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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Forderung des Lebens. Wir müssen uns dem Unbekannten und der Ungewißheit unterwerfen. Warum versteht ihr Muad'dib nicht? Wenn die Gewißheit bedeutet, die Zukunft absolut zu kennen und ihr nicht ausweichen zu können, stellt sie nichts anderes als den sicheren Tod in Verkleidung dar! Auf solch eine Zukunft bewegen wir uns jetzt zu! Muad'dib hat sie euch gezeigt!«
    Mit einer erschreckenden Direktheit streckte der Prediger den Arm aus und packte Alias Hand. Er tat es ohne das geringste Zögern. Sie versuchte, sich seinem Zugriff zu entwinden, aber er hielt sie mit schmerzhafter Stärke und sprach sie persönlich an, während die anderen sich verwirrt etwas zurückzogen.
    »Was hat Paul Atreides dir gesagt, Frau?« verlangte er zu wissen.
    Woher weiß er, daß ich eine Frau bin? fragte Alia sich. In diesem Augenblick sehnte sie nichts sehnlicher herbei, als sich in ihre inneren Leben zurückzuziehen und dort Schutz zu suchen. Aber die Welt, die sich in ihr befand, blieb furchterregend still, als habe diese seltsame Gestalt der Vergangenheit sie ausradiert.
    »Er sagte dir, daß die Erfüllung den Tod bedeutet!« rief der Prediger. »Und die absolute Voraussage ist die Erfüllung – und der Tod!«
    Sie versuchte, seine Finger abzuschütteln. Sie wollte nach ihrem Messer greifen und ihn von sich wegstoßen, aber sie traute sich nicht. Noch niemals zuvor hatte sie sich derart entmutigt gefühlt.
    Der Prediger hob das Kinn in Richtung auf die Menge und schrie: »Ich sage euch, was Muad'dib sagte! ›Ich werde euch mit den Nasen direkt in die Dinge, die ihr euch anzusehen weigert, hineinstoßen. Ich finde es nicht einmal ungewöhnlich, daß alles, was ihr glauben wollt, nur das umfaßt, was euch nicht in eurer Bequemlichkeit aufschreckt. Wie sonst erfinden die Menschen die Fallen, die uns dazu verleiten, dem Mittelmaß zu frönen? Wie definieren wir Feigheit?‹ Das war es, was er euch sagte!«
    Abrupt ließ er Alias Arm los und stieß sie in die Menge zurück. Sie hatte es nur der festen Mauer der hinter ihr stehenden Leute zu verdanken, daß sie nicht hinfiel.
    »Existieren heißt vorzutreten, sich vom Hintergrund zu lösen«, sagte der Prediger. »Niemand denkt oder existiert wirklich, wenn er nicht bereit ist, um seine Existenz zu beurteilen, seine Gesundheit zu riskieren.«
    Er machte einen Schritt nach vorn und ergriff erneut Alias Arm ohne zu zögern. Allerdings packte er dieses Mal weniger grob zu, beugte sich nahe an sie heran, daß nur ihre Ohren verstehen konnten, was er ihr mitzuteilen hatte, und sagte: »Versuch es nicht noch einmal, mich in den Hintergrund zurückzuziehen, Schwester.«
    Dann, eine Hand auf die Schulter seines jungen Führers gelegt, mischte er sich unter die Menge. Man machte dem seltsamen Paar Platz. Hände streckten sich aus, um den Prediger zu berühren, aber die Leute reagierten dennoch mit einer gewissen Vorsicht, als fürchteten sie sich, unter der staubigen Robe des Mannes etwas Unerwartetes zu entdecken.
    Alia stand schockiert da, während die Gasse sich hinter dem ausschreitenden Prediger wieder schloß.
    Gewißheit erfüllte sie. Es war Paul. Es gab keinen Zweifel mehr. Es war ihr Bruder. Sie fühlte das gleiche, was auch die Menge gefühlt hatte. Sie hatte im Schatten seiner geheiligten Gegenwart gestanden, und jetzt schien das Universum um sie herum in Stücke zu fallen. Sie wollte hinter ihm herlaufen, ihn bitten, sie zu retten, aber sie konnte sich nicht bewegen. Während andere sich aufmachten, dem Prediger und seinem Führer zu folgen, stand sie wie gelähmt da, in absoluter Verzweiflung, die so tief war, daß sie nur noch zitterte. Sie war unfähig, auch nur einen Muskel zu rühren.
    Was werde ich tun? Was werde ich tun? fragte sie sich.
    Sie hatte jetzt nicht einmal mehr Duncan, an den sie sich anlehnen konnte – und auch nicht ihre Mutter. Die inneren Stimmen schwiegen immer noch. Da war noch Ghanima, die in der Kuppel unter Bewachung stand, aber Alia brachte es nicht über sich, ihr Elend dem überlebenden Zwilling zu offenbaren.
    Alle haben sich gegen mich gewandt. Was soll ich nur tun?

34
     
Die einäugige Sicht unseres Universums sagt, daß du nicht weit hinaus zu blicken brauchst, um Probleme aufzuspüren. Solche Probleme werden wahrscheinlich niemals auftreten. Wende dich statt dessen dem Wolf zu, der sich auf deiner Weide befindet. Es ist nicht einmal sicher, daß die Rudel, die man außerhalb vermutet, überhaupt existieren.
Das Azhar-Buch; Shamra I,

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