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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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»Ja, das hätte er. Aber mein Vater hat damals noch nicht gewußt, wie schnell das Wasser dafür sorgt, daß alles wieder auf den gleichen Grund zurückfällt, von dem es kam.«
    Und jetzt, wo Jessica innerhalb des Sietch neben Ghanima stand, spürte sie den Schock dieser Worte aufs neue. Sie wandte sich um, warf einen Blick auf die immer noch anwachsende Menschenmenge und ließ ihn über den im Schatten liegenden Alkoven schweifen, in dem Stilgars Umrisse nur schemenhaft zu erkennen waren. Stilgar war kein gezähmter Fremen. Ihn hatte man nicht dazu bewegen können, sich in seinem neuen Nest wohlzufühlen. Er war immer noch ein Falke. Wenn er an die Farbe Rot dachte, symbolisierte das für ihn keine Blume, sondern Blut.
    »Du bist plötzlich so still«, sagte Ghanima. »Stimmt etwas nicht?«
    Jessica schüttelte den Kopf. »Ich dachte nur über etwas nach, das Leto mir heute morgen erzählte, das ist alles.«
    »Als du die Pflanzungen besichtigtest? Was sagte er denn?«
    Jessica erinnerte sich an den neugierigen Blick, den Leto ihr zugeworfen hatte. Er war voller erwachsener Weisheit gewesen. Und der, den Ghanima ihr jetzt zuwarf, war es ebenso. »Er sprach von der Zeit, als Gurney die Schmuggler verließ, um wieder unter dem Banner der Atreides zu kämpfen«, erwiderte sie.
    »Dann habt ihr auch über Stilgar gesprochen«, meinte Ghanima.
    Jessica fragte nicht, wie sie darauf gekommen war. Die Zwillinge schienen fähig zu sein, jeden Gedanken, den der andere äußerte, zu reproduzieren.
    »Ja, auch über Stilgar haben wir gesprochen«, gab Jessica zu. »Stilgar mochte es nicht, daß Gurney Paul ›seinen Herzog‹ nannte, weil er nicht wollte, daß die Fremen dadurch ebenfalls dazu verleitet würden. Aber Gurney nannte ihn dennoch ›mein Herzog‹.«
    »Ich verstehe«, sagte Ghanima. »Und Leto war natürlich der Meinung, daß er noch nicht Stilgars Herzog war.«
    »Richtig.«
    »Du weißt natürlich, was er mit dir angestellt hat«, sagte Ghanima.
    »Ich bin mir nicht sicher«, gab Jessica zu. Gleichzeitig wurde ihr bewußt, daß sie überhaupt nicht gemerkt hatte, daß Leto irgend etwas mit ihr angestellt hatte.
    »Er hat versucht, deine Erinnerungen an unseren Vater anzuzapfen«, erklärte Ghanima. »Er ist immer auf der Suche nach Menschen, die unseren Vater kannten, und versucht aus ihnen herauszubekommen, aus welchem Blickwinkel sie ihn sahen.«
    »Aber ... hat Leto nicht ...«
    »Oh, er kann natürlich auch nach innen sehen, sicher. Aber das kann man nicht vergleichen. Du hast über ihn gesprochen ... über unseren Vater, meine ich. Du hast von ihm als deinem Sohn gesprochen.«
    »Ja.« Jessica begriff, aber sie mochte dennoch nicht das Gefühl, daß diese Zwillinge sie drehen und wenden konnten und in ihren Erinnerungen wühlten, ohne daß sie dazu ihr Einverständnis gegeben hatte. Woher wußte sie, daß Ghanima in diesem Moment nicht auch ihre Fühler ausstreckte und jede Emotion auffing, die für sie von Interesse war?
    »Leto sagte etwas, das dich verwirrte«, sagte Ghanima.
    Jessica war bestürzt darüber, daß sie die Notwendigkeit, ihren Ärger zu unterdrücken, anerkannte. »Ja ... das tat er.«
    »Es behagt dir nicht, zu wissen, daß wir unseren Vater genauso kennen, wie ihn unsere Mutter kannte«, fuhr Ghanima fort. »Dir behagen die daraus resultierenden Implikationen nicht – daß wir vielleicht auch etwas über dich wissen.«
    »So habe ich das bisher noch gar nicht gesehen«, hörte sich Jessica mit fremder Stimme erwidern.
    »Es ist das Wissen um sensuelle Dinge, die einen in der Regel verwirren«, sagte Ghanima. »Es ist unsere Konditionierung. Es ist unglaublich schwierig für dich, in uns etwas anderes als gewöhnliche Kinder zu sehen. Aber es gibt nichts, was unsere Eltern taten – sei es in der Öffentlichkeit oder im privaten Bereich von dem wir nichts wissen.«
    Einen kurzen Moment lang war Jessica versucht, die gleiche Reaktion zu zeigen wie am Morgen mit Leto, aber dann zwang sie sich dazu, Ghanima weiterhin anzusehen.
    »Möglicherweise hat er sogar von der ›brünstigen Wollust‹ deines Herzogs gesprochen«, meinte Ghanima. »Manchmal sollte Leto seine Zunge wirklich etwas besser im Zaum halten.«
    Gibt es denn gar nichts, vor dem diese Zwillinge Respekt haben? fragte sich Jessica, deren Schockiertheit und Ärger allmählich in tiefe Frustration überging. Mit welchem Recht wagten sie es, über die Sensualität ihres Leto zu sprechen? Es war doch nur natürlich, daß ein Mann

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