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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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standen in gespanntem Schweigen, hatten ihre Aufmerksamkeit auf die Plattform gerichtet, unter deren schattenspendendem Dach Jessica und ihr Gefolge standen.
    Obwohl noch zwei volle Stunden an der Mittagszeit fehlten, kündigte die flimmernde Luft bereits einen heißen Tag an. Jessica brachte ihr kupferfarbenes, von silbernen Streifen durchzogenes Haar in Ordnung. Sie hatte ein ovales Gesicht und trug die Aba-Kapuze, die den Ehrwürdigen Müttern vorbehalten war. Sie war sich darüber im klaren, daß sie nach dieser langen Reise keine allzugute Figur machte. Zudem war die Aba nicht die beste in dieser Farbe. Aber sie trug sie, weil sie von diesem Planeten stammte, weil sie sie früher hier getragen hatte und die Fremen von ihr so einen bestimmten Eindruck erhielten. Sie seufzte. Sie war kein Freund von Raumreisen mehr, seit jene Fahrt von Caladan nach Arrakis in ihr ständig unerwünschte Erinnerungen hervorrief. Jede Reise erinnerte sie daran, daß ihr Herzog wider alle Vernunft damals den Kampf um sein Leben geführt und verloren hatte.
    Vorsichtig, ihre bei den Bene Gesserit erlernte Fähigkeit, die Stimmung der sie umgebenden Menschen auszuloten, musterte sie die Massen. Sie sah Kapuzen von Destillanzügen im dumpfem Grau und die Roben jener Fremen, die aus dem tiefen Süden stammten; weißgekleidete Pilger, deren Büßerabzeichen ihre Schultern bedeckten, und eine Handvoll reicher Kaufleute in leichter Kleidung und ohne Kopfbedeckung, die damit protzten, daß es keine Wasserknappheit mehr für sie auf Arrakis gab. Und eine Abordnung der Gesellschaft der Gläubigen war erschienen, in grünen Roben und schweren Kapuzen. Sie standen abseits, als wollten sie mit den Kaufleuten nicht in Berührung kommen.
    Wenn sie den Blick starr geradeaus gerichtet hielt, erschien ihr die Szene beinahe identisch mit jener zu sein, die sie gesehen hatte, als sie mit ihrem geliebten Herzog zum erstenmal hier gelandet war. Wie lange war das schon her? Über zwanzig Jahre. Es gefiel ihr nicht, an ihr damaliges starkes Herzklopfen zurückzudenken. Die Zeit war in ihr aufgegangen wie eine tote Last, und es schien, als hätte das, was dazwischen lag, dazu beigetragen, in ihr das Gefühl aufkommen zu lassen, sie sei nie hiergewesen.
    Erneut in die Höhle des Löwen, dachte sie.
    Hier, auf diesem Gelände, hatte ihr Sohn dem verstorbenen Shaddam IV. das Imperium abgerungen. Der Ort war zu einem geschichtlichen Relikt geworden. Es gab keinen Menschen mehr im Reich, der nichts von seiner Bedeutung wußte.
    Als sie das ungeduldige Füßescharren des Gefolges hörte, stieß sie einen weiteren Seufzer aus. Sie mußten auf Alia warten, die sich verspätet hatte. Aber jetzt erschien sie, gefolgt von einer Reihe von Menschen, die sich aus den Massen lösten und in einer langen Schlange durch die Reihen der Wachen drängten, die bereitwillig eine Gasse für sie freimachten.
    Jessica warf einen weiteren Blick über das Land. Verschiedene Veränderungen zogen ihre Aufmerksamkeit an. Am Kontrollturm des Landefeldes hatte man eine Kanzel angebracht, wie sie die Prediger benutzten, um zu den Menschen zu sprechen. Weiter entfernt zu ihrer Linken, aber immer noch sichtbar, stand jenes erschreckende Säulengebilde aus Plastahl, das Paul mit der Erklärung, sie symbolisiere seine Festung, ›ein Sietch über dem Sand‹, hatte erbauen lassen. Es handelte sich um das größte Einzelgebäude, das je von Menschenhand erbaut worden war. In ihm hätten ganze Städte untergebracht werden können, aber nun beherbergte es die mächtigste Organisation des Universums, die von Alia geleitete ›Gesellschaft der Gläubigen‹, die auf dem Mythos ihres Bruders fußte.
    Das muß verschwinden, dachte Jessica.
    Alias Abordnung hatte jetzt den Fuß der Ausgangsrampe erreicht und machte erwartungsvoll halt. Jessica erkannte Stilgars knochigen Körper. Und auch Prinzessin Irulan war da, die ihre Wildheit in einem sanft aussehenden Körper und der Tarnkappe ihres goldblonden Haars verbarg. Sie schien nicht um einen Tag gealtert zu sein; es war unglaublich. Und dort, am Rande der Gesellschaft, stand Alia, immer noch wie ein junges Mädchen wirkend. Ihr Blick war nach oben gerichtet, in die Schatten, die das Sonnendach warf. Jessica preßte die Lippen aufeinander und musterte ihre Tochter. Ein plötzlicher Schock erfaßte sie, als das Rauschen ihrer eigenen Lebenswellen in ihren Ohren erklang. Die Gerüchte stimmten also. Schrecklich. Schrecklich! Alia war also wirklich auf einem

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