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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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institutionalisierten Religion aufzudecken und zu bekämpfen! Denn wie alle solche Religionen nähert sich auch die eure der Trägheit, Selbstzufriedenheit und Zweifelhaftigkeit.«
    Von der Mitte der Menschenmenge her breitete sich wütendes Gemurmel aus.
    Alia, die die aufkeimende Spannung fühlte, fragte sich, ob es möglich war, daß sich daraus ein Aufruhr entwickelte. War der Prediger in der Lage, die Gefühle der Menschen unter Kontrolle zu halten? Wenn er dazu nicht in der Lage war, grub er sich möglicherweise jetzt schon das eigene Grab.
    »Der Priester, der mich herausgefordert hat!« rief der Prediger und deutete auf einen bestimmten Punkt in der Menge.
    Er weiß es! dachte Alia. Ein Schauder, der beinahe sexuell auf sie einwirkte, lief ihren Rücken hinab. Der Prediger spielte ein gefährliches Spiel mit Vollendung.
    »Du, Priester in Verkleidung«, rief der Prediger, »bist ein Geistlicher der Selbstzufriedenen. Ich bin nicht gekommen, um Muad'dib, sondern um dich herauszufordern! Kann deine Religion wirklich sein, wenn in ihrem Namen Unaussprechliches begangen wird? Selbst hier in eurer Heiligen Stadt? Kann sie wirklich sein, wenn sie dich nichts kostet und keinerlei Risiken für dich bereithält? Kann sie wirklich sein, wenn du dich an ihr mästest? Auf welche Gründe führst du die Abwertung der einstigen Offenbarung zurück? Antworte mir, Pfäfflein!«
    Aber der Herausforderer schwieg. Alia stellte fest, daß die Menge erneut mit begehrlicher Unterwürfigkeit jedem Wort des Predigers ihr Ohr schenkte. Solange er die Priesterschaft angriff, besaß er ihre Sympathie! Und wenn ihre Spione recht hatten, glaubten die meisten Pilger und Fremen auf Arrakis, daß dieser Mann Muad'dib war.
    »Der Sohn Muad'dibs riskierte etwas!« rief der Prediger, und Alia glaubte zu erkennen, daß er dem Weinen nahe war. »Ebenso wie Muad'dib selbst! Sie zahlten beide ihren Preis! Und was hat Muad'dib davon gehabt? Eine Religion, die mit ihm nichts mehr zu tun hat! Von der behaglich die Pfaffen sich mästen!«
    Wie anders diese Worte sind, falls sie von Paul stammen, dachte Alia. Ich muß es herausfinden! Sie näherte sich noch weiter den Stufen, während andere ihr folgten. Sie drängte sich durch die Menge, bis sie so nahe an ihn herankam, daß sie nur die Hand auszustrecken brauchte, um den mysteriösen Prediger anzufassen. Er roch nach Wüste, einem Gemisch von Gewürz und Staub. Sowohl der Prediger als auch sein junger Führer waren von Staub bedeckt, als wären sie erst kürzlich aus der Bled gekommen. Alia erkannte, daß die Hände des Mannes von kräftigen Venen durchzogen wurden, und daß er an einem Finger seiner linken Hand einst einen Ring getragen hatte. Man konnte die Stelle noch immer erkennen.
    Auch Paul hatte an dieser Hand einen Ring getragen: Den Falken der Atreides, der jetzt in Sietch Tabr aufbewahrt wurde. Irgendwann einmal hätte Leto ihn bekommen sollen – am Tag seiner Thronbesteigung.
    Erneut richtete der Prediger seine leeren Augenhöhlen auf Alia und sagte mit einer Lautstärke, die man noch am Ende des Tempelvorplatzes verstehen konnte: »Muad'dib zeigte euch zwei Dinge: Eine sichere und eine ungewisse Zukunft. Mit vollem Bewußtsein stellte er sich der äußersten Ungewißheit des größeren Universums. Er verließ blindlings seine Position in dieser Welt. Und er zeigte uns damit, daß es den Menschen bestimmt ist, ebenso zu handeln und die Ungewißheit der Gewißheit vorzuziehen.« Seine Stimme, bemerkte Alia, hatte bei dieser Feststellung einen beinahe bittenden Tonfall angenommen.
    Sie schaute sich kurz um und legte eine Hand auf den Griff ihres Crysmessers. Wenn ich ihn jetzt umbrächte, fragte sie sich, was würden sie tun? Erneut überfiel sie ein Schauder. Wenn ich ihn umbrächte, mich zu erkennen gäbe und den Prediger als Ketzer und Spitzel bezeichnete?
    Aber was war, wenn sich herausstellte, daß sich hinter seiner Maske Paul verbarg?
    Irgend jemand schob Alia von hinten näher auf den Prediger zu. Der Gedanke, ihm derart nahe zu sein, bezauberte sie genauso wie er ihren Zorn hervorrief. War es Paul? Götter der Unterwelt! Was sollte sie nur tun?
    »Warum ist uns schon wieder ein Leto genommen worden?« verlangte der Prediger zu wissen. Es war echter Schmerz in seiner Stimme. »Antwortet mir, wenn ihr könnt! Ah, die Botschaft ist klar: Verwerft die Gewißheit.« Und er wiederholte den letzten Satz mit einer rollenden Donnerstimme: »Verwerft die Gewißheit! Das ist die höchste

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