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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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spät zurückgekehrt.« Sie nickte, und in diesem Augenblick war es wirklich Chani, die das Gesicht des Mädchens beherrschte. »Und eine andere Vision existiert nicht? Vielleicht, wenn ...«
    »Nein, Geliebte. Noch nicht. Dieses Kind ist noch nicht fähig, die Zukunft zu schauen, ohne an ihr Schaden zu nehmen.«
    Ein erneutes, heftiges Atmen ließ seine Gestalt erbeben. Leto, in seiner Inkarnation als Beobachter, spürte plötzlich, wie sein Vater sich zurückzog, wie er wieder Herr über seine eigenen Sinne und Muskeln wurde. Gleichzeitig hatte er den Eindruck, als klammere sich das Abbild seines Vaters an seinen Leib, als verlange er heftig danach, wieder in einem lebenden Körper zu agieren, Entscheidungen zu treffen, und ... die Fehler der Vergangenheit ungeschehen zu machen!
    »Vater!« stieß Leto hervor. Der Schrei brach sich in den Abgründen seiner Schädeldecke.
    »Geliebter«, wisperte Chani jetzt neben ihm. »Was ist mit dir?«
    »Verlaß uns nicht«, flehte Leto. Er benutzte jetzt wieder seine eigene Stimme, und sie war rauh und verunsichert. Dann sagte er: »Chani, sag uns: Wie entgehen wir dem, was Alia geschah?«
    Dann war es wieder Paul, der aus ihm sprach. Es waren seine Worte, die einen nachhaltigen Eindruck auf sein inneres Ohr ausübten, auch wenn er mit langen Pausen sprach: »Es gibt keine Sicherheit. Dir ... ist ... nicht ... verborgen ... geblieben ... was ... mit ... mir ... geschah.«
    »Aber, Alia ...«
    »Der verfluchte Baron hat sie in seinen Bann geschlagen!«
    Letos Kehle war plötzlich wie ausgedörrt. Sie brannte. »Ist er ... habe ich ...«
    »Er ist auch in dir ... aber ... wir können nicht ... Manchmal fühlen wir einander ... aber du ...«
    »Könnt ihr nicht meine Gedanken lesen?« fragte Leto. »Würdet ihr es wissen, wenn ...«
    »Manchmal kann ich deine Gedanken fühlen ... aber ich ... wir leben nur durch ... die Reflexe eurer Aufmerksamkeit ... Es ist euer ... Bewußtsein, das uns erschafft. Die Gefahr ... besteht in der allzu genauen ... Erinnerung. Und ... jene von uns ... jene von uns, die die Macht liebten ... und um jeden Preis ... ausüben wollten ... sie können noch weiter gehen.«
    »Sie sind stärker?« flüsterte Leto.
    »Sie sind stärker.«
    »Ich kenne deine Vision«, sagte Leto. »Bevor sie mich in die Fänge bekommen, werde ich in dir aufgehen.«
    »Nur das nicht!«
    Leto nickte vor sich hin und spürte die enorme Willenskraft, die sein Vater aufwandte, um sich zurückzuziehen. Er erkannte nun die Konsequenzen eines zukünftigen Versagens. Jede Art der Besessenheit führte automatisch zur Deformation des Charakters. Die Erkenntnis erneuerte seine Kraft. Er fühlte seinen Körper jetzt mit aller Deutlichkeit und wurde sich der Fehler der Vergangenheit voll bewußt: nicht nur jener, die er selbst begangen hatte, sondern auch derer, die seine Vorfahren begangen hatten. Unsicherheit hatte sie schwach werden lassen. Einen Moment lang überflutete ihn nackte Angst. Unter dem Einfluß von Melange besaß sein Körper die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen. Mit Hilfe des Gewürzes konnte er sie atmen und die Ströme der Zeit lokalisieren. Es war schwer, der Versuchung zu widerstehen, also faltete er die Hände und versetzte sich in den Zustand des Prana-Bindu. Er schüttelte die Versuchung ab und gelangte zu der Einsicht, die Pauls Blut ihm vermittelte. Jene, die danach trachteten, die Zukunft zu sehen, erhofften sich daraus, in ihr auf der Seite der Sieger zu stehen, aber statt dessen würden sie sich in einem goldenen Käfig wiederfinden, in dem nicht einmal mehr ihr Herzschlag der eigenen Kontrolle unterlag. Die letzte Vision Pauls hatte ihm einen ungewissen Weg, dieser Falle zu entgehen, gezeigt. Leto wußte jetzt, daß er keine andere Chance hatte, als ihm zu folgen.
    »Die Freude am Leben und seine Schönheit resultiert aus der Tatsache, daß es einen immer wieder überrascht«, sagte er.
    Eine weiche Stimme flüsterte in sein Ohr: »Ich habe diese Schönheit immer empfunden.«
    Leto wandte den Kopf und starrte in Ghanimas Augen. Sie leuchteten im Mondlicht. Aber es war immer noch Chani, die aus ihr sprach. »Mutter«, sagte er, »du mußt dich jetzt zurückziehen.«
    »Ah, diese Versuchung«, stöhnte sie und küßte ihn.
    Er schob sie von sich weg. »Du würdest so weit gehen und das Leben deiner Tochter übernehmen?« verlangte er zu wissen.
    »Es ist so leicht ... so närrisch einfach«, gab sie zurück.
    Leto spürte, wie plötzliche Panik in ihm

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