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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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machte sie darauf aufmerksam.
    »Sie haben keine Ahnung, welche Entscheidung wir über sie getroffen haben«, erwiderte das Mädchen. »Sie wissen es wirklich nicht.«
    Erneut in die alte Sprache überwechselnd, sagte Leto: »Es muß alles möglichst zufällig wirken.«
    Ghanima zögerte einen Moment lang, um ihre Gedanken zu ordnen, dann erwiderte sie: »Vom Augenblick der Trauer an muß alles aufeinander abgestimmt sein – selbst der Entwurf der Grabstätte. Das Herz muß dem Schlaf folgen, damit kein Erwachen möglich ist.«
    In der altertümlichen Sprache war es ziemlich schwierig, komplizierte Sachverhalte auszudrücken, aber Leto verstand auch so, was sie meinte: Wollten sie seinen Plan durchführen, mußten sie mit extremer Vorsicht zu Werke gehen. Gleichgültig, ob er wirklich tödlich oder nur simuliert sein würde – das Resultat konnte sich dennoch als tödlich erweisen. Selbst für denjenigen, der überleben würde, um Bericht zu erstatten, würde die Situation schwierig werden. Jeder nicht genau berechnete Schritt konnte den gesamten Plan zu Fall bringen und aus dem Goldenen Pfad eine Sackgasse machen.
    »Es wird sehr schwierig werden«, stimmte Leto zu und teilte die Vorhänge, die ihnen den Weg in das Vorzimmer ihrer Räume versperrten.
    Die Bediensteten, die dort beschäftigt waren, unterbrachen ihre Tätigkeit lediglich einen Herzschlag lang, als die Zwillinge den Raum durchquerten, der zu dem Korridor führte, hinter dem Lady Jessica ihr Lager aufgeschlagen hatte.
    »Denk daran, daß du nicht Osiris bist«, erinnerte Ghanima ihren Bruder.
    »Ich will auch gar nicht versuchen, es zu sein.«
    Ghanima hielt ihn am Arm fest und sagte: »Alia darsatay haunus m'smow.« Dies war eine Warnung.
    Leto sah seiner Schwester fest in die Augen. Die Aktivitäten Alias stanken tatsächlich so zum Himmel, daß sie selbst ihrer Großmutter nicht verborgen geblieben sein durften. Er lächelte Ghanima zu, denn diesmal hatte sie die alte Sprache mit einem fremenitischen Wort gemischt, das für eine bestimmte Art des Mißtrauens stand. M'smow, das war der faulige Geruch einer Sommernacht, der Vorbote des Todes, der einen durch die Hand eines Dämons ereilte. Und für die Leute, deren Sprache sie jetzt sprach, war Isis die Dämonengöttin gewesen, die den Tod mit sich brachte.
    »Es wird Zeit, daß wir Atreides uns einen Ruf in bezug auf Unverschämtheit erkämpfen«, erklärte er lächelnd.
    »Also werden wir uns nehmen, was wir brauchen«, sagte Ghanima.
    »Entweder tun wir das – oder wir würdigen uns vor unserer eigenen Regentin zu Bittstellern herab«, gab Leto zurück. »Und ich glaube, Alia würde das erfreuen.«
    »Aber unser Plan ...« Sie beendete den Satz nicht.
    Unser Plan, dachte Leto. Es war jetzt wirklich ihre gemeinsame Sache. Er sagte: »Unser Plan kommt mir vor wie das Netz des Shaduf.«
    Ghanima warf einen Blick auf den Vorraum zurück, durch den sie gekommen waren, roch die würzigen Düfte, die der Morgen mit sich brachte. Es gefiel ihr, wie Leto mit ihrer ihnen eigenen Sprache umging. Das Netz des Shaduf. Es war ein Gelübde. Er hatte damit ihr Vorhaben mit der niedrigen Tätigkeit der Landwirtschaft verglichen: Sie mußten Land fruchtbar machen, es bewässern, säen und Unkraut jäten. Gleichzeitig enthielt dieser Vergleich eine Bedeutung, die nur ein Fremen verstehen konnte: daß diese Art Arbeit gleichzeitig in einer anderen Welt getan wurde, wo sie dazu beitrug, die Seele zu kultivieren.
    Immer noch standen sie abwartend in der engen Passage und sahen einander an. Ghanima studierte ihren Bruder und stellte fest, daß er immer noch auf zwei Ebenen dachte: Einmal war er bereit, dem Goldenen Pfad, den die Vision ihres Vaters ihm gezeigt hatte, zu folgen, andererseits schreckte er davor zurück, daß sich aus ihm ein neuer Mythos entwickeln könnte, wenn der Plan erfolgreich war. Der Gedanke machte ihr Angst. Hatte er mehr aus der Vision herausgelesen als sie? Fürchtete er sich möglicherweise davor, in die Position eines Erneuerers hineingedrängt zu werden. Würde ihm das gleiche Schicksal widerfahren wie seinem Vater? Der Kult, der sich um Muad'dib rankte, hatte mittlerweile einen bitteren Beigeschmack hervorgerufen, der nicht zuletzt auf Alias Mißherrschaft und die brutale Gewalt zurückzuführen war, mit der sich ihre militanten Priester ausgestattet hatten.
    Er verbirgt etwas vor mir, stellte sie fest.
    Sie erinnerte sich an das, was er ihr über seinen Traum erzählt hatte. Er war von

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