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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Die Wüstenplanet-Katastrophe,
nach Harq al-Ada
     
     
    Die leuchtendbraunen Felsen des Schildwalls, die in der Ferne sichtbar waren, erschienen Ghanima wie die Verkörperung der Zukunft. Sie stand am Rande des Dachgartens auf der Kuppel und spürte die Sonne im Rücken, Staubwolken, die ihre Strahlen brachen, erzeugten ein orangefarbenes Leuchten. Die Farbe erinnerte Ghanima an das Innere eines Wurmmauls. Sie seufzte und dachte: Alia ... Alia ... Wird dein Schicksal zu meinem werden?
    Die inneren Leben waren in letzter Zeit zunehmend stärker geworden. Ob es nun am Unterschied der Geschlechter lag oder nicht – irgendwie schienen Frauen gegen diese Bedrohung weniger gefeit zu sein. Ihre Großmutter hatte sie gewarnt, daß sie versuchen würden, in ihr Ränke zu schmieden und an das angesammelte Wissen der Bene Gesserit heranzukommen, um dadurch eine Bedrohung Ghanimas hervorzurufen.
    »Die Verdammnis«, hatte Jessica gesagt, »wie unsere Bezeichnung für das Vorgeborensein lautet, hat eine lange, bittere Geschichte der Erfahrung hinter sich. Es scheint so zu sein, daß die inneren Leben sich teilen. Die Gütigen bleiben steuerbar und nützlich, die Bösen scheinen sich jeweils zu vereinigen, werden zu einer mächtigen Kraft, versuchen den Körper und den Geist zu übernehmen. Man weiß, daß solche Prozesse eine gewisse Zeit erfordern, aber ihre Anzeichen sind nicht zu übersehen.«
    »Warum hast du Alia verlassen?« hatte Ghanima gefragt.
    »Ich bin voller Entsetzen vor dem, was ich in die Welt gesetzt hatte, geflüchtet«, hatte Jessica erwidert. »Ich gab einfach auf. Aber was mich jetzt bedrückt, ist ... daß ich vielleicht zu früh aufgegeben habe.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich kann es jetzt noch nicht erklären, aber ... vielleicht ... Nein! Ich kann dir keine falschen Hoffnungen machen. Ghafla, der unaussprechliche Wahnsinn, hat in der menschlichen Mythologie eine lange Tradition. Man hat diesen Zustand mit vielen Worten belegt, aber hauptsächlich nannte man ihn Besessenheit. Und genau das scheint es zu sein. Man verliert sich an die Bösen und wird von ihnen besessen.«
    »Leto ... fürchtet das Gewürz«, hatte Ghanima gesagt. Ihr war aufgefallen, daß sie darüber sogar ruhig reden konnte.
    »Und mit gutem Grund«, hatte Jessica geantwortet. Kurz und knapp, ohne auf Weiteres einzugehen.
    Aber dennoch hatte Ghanima den risikoreichen Versuch unternommen, in die inneren Leben vorzustoßen. Sie hatte durch einen seltsam verschwommenen Schleier geblickt, der sofort die uralten Ängste der Bene Gesserit verstärkte. Aber das erklärte nicht, wem Alia zum Opfer gefallen war. Da das angesammelte Wissen der Bene Gesserit ihr ebensogut hätte einen Ausweg aus dieser Falle zeigen können, verstand Ghanima nichts. Als sie selbst diesen Vorstoß unternommen hatte, war ihr die Anwesenheit der Mohalata, jenes Bundes der Gütigen, sofort aufgefallen. Warum sollten diese sie nicht beschützen?
    Sie erinnerte sich daran, als sie im Licht der Sonne auf dem Dachgarten der Kuppel stand. Unerwartet spürte sie die geistige Anwesenheit ihrer Mutter. Chani stand da, wie ein wabernder Nebel zwischen der Kuppel und den fernen Klippen.
    »Wenn du diesen Weg gehst«, sagte Chani, »wirst du die Früchte der Hölle essen! Verriegle diese Tür, meine Tochter – es ist zu deinem eigenen Besten!«
    Die innere Umklammerung richtete sich auf und griff nach der Vision, während Ghanima sich mit vollem Bewußtsein in das Credo der Schwesternschaft flüchtete, obwohl sie mehr aus Verzweiflung als aus wahrem Glauben reagierte. Schnell rezitierte sie die Worte, bewegte die Lippen und ließ ihre Stimme dabei zu einem Flüstern herabsinken: »Religion stellt den Versuch des Erwachsenen dar, ein Kind zu bleiben. Sie ist das Sicheinkapseln in die Glaubenswelt der Vergangenheit. Sie dokumentiert Nichtwissen und hängt in blindem Vertrauen Lehren an, die Erleuchtung versprechen. Und immer wieder lautet ihr ultimativer, unausgesprochener Befehl: ›Du sollst keine Fragen stellen!‹ Aber wir stellen Fragen und ignorieren diesen Befehl aus ganz natürlichen Gründen. Denn die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, besteht darin, die Vorstellungskraft zu befreien und die Ketten zu zerreißen, die den Menschen an der Entfaltung seiner Kreativität hindern.«
    Langsam kehrte die Ruhe in Ghanimas Sinne zurück. Aber sie wußte dennoch, daß ihr Körper zitterte und wie zerbrechlich ihr derzeitiger Zustand noch war. Auch war der nebelhafte

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