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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Todesdrohung zu verschleiern.
    Namri machte einen Schritt zurück und starrte auf die Felsendecke. »In alten Zeiten wandten sich die Fremen beim Morgengrauen dem Osten zu. Eos, verstehst du? In der alten Sprache bedeutet es Morgengrauen.«
    Mit bitterem Stolz erwiderte Leto: »Ich kenne diese Sprache.«
    »Dann hast du mir trotzdem nicht richtig zugehört«, erwiderte Namri mit messerscharfer Stimme. »Die Nacht war die Zeit des Chaos, der Tag die Zeit der Ordnung. So war es jedenfalls in jenen Zeiten, deren Sprache du zu sprechen glaubst: Dunkelheit/Unordnung, Helligkeit/Ordnung des Lichts. Wir Fremen haben dies geändert. Eos stellte das Licht dar, dem wir mißtrauten. Wir bevorzugten das Licht des Mondes und der Sterne. Die echte Helligkeit bedeutete zuviel an Ordnung – und das konnte sich fatal auswirken. Siehst du nun, was ihr Atreides Eos getan habt? Der Mensch ist nur eine Kreatur jenes Lichts, das ihn beschützt. Die Sonne dieses Planeten war stets unser Gegner.« Namris Blick senkte sich wieder. »Welches Licht bevorzugst du, Atreides?«
    Leto sah es Namris Standfestigkeit an, daß diese Frage für ihn von hohem Gewicht war. Würde er ihn umbringen, wenn er etwas Falsches sagte? Möglicherweise ja. Namris Hand ruhte auf dem Knauf eines Crysmessers. Auf seiner Messerhand leuchtete ein magischer Ring in Form einer Schildkröte.
    Leto drückte sich mit den Ellbogen von der Couch hoch und versenkte sich in jene Dinge, an die die Fremen glaubten. Sie vertrauten auf das Gesetz und wurden nicht müde, sich von den darauf basierenden Lehren erzählen zu lassen. Das Licht des Mondes?
    »Ich bevorzuge ... das Licht der Lisanu L'haqq«, sagte Leto und beobachtete Namri, um zu sehen, wie er darauf reagierte. Der Mann schien enttäuscht zu sein, aber immerhin löste sich seine Hand vom Griff des Messers ... »Es ist das Licht der Wahrheit, das Licht des perfekten Menschen, in dem man den Einfluß al-Mutakal-lims deutlich erkennen kann«, fuhr er fort. »Welches Licht könnte ein Mensch sonst bevorzugen?«
    »Du spricht wie jemand, der etwas rezitiert und nicht wie jemand, der wirklich glaubt«, sagte Namri.
    Und Leto dachte: Ich rezitiere wirklich. Aber er begann die Strömung von Namris Gedanken zu erkennen, auch wenn das uralte Rätsel seine Worte filterte. Zur Ausbildung eines Fremen gehörten Tausende solcher Rätsel, und Leto brauchte seine Aufmerksamkeit nur auf sie zu konzentrieren: Schon wurde sein Bewußtsein von Beispielen überflutet. Frage: Die Stille? Antwort: Der Freund des Gejagten.
    Als würde Namri seine Gedanken teilen, nickte er vor sich hin und sagte: »Es gibt eine Höhle, die für die Fremen die Höhle des Lebens darstellt. Es ist eine wirklich existierende Höhle, die in der Wüste versteckt liegt. Shai-Hulud, der Urgroßvater aller Fremen, hat sie verschlossen. Es war mein Onkel Ziamad, der mir von dieser Höhle erzählte. Er hat mich niemals belogen. Diese Höhle existiert wirklich.«
    Die Stille, die Namris Worten folgte, war herausfordernd. Die Höhle des Lebens? »Auch mein Onkel, Stilgar, erzählte mir von ihr«, sagte er. »Sie wurde verschlossen, um Feiglingen nicht die Möglichkeit zu geben, sich in ihr zu verstecken.«
    Das Licht der Globen warf einen Schatten über Namris Augen. Er fragte: »Würdet ihr Atreides diese Höhle öffnen? Ihr versucht, das Leben durch Verwaltung zu reglementieren: durch das Zentralamt für Information, Auqaf und Hadj. Der amtierende Maulana wird Kausar genannt. Er hat einen langen Weg von den Salzminen seiner Vorfahren in Niazi zurückgelegt. Erzähle mir, Atreides, was stimmt mit euren Ministerien nicht?«
    Leto setzte sich aufrecht hin und wurde sich bewußt, daß er sich mitten in dieses Rätselspiel hineinbegeben hatte, dessen Strafe nur der Tod sein konnte. Der Mann erweckte in ihm den Eindruck, daß er bei der ersten falschen Antwort wirklich von seinem Messer Gebrauch machen würde.
    Namri, der merkte, was in Leto vorging, sagte: »Glaube mir, Atreides ich bin derjenige, der die Narren zerschmettert. Ich bin der eiserne Hammer.«
    Jetzt verstand Leto. Namri sah sich selbst als Mirzabah an, jenen eisernen Hammer, mit dem die Toten zerschmettert wurden, die nicht in der Lage waren, die Fragen zu beantworten, die ihnen den Eintritt ins Paradies ermöglichten.
    Was stimmte nicht an dem Zentralamt, das Alia und ihre Priester gegründet hatten?
    Er dachte über die Gründe nach, aus denen er in die Wüste gegangen war. Eine kleine Hoffnung, daß der

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