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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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»Ghani, ich habe einen Eid abgelegt, daß ich dich vor jeder Gefahr beschützen würde. Ich werde notfalls mein eigenes Leben dafür einsetzen. Falls du glaubst, man könnte mich in irgendein aus Ziegelmauern bestehendes Djedida schicken, während du ...«
    »Es gibt auch noch die Huanui«, sagte Ghanima mit sanfter Stimme. »Die Totendestille. Auch sie ist eine Alternative. Ich bin sicher, daß du von dort aus keine Möglichkeit hast, mein Vorhaben zu stören.«
    Irulan wurde blaß, schlug sich mit der Hand gegen den Mund und vergaß für einen Moment ihre gesamte Ausbildung. An ihrer Reaktion konnte man ablesen, wieviel sie in Ghanima investiert hatte. All das wandte sich nun gegen sie. Im Moment fühlte sie nichts als tierische Angst. Als sie antwortete, zitterten ihre Lippen. »Ghani, ich habe keine Angst um mein Leben. Ich würde mich für dich sogar in den Schlund eines Wurmes stürzen. Ja, ich bin genau das, was du mich nennst – die kinderlose Ehefrau deines Vaters; aber du bist das Kind, das ich niemals besaß. Ich bitte dich ...« In ihren Augenwinkeln glitzerten Tränen.
    Ghanima kämpfte eine plötzliche Enge in ihrer Kehle nieder und erwiderte: »Noch etwas unterscheidet uns. Du bist niemals eine Fremen gewesen. Und ich bin gar nichts. Das ist die Kluft, die uns voneinander trennt. Und Alia weiß das. Was immer sie sein mag, sie ist sich dessen bewußt.«
    »Wer kann schon sagen, was Alia bewußt ist«, sagte Irulan mit einem bitteren Tonfall. »Wenn ich nicht wüßte, daß sie eine Atreides ist, würde ich beschwören, daß sie es darauf anlegt, die ganze Familie zu zerstören.«
    Und woher willst du wissen, daß sie noch eine Atreides ist? dachte Ghanima. Sie wunderte sich über die Blindheit Irulans. Immerhin war sie eine Bene Gesserit. Gab es sonst noch jemanden, der so viel über die Verdammnis wußte wie eine der ihren? Sie konnte nicht einmal darüber nachgedacht, geschweige denn eine Spur entdeckt haben. Alia hatte diese arme Frau völlig verhext.
    Ghanima sagte: »Ich schulde dir eine Wasserlast. Deswegen werde ich dein Leben schützen. Aber das deines Neffen ist verwirkt. Und jetzt will ich nichts mehr davon hören.«
    Irulan wartete, bis ihre Lippen nicht mehr zitterten, dann wischte sie sich die Tränen ab. »Ich habe deinen Vater geliebt«, sagte sie leise. »Ich habe es selbst nicht gemerkt – erst als er tot war ...«
    »Aber vielleicht ist er gar nicht tot«, sagte Ghanima. »Dieser Prediger ...«
    »Ghani! Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht! Würde Paul seine eigene Familie angreifen?«
    Ghanima zuckte die Achseln. Sie warf einen Blick auf den sich verdunkelnden Himmel. »Vielleicht findet er Vergnügen in solch einer ...«
    »Wie kannst du nur auf diese Art ...«
    »Um die Tiefen der Finsternis abzuhalten«, erwiderte Ghanima. »Ich verspotte dich nicht. Die Götter wissen, daß ich das nicht tue. Aber ich bin eben nicht nur die Tochter meines Vaters. Ich bin jede Person, die etwas zur Linie der Atreides beigetragen hat. Du würdest nicht an die Verdammnis denken, aber ich denke an nichts anderes mehr. Ich bin eine Vorgeborene. Ich weiß, was in mir ist.«
    »Dieser närrische alte Aberglaube ...«
    »Nicht!« Ghanima legte eine Hand über Irulans Mund. »Ich bin jede Bene Gesserit ihres verdammten Zuchtprogramms einschließlich meiner Großmutter. Aber ich bin auch noch viel mehr.« Sie riß mit einem Fingernagel eine Wunde in die linke Handfläche. »Dieser Körper ist jung, aber die Erfahrungen, die er gemacht hat ... Oh, Götter, Irulan! Meine Erfahrungen! Nein!« Als Irulan näherkam, streckte sie die Hand noch einmal aus. »Ich kenne alle Zukünfte, die mein Vater jemals erforschte. Ich habe die Weisheit unzähliger Lebensalter – und ebenso die gesamte Ignoranz und all ihre Fehltritte. Wenn du mir helfen willst, Irulan, müßtest du zuerst erfahren, wer ich bin.«
    Instinktiv beugte sich Irulan herunter, riß Ghanima in die Arme und hielt sie eng an sich gepreßt, Wange an Wange.
    Nichts darf mich dazu bringen, diese Frau zu töten, dachte Ghanima. Nichts auf der Welt.
    Und im gleichen Moment, als dieser Gedanke sie durchzuckte, senkte sich die Nacht über die Wüste herab.

45
     
Ein kleiner Vogel rief dich,
Mit rotgestreiftem Schnabel.
Er rief nach dir am Sietch Tabr,
Du aber gingst hinaus zur Ebene der Toten.
Klagelied für Leto II.
     
     
    Leto erwachte vom Klirren der Wasserringe im Haar einer Frau. Er warf einen Blick auf den offenen Torbogen seiner Zelle und

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