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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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widersetzte, aber jetzt diene ich ihr. Er ist der Heiler.«
    »Wer sind Sie?« fragte Halleck.
    »Ich bin nicht mehr als das, was Sie sehen. Aber sehen Sie nicht mich an, sondern diesen Jungen, den man Sie zu lehren und zu prüfen aufgetragen hat. Er ist aus einer Krisis entstanden. Er widerstand einer tödlichen Umwelt. Er ist hier.«
    »Wer sind Sie?« bohrte Halleck weiter.
    »Ich sagte Ihnen, Sie sollten lediglich auf diesen jungen Atreides schauen! Er ist die letztendliche Rückkopplung dessen, worauf sich unsere Spezies verläßt. Er wird die Resultate, die das System in der Vergangenheit erzeugt hat, ihm wieder zuführen. Niemand anderer kennt sie so gut wie er. Und Sie haben es in Erwägung gezogen, ihn zu vernichten!«
    »Ich sollte ihn testen und habe nicht ...«
    »Sie haben es in Erwägung gezogen!«
    »Ist er verdammt?«
    Der Priester lachte trocken auf. »Sie glauben immer noch an diesen Bene-Gesserit-Unsinn. Damit erschaffen sie Mythen, die die Menschheit einlullen soll.«
    »Sind Sie Paul Atreides?« fragte Halleck.
    »Es gibt keinen Paul Atreides mehr. Er versuchte, sich als Symbol höchster Moral durchzusetzen, während er jeden moralischen Dünkel leugnete. Er wurde heiliggesprochen, ohne daß Gott deswegen gefragt wurde, und jedes Wort von ihm war eine Blasphemie. Wie können Sie annehmen ...«
    »Weil Sie mit seiner Stimme sprechen.«
    »Wollen Sie jetzt mich prüfen? Seien Sie sehr vorsichtig, Gurney Halleck.«
    Halleck schluckte und zwang sich, seine Aufmerksamkeit wieder dem teilnahmslos dastehenden Leto zuzuwenden. »Wer wird hier getestet?« fragte der Prediger. »Könnte es vielleicht sein, daß Lady Jessica Sie einer Prüfung unterzieht, Gurney Halleck?«
    Halleck, der diesen Gedanken zutiefst verwirrend fand, fragte sich, wieso die Worte des Predigers ihn überhaupt bewegten. Jessica hatte, als sie ihren Plan erklärte, nicht weniger rätselhafte Andeutungen gemacht. Halleck spürte plötzlich, wie sich in seinem Innern etwas veränderte, ein Etwas, das nur die Sinne seiner Ausbildung erfaßten, die er Lady Jessica verdankte. Unartikulierbare Wut stieg in ihm auf. Er wollte sich nicht ändern!
    »Wer von euch spielt Gott, und zu welchem Zweck?« fragte der Prediger. »Man kann, um diese Frage zu beantworten, nicht auf einen Grund allein bauen.«
    Langsam, nachdenklich, ging Hallecks Aufmerksamkeit von Leto wieder auf den blinden Mann über. Jessica hatte ihn darauf hingewiesen, sich im Gleichgewicht des Kairitis zu üben – ›Tu es, tu es nicht.‹ Sie nannte es eine Disziplin ohne Worte und Phrasen, ohne Regeln und Gesetze, ein Instrument zur Überprüfung der eigenen Selbstsicherheit.
    Aber irgend etwas in der Stimme dieses Predigers – sein Tonfall, sein Benehmen – entzündete eine solche Wut in Halleck, daß sie sich beinahe selbst verzehrte.
    »Beantworten Sie meine Frage«, sagte der Prediger.
    Halleck fühlte, daß die Worte ihn an diesem Platz festnagelten. Die Position, die er im Universum einnahm, hing nur von seiner Konzentration ab. In ihm waren keine Zweifel mehr. Dieser Mann war Paul Atreides. Er war nicht tot, sondern zurückgekehrt. Und bei ihm war sein Nicht-Kind, Leto. Halleck musterte den Jungen noch einmal. Jetzt sah er ihn wirklich. Er sah die Zeichen der Anspannung in seinen Augen, aber auch die Standfestigkeit seines Gleichgewichts und den Mund, der passiv blieb, aber die Zuge eines Menschen besaß, der über Humor verfügte. Leto stand in seinem Blickfeld, als strahlten helle Scheinwerfer ihn an. Er hatte schon allein dadurch Harmonie erzeugt, daß er ihn erwiderte.
    »Sag mir, Paul«, sagte Halleck, »weiß deine Mutter davon?«
    Der Prediger seufzte. »Für die Schwesternschaft bin ich tot. Versuch nicht, mich wiederzuerwecken.«
    Den Blick nicht von ihm wendend, sagte Halleck: »Aber warum macht sie ...«
    »Sie tut, was sie tun muß. Sie führt ihr eigenes Leben und glaubt, viele Leben zu beherrschen. So wie wir alle Gott spielen.«
    »Aber du lebst«, flüsterte Halleck. Es schien, als verstehe er das erst jetzt. Er drehte sich um und wandte sich dem Mann zu, der, wie er wußte, jünger als er selber war, wenn er auch den Anschein erweckte, als habe ihn die Wüste bereits jetzt doppelt so alt werden lassen.
    »Was bedeutet das schon?« fragte Paul. »Leben?«
    Halleck blickte an ihm vorbei auf die zusehenden Fremen. Ihre Gesichter zeigten eine Mischung aus Zweifel und Ehrfurcht.
    »Meine Mutter hat es niemals gelernt, aus dem, was mit mir geschah, eine

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