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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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und eine Frau, die einander liebten, sich den Freuden hingaben, die ihnen ihre Körper schenkten! Aber dabei ging es um private und wunderschöne Dinge – und es gab nichts, was sie zum Gesprächsgegenstand zwischen einer Erwachsenen und einem Kind machen konnte.
    Erwachsener und Kind!
    Abrupt wurde ihr klar, daß weder Leto noch Ghanima aus Zufall auf dieses Thema gekommen waren.
    Als Jessica schwieg, sagte Ghanima: »Wir haben dich schockiert. Ich entschuldige mich für uns. So wie ich Leto kenne, ist er einfach nicht auf den Gedanken gekommen, daß er das tun könnte. Manchmal, wenn er einer bestimmten Spur folgt, vergißt er, wie sehr wir uns unterscheiden ... von dir, zum Beispiel.«
    Jessica dachte: Und das ist auch der Grund, weshalb ihr das alles tut. Ihr versucht, mir etwas beizubringen!
    Und das führte sie zu der Frage: Wen steuert ihr noch? Stilgar? Duncan?
    »Leto versucht, die Dinge so zu sehen, wie du sie siehst«, sagte Ghanima. »Die Erinnerungen genügen nicht. Und gerade wenn man das Schwerste versucht, versagt man meistens.«
    Jessica seufzte.
    Ghanima berührte den Arm ihrer Großmutter.
    »Dein Sohn ließ viele Dinge ungesagt, die noch gesagt werden müssen – sogar zu dir. Vergib uns, aber er liebte dich. Weißt du das nicht?«
    Um die Tränen, die sich in ihren Augen sammelten, zu verbergen, wandte Jessica sich um.
    »Er kannte deine Befürchtungen«, sagte Ghanima. »Er kannte sie ebenso, wie die, die Stilgar hat. Lieber Stil. Für ihn war unser Vater immer der Tierarzt, während er selbst sich als eine kleine, in ihrem Haus verbergende Schnecke sah.« Sie begann plötzlich leise zu summen. Es war die Melodie, die zu einem Text gehörte, der unerwartet und kompromißlos in Jessicas Bewußtsein auftauchte:
     
Oh, Tierarzt,
Zu einer grünen Hausschnecke
Kommst du mit furchterweckenden Wundern.
Ich sitze hier,
Versteckt,
Den Tod erwartend.
Selbst Schnecken wissen,
Daß Götter töten
Und Medizin Schmerzen bringt,
Daß man den Himmel sieht
Durch Flammentore.
     
Oh, Tierarzt,
Ich bin die Menschenschnecke,
Die dein Auge sieht,
Das hineinstarrt
In mein Haus!
Warum, Muad'dib, warum?
     
    »Leider«, sage Ghanima, »hat unser Vater sehr viele Menschenschnecken in diesem Universum zurückgelassen.«

21
     
Die Annahme, daß Menschen innerhalb eines im Grunde unbeständigen Universums existieren, würde – zur Regel erhoben – voraussetzen, daß der Intellekt ein völlig bewußtes Gleichgewichtsinstrument ist. Aber der Intellekt kann nicht reagieren, ohne den gesamten Organismus mit einzuschließen. Wäre er doch dazu fähig, wäre er anhand einer brennenden, treibenden Verhaltensweise erkennbar. Ebenso benähme sich eine organische Gesellschaft. Hier jedoch begegnen wir einer alten Tatsache: Trägheit. Gesellschaften bewegen sich nur durch anstachelnde, frühzeitliche, reaktive Impulse. Sie erfordern Permanenz. Jeder Versuch, die Unbeständigkeit des Universums aufzuzeigen, ruft Ablehnung, Furcht, Zorn und Verzweiflung hervor. Wie erklären wir aber dann, daß die Existenz seherischer Gaben allgemein akzeptiert wird? Ganz einfach: Der Seher wird, weil er über absolute Dinge spricht – und damit über Permanenz –, schon deswegen von der Menschheit mit Freuden willkommen geheißen, selbst wenn er die gräßlichsten Ereignisse vorhersagt.
Das Buch Leto,
nach Harq al-Ada
     
     
    »Es ist wie ein Kampf im Dunkeln«, sagte Alia. Sie durchmaß den Versammlungsraum mit ungehaltenen Schritten und schenkte den silbernen Vorhängen, die das Licht der Morgensonne dämpften, keinen Blick. Am Ende des großen Raums stand eine Sitzgruppe. Alias Sandalen überquerten Gewürzfaserbrücken, Parkettböden und Teppiche. Schließlich blieb sie vor Irulan und Idaho stehen, die auf grauen Walpelzdiwanen sich gegenübersaßen und einander ansahen.
    Idaho hatte sich zunächst geweigert, von Tabr aus zurückzukehren, aber die Befehle, die sie ihm übersandt hatte, waren unmißverständlich gewesen. Obwohl die geplante Entführung Jessicas dringlicher als je zuvor war, hatte sie jetzt erst einmal zu warten. Wichtiger war jetzt, daß Idaho da war und mit ihm seine Mentatfähigkeiten.
    »Diese Dinge weisen das gleiche Muster auf«, sagte Alia. »Man kann die Absicht, die dahintersteht, auf zehn Kilometer Entfernung riechen.«
    »Vielleicht irrst du dich«, wagte Irulan einen Vorstoß. Sie starrte Idaho fragend an.
    Alias Gesichtszüge zeigten jetzt unverhüllten Hohn. War Irulan denn wirklich so naiv? Es sei denn ...

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