Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
Zweck noch nicht ganz klar war. Allerdings war für diese Veranstaltung noch kein Datum angesetzt worden, und konnte man den Worten der Spione glauben, würde es sicher auch niemals stattfinden. Soviel war jedenfalls sicher: Es hatte Kämpfe gegeben zwischen den in der Wüste lebenden Fremen und jenen, die in den militärischen Diensten des Imperiums standen. Das deutete auf einen Beinahe-Bürgerkrieg hin, der in jedem Fall die Regierungsgewalt für die nächste Zeit lahmlegen würde. Stilgars Stützpunkte galten als neutraler Boden, nachdem beide Parteien in ihnen Geiseln deponiert hatten. Möglicherweise stellte sogar Ghanima eine dieser Geiseln dar, obwohl die Berichte darüber nicht schlüssig waren.
Man hatte Jessica und Idaho an die Suspensorsessel gebunden. Sie wurden von derart dünnen Shigadrahtfesseln gehalten, daß die kleinste Bewegung ihnen ins Fleisch schnitt. Zwei Sardaukar hatten sie hereingebracht, noch einmal die Bindung überprüft und waren dann lautlos verschwunden.
Seine ausgesprochene Warnung war in der Tat unnötig gewesen. Jessica hatte den bewaffneten Mann, der an der Wand zu ihrer Rechten stand, sofort erblickt. In der Hand hielt er eine altmodische, aber immer noch sehr effektive Projektilwaffe. Jessica erlaubte sich einen Blick über die exotische Einrichtung. Man hatte die weitausragenden Äste des seltenen Eisenbusches mit Augenperlen durchsetzt und ihn am Mittelpunkt der kuppelförmigen Decke angebracht. Der Fußboden bestand aus sich abwechselnden Quadraten von Diamantenholz und Kabuzumuscheln. Die dazwischenliegenden Fugen waren Passaquetknochen, die man mit einem Laserstrahl zurechtgeschnitten und anschließend poliert hatte. Ausgewählte Erzstücke bedeckten die Wände in einem bestimmten Muster und hoben die Löwenembleme, die an allen vier Wänden zu sehen waren, hervor.
Farad'n hatte beschlossen, die Gefangenen stehend zu empfangen. Er trug kurze Uniformhosen und ein leichtes, goldenes Jackett aus Elfenseide, das seinen Hals freiließ. Das einzige Anzeichen seiner kaiserlichen Abstammung war der leuchtende Prinzenstern seiner Familie über der linken Brust. Neben Farad'n stand der Bashar Tyekanik in der Uniform der Sardaukar und schweren Stiefeln. An seinem Gürtel hing eine Lasgun mit Verzierungen. Tyekanik, dessen Gesicht Jessica bereits aus den Berichten der Bene Gesserit kein unbekanntes mehr war, stand drei Schritte links von Farad'n, ein Stück hinter ihm. Direkt hinter den beiden stand ein einzelner Thron aus dunklem Holz.
»Haben Sie mir«, sagte Farad'n, Jessica zugewandt, »etwas mitzuteilen?«
»Ich würde gerne erfahren, weswegen Sie uns haben fesseln lassen«, sagte Jessica und deutete mit dem Kopf auf die Shigadrahtfesseln.
»Wir haben gerade erst Berichte von Arrakis bekommen, die erklären, weswegen Sie hier sind«, sagte Farad'n. »Möglicherweise werden Sie bald wieder frei sein.« Er lächelte. »Falls Sie ...« Er brach ab, als seine Mutter den Raum betrat.
Wensicia bewegte sich eilig an Jessica und Idaho vorbei, ohne ihnen auch nur einen Blick zuzuwerfen, überreichte Farad'n eine kleine Nachrichtenröhre und drängte ihn, sie zu öffnen.
Farad'n musterte ihr erhitzt glühendes Gesicht, schaute dann Jessica an und schließlich die Röhre. Dann gab er sie seiner Mutter zurück und gab ihr zu verstehen, daß sie sie Tyekanik geben solle. Wensicia tat es, während Farad'n Jessica stirnrunzelnd musterte.
Wensicia stellte sich plötzlich neben Farad'n hin, die Röhre in der Hand.
Jessica schaute kurz zu Idaho hinüber, aber er vermied es, ihrem Blick zu begegnen.
»Die Bene Gesserit scheinen unzufrieden mit mir zu sein«, sagte Farad'n. »Sie glauben, ich sei verantwortlich für den Tod Ihres Enkels.«
Jessica zeigte keinerlei Emotion. Sie dachte: Also hat man Ghanima ihre Geschichte abgenommen ...
Idaho schloß die Augen und öffnete sie, um Jessica anzusehen. Sie hörte nicht auf, Farad'n anzustarren. Idaho hatte ihr von seiner Rhajia-Vision erzählt, aber sie hatte sich darüber offenbar keine Sorgen gemacht. Er hatte keine Ahnung, wie er das Fehlen jeglicher Emotion in ihrem Gesicht einordnen sollte. Offenbar wußte sie etwas, das sie nicht zu offenbaren bereit war.
»Dies ist die Situation«, sagte Farad'n und gab einen Überblick über alles, was auf Arrakis geschehen war. Er gab ihn, ohne etwas auszulassen und schloß: »Ihre Enkeltochter hat überlebt, aber sie ist den Berichten zufolge in der Obhut Ihrer Tochter Alia. Das sollte Sie
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