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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Art, wie er sich mit einer einfachen Handbewegung körperliches Gleichgewicht verschaffte, ließ die Ausbildung der Bene Gesserit vermissen. »Ich sprach von etwas anderem – von einer persönlichen Perfektion, die weitaus fortgeschrittener ist als jede, die die Menschheit bisher erreichte.«
    Jessica blieb ruhig. Sie war bestürzt darüber, mit welcher Leichtigkeit es ihm gelungen war, ihr ein Geheimnis zu entlocken. Er war jetzt natürlich auch darüber informiert, daß das, was sie gesagt hatte, Alias Todesurteil bedeuten konnte. Und – gleichgültig, welche Worte er wählte – sie konnten nur den gleichen Gegenstand betreffen. War er sich über die Verantwortung seiner Worte überhaupt im klaren?
    »Das solltest du mir erklären«, sagte sie schließlich.
    »Wie denn?« fragte Leto. »Bevor du nicht verstehst, daß die Zeit nicht das ist, was sie zu sein scheint, kann ich nicht einmal den Versuch unternehmen, dir etwas zu erklären. Mein Vater war auf dem richtigen Weg. Er stand am Rande der Erkenntnis, aber dann zog er sich zurück. Jetzt liegt die Sache an Ghani und mir.«
    »Ich bestehe darauf, daß du es mir erklärst«, sagte Jessica und tastete nach der vergifteten Nadel, die sie zwischen den Falten ihrer Robe verborgen hielt. Es war das Gom Jabbar, ein Instrument von solch tödlicher Kraft, daß es in der Lage war, mit dem kleinsten Kratzer in wenigen Sekunden zu töten. Und sie dachte: Sie haben mich darauf hingewiesen, daß ich in Situationen kommen könnte, in denen ich es gebrauchen müßte. Der Gedanke führte dazu, daß ihre Armmuskeln zu zittern begannen. Glücklicherweise verdeckte die weite Robe ihren Zustand.
    »Nun gut«, seufzte Leto. »Wenden wir uns also zuerst der Zeit zu: Es existiert kein Unterschied zwischen einem Jahr und zehntausend Jahren und keiner zwischen hunderttausend Jahren und der Zeitspanne eines Herzschlages. Kein Unterschied. Das ist die erste Tatsache, die die Zeit betrifft. Und die zweite: Das gesamte Universum, einschließlich aller in ihm existierenden Zeit, befindet sich in mir.«
    »Was soll dieser Unfug?« fragte Jessica.
    »Siehst du? Du verstehst es nicht. Ich werde versuchen, es dir auf andere Weise zu erklären.« Um zu zeigen, was er meinte, hob er die rechte Hand und bewegte sie, während er sprach, nach vorn und wieder zurück. »Wir bewegen uns vorwärts und kehren zurück.«
    »Das sagt mir gar nichts.«
    »Stimmt«, gab Leto zu. »Es gibt Dinge, die man mit Worten nicht zu erklären vermag. Man muß sie ohne Worte erfahren. Aber du bist ebensowenig auf eine solche Spekulation vorbereitet, wie darauf, mich anzuschauen und mich dennoch nicht wahrzunehmen.«
    »Aber ich sehe dich an. Und natürlich nehme ich dich auch wahr!« Jessica warf ihm einen Blick zu. Letos Worte bewiesen, daß er über den Zensunni-Codex ebenso Bescheid wußte wie sie, seit dem sie in der Bene-Gesserit-Schule darin unterrichtet hatte: Wortspielereien, die dazu dienten, das Philosophieverständnis zu verwirren.
    »Manche Dinge, die geschehen, entziehen sich auch deiner Kontrolle«, sagte Leto.
    »Aber wie erklärt das diese ... diese Perfektion, die alle bisherigen menschlichen Erfahrungen überragt?«
    Er nickte. »Verzögert man das Altern oder den Tod dadurch, daß man Melange zu sich nimmt oder die Macht des körperlichen Gleichgewichts einsetzt, die die Bene Gesserit so sehr fürchten, ruft diese Verzögerung lediglich eine Illusion der Kontrolle hervor. Ob jemand schnell oder langsam durch einen Sietch geht, ist unerheblich. Er durchquert ihn auf jeden Fall. Und diese Durchquerung der Zeit stellt eine innere Erfahrung dar.«
    »Was soll die Art, wie du mit den Worten umgehst? Ich habe mir die Weisheitszähne an derartigem Unsinn schon ausgebrochen, als dein Vater noch gar nicht geboren war.«
    »Ich hoffe, sie sind nicht nachgewachsen.«
    »Worte! Worte!«
    »Ah, du kommst der Sache näher!«
    »Hah!«
    »Großmutter?«
    »Ja?«
    Leto schwieg eine Weile und sagte dann: »Siehst du es jetzt ein? Du kannst lediglich auf eine Art antworten, nämlich auf deine Art.« Er lächelte ihr zu. »Und du bist nicht in der Lage, hinter die Schatten zu sehen. Ich bin hier.« Erneut lächelte er. »Die Fähigkeiten meines Vaters waren den meinen sehr nahe. Als er lebte, lebte er, aber als er den Tod suchte, versagte er.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Daß du mir seine Leiche zeigen sollst!«
    »Du glaubst, daß dieser Prediger ...«
    »Möglicherweise. Aber selbst wenn er es wäre, das

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