Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
neue Art der Existenz erfordert ein völlig neues Verhältnis gegenüber den Dingen, die man schlichtweg als Natur bezeichnet, und gleichzeitig einen respektablen Maßstab für die solchen natürlichen Systemen innewohnende Kraft. Wenn ein Mensch sich nach diesen rein erfahrungsgemäß angeeigneten Werten richtet, bezeichnet man ihn als ›primitiv‹. Das Gegenteil ist natürlich ebenso richtig: der Primitive kann sich zu einem Gebildeten entwickeln, allerdings nicht, ohne gleichzeitig einen gewissen Grad an geistiger Verkrümmung hinzunehmen.
Die Leto-Kommentare,
nach Harq al-Ada
     
     
    »Wie können wir sicher sein?« fragte Ghanima. »Es ist sehr gefährlich.«
    »Wir haben es ausprobiert«, sagte Leto.
    »Aber es muß diesmal nicht wieder genauso ausgehen. Was, wenn ...?«
    »Es ist der einzige Weg, der uns zur Verfügung steht«, sagte Leto. »Und du sagst selbst, daß wir nicht den Weg über das Gewürz gehen können.«
    Ghanima seufzte. Sie mochte das Hin und Her von Worten nicht, aber gleichzeitig hatte sie Verständnis dafür, daß die Notwendigkeit ihren Bruder bedrückte. Sie brauchten Alia nur anzusehen, um zu erfahren, wie es in ihrer Innenwelt aussah.
    »Nun?« fragte Leto.
    Erneut stieß sie einen Seufzer aus.
    Sie saßen beide im Schneidersitz an ihrem Lieblingsplatz. In der Nähe befand sich eine Öffnung im Fels, die, wie sie beide wußten, sehr oft dazu gedient hatte, ihren Eltern einen Ausblick auf den Sonnenuntergang über der Bled zu ermöglichen. Das Abendessen war seit zwei Stunden vorbei, und normalerweise diente diese Zeit dazu, den Zwillingen die Gelegenheit zu geben, Körper und Geist gleichwohl in Bewegung zu halten. Diesmal hatten sie sich allerdings dazu entschlossen, lediglich letzteres zu tun.
    »Wenn du dich weigerst, mir zu helfen, werde ich es allein tun«, sagte Leto.
    Ghanima wandte den Blick von ihm ab und musterte den schwarzen Vorhang, der als Feuchtigkeitssiegel diente und die Öffnung im Fels normalerweise verschlossen hielt.
    Leto ließ nicht davon ab, auf die Wüste hinauszustarren.
    Einige Zeit hatten sie sich in einer Sprache unterhalten, die so alt war, daß man sich kaum noch an ihren Namen erinnern konnte. Sie gab ihnen das Gefühl, die Gedanken derart ausdrücken zu können, daß kein menschliches Wesen in der Lage war, diese Privatsphäre zu durchdringen. Selbst Alia, deren Fähigkeiten denen der Kinder am nächsten kam, würde nicht in der Lage sein, mehr als das eine oder andere Wort zu verstehen.
    Leto sog tief die Luft ein und schmeckte das in jedem Höhlensietch der Fremen allgegenwärtige Odeur, das auch in diesem Alkoven vorherrschte. Lediglich das im Haupthöhlensystem den Hintergrund beherrschende Gemurmel fehlte – und die feuchte Wärme, aber er empfand beides als Erlösung.
    »Ich bin damit einverstanden, daß wir einer Führung bedürfen«, sagte Ghanima. »Aber wenn wir ...«
    »Ghani! Wir brauchen mehr als eine Führung! Wir brauchen Schutz.«
    »Vielleicht gibt es aber keinen Schutz für uns.« Sie sah ihm in die Augen und versuchte seine Reaktion mit beinahe vampirhafter Gier zu erkennen. Der Blick, der sie traf, strafte seine körperliche Unbeweglichkeit Lügen.
    »Wir müssen der Besessenheit entkommen«, sagte Leto und benutzte dabei ein spezielles Infinitiv dieser alten Sprache, deren Form strikt neutral war, keine Wertung vornahm und dennoch grundsätzliche Implikationen enthielt.
    Ghanima interpretierte seinen Einwand korrekt.
    »Mohw'pwium d'mi hish pash moh'm ka«, intonierte sie. Der Raub meiner Seele ist der Raub von tausend anderen.
    »Viel mehr als das«, konterte Leto.
    »Die Gefahr kennen, heißt ihr zu widerstehen.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
    »Wabun 'k wabunat!« erwiderte Leto. Erhebe dich!
    Er spürte, daß seine Wahl eine unentrinnbare Notwendigkeit war. Wenn sie es wirklich tun wollten, war es das Beste, sofort damit zu beginnen. Sie mußten die Vergangenheit in die Gegenwart steuern und dazu zwingen, die vor ihnen liegende Zukunft aufzuzeigen.
    »Muriyat«, fügte Ghanima hinzu. Es soll mit Liebe getan werden.
    »Natürlich.« Leto gab ihr einen Wink mit der Hand, um anzuzeigen, daß er dazu bereit war. »Wir werden um Rat fragen, wie es unsere Eltern taten.«
    Ghanima schwieg und versuchte den Klumpen, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte, hinunterzuschlucken. Instinktiv warf sie einen Blick auf die Erg und die in den letzten Strahlen dieses Tages sichtbaren Dünen. Auch ihr Vater war in diese Richtung

Weitere Kostenlose Bücher