spielten, auch wenn sie sich bisher immer ruhig verhalten hatten, da das Signal der Servosimulatoren nicht gekommen war.
Auf dem Hügelrücken hinter ihnen erschien jetzt ein Mann. Er blieb stehen und ließ seinen Blick über die Szene schweifen: Katzen und Kinder. Er trug eine Sardaukar-Uniform von schwarzgrauer Farbe und trug die Insignien eines Levenbrech, des Adjutanten eines Bashar. Um seinen Hals lag ein Geschirr, an dem er den Servosimulator trug, der unter seinem Unterarm baumelte, wo er ihn leicht mit beiden Händen bedienen konnte.
Die Katzen schienen ihn nicht zu bemerken, doch sie kannten den Mann an den von ihm erzeugten Geräuschen und an seinem Geruch. Er kam den Hügel herunter, blieb zwei Schritte von den Katzen entfernt stehen und wischte
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