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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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löste sich nicht so schnell in seine Bestandteile auf.
    »Du bist nicht mein Vater«, sagte der Junge. Dann wirbelte er herum, rannte die Straße hinauf und verschwand hinter einer Ecke.
    Idaho drehte sich um. Er sah Siona nachdenklich an und fürchtete sich beinahe vor der Frage: War das ein Kind meines Vorgängers? Er kannte die Antwort, ohne zu fragen. Das Gesicht des Jungen, sein Habitus – all das sagte ihm genug. Ich, als Kind. Als ihm dies klar wurde, verspürte er ein Gefühl innerer Leere. Frustration. Wozu bin ich verpflichtet?
    Siona bedeckte das Gesicht mit den Händen und zog die Schultern hoch. Offenbar war die Geschichte nicht im geringsten so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie fühlte sich von ihren eigenen Rachegelüsten betrogen. Idaho war kein simpler Ghola, ein fremdartiges Lebewesen, das man nicht einmal näher in Augenschein nahm. Sie hatte nicht nur gespürt, wie er im Thopter gegen sie gefallen war, sondern hatte in seinem Gesicht auch Emotionen wahrgenommen. Und das Kind ...
    »Was ist mit meinem Vorgänger passiert?« fragte Idaho. Seine Stimme klang flach und vorwurfsvoll.
    Siona ließ die Hände sinken. In ihrem Gesicht stand unterdrückte Wut.
    »Wir sind uns nicht sicher«, sagte sie, »aber eines Tages betrat er die Zitadelle und wurde nie mehr gesehen.«
    »War das sein Kind?«
    Sie nickte.
    »Sind Sie sicher, daß Sie meinen Vorgänger nicht umgebracht haben?«
    »Ich ...« Sie schüttelte den Kopf. Der Zweifel, der unterschwellige Vorwurf, der in seiner Stimme mitschwang, schockierte sie.
    »Dieses Kind ... Sind wir deswegen hierher gekommen?«
    Siona schluckte. »Ja.«
    »Was, meint man, soll ich mit ihm anfangen?«
    Siona zuckte die Achseln. Sie kam sich wegen ihrer Handlungsweise beschmutzt und schuldig vor.
    »Was ist mit seiner Mutter?« fragte Idaho.
    »Sie und die anderen wohnen dort, die Straße hinauf.« Siona deutete mit dem Kopf in die Richtung, in der der Junge verschwunden war.
    »Welche anderen?«
    »Da ist noch ein älterer Sohn – und eine Tochter. Wollen Sie ...? Ich meine ... Ich könnte es arrangieren ...«
    »Nein! Der Junge hatte recht. Ich bin nicht sein Vater.«
    »Tut mir leid«, sagte Siona leise. »Ich hätte das nicht tun sollen.«
    »Warum hat er sich diesen Ort ausgesucht?« fragte Idaho.
    »Der Vater ... Ihr ...«
    »Mein Vorgänger! «
    »Weil Irti hier zu Hause ist und nicht von hier fort wollte. Jedenfalls sagen das die Leute.«
    »Irti ... die Mutter des Jungen?«
    »Sein Weib, nach dem alten Ritus der mündlichen Überlieferungen.«
    Idaho musterte die steinernen Fassaden der Gebäude, die den Platz umsäumten, und ihre verhangenen Fenster und schmalen Türen. »Er hat also hier gelebt?«
    »Wenn er konnte.«
    »Wie ist er gestorben, Siona?«
    »Wirklich, ich weiß es nicht ... aber der Wurm hat andere umgebracht. Das wissen wir mit Sicherheit!«
    »Woher wißt ihr das?« Idaho konzentrierte seinen Blick auf eine bestimmte Stelle ihres Gesichts. Die Intensität, mit der er das tat, zwang sie, beiseite zu sehen.
    »Ich bezweifle die Geschichten meiner Vorfahren nicht«, sagte Siona. »Man kriegt sie zwar nur Stück für Stück und in kleinen Häppchen zu hören, aber ich glaube sie. Mein Vater glaubte sie ebenfalls.«
    »Moneo hat mir nichts davon gesagt.«
    »Eins kann man über die Atreides sagen«, erwiderte sie. »Wir sind loyal, das ist eine Tatsache. Wir halten unser Wort.«
    Idaho öffnete den Mund. Er wollte zwar etwas sagen, aber dann schloß er ihn wieder, ohne ein Geräusch von sich gegeben zu haben. Natürlich! Siona war ebenfalls eine Atreides! Der Gedanke machte ihn zittern. Er hatte es zwar gewußt, aber nicht akzeptiert. Siona war jemand mit rebellischen Neigungen, eine Aufständische, deren Tun von Leto beinahe sanktioniert wurde. Die Grenzen, in denen sie sich bewegen konnte, waren zwar verschwommen, aber Idaho spürte, daß es welche gab.
    »Du darfst ihr nichts tun«, hatte Leto gesagt. »Sie muß noch geprüft werden.«
    Idaho wandte Siona den Rücken zu.
    »Sie wissen nichts mit Sicherheit«, sagte er. »Nur Teile des Ganzen und Gerüchte!«
    Siona antwortete nicht.
    »Er ist ein Atreides!« sagte Idaho.
    »Er ist der Wurm!« sagte Siona, und das Gift in ihrer Stimme war deutlich fühlbar.
    »Eure verfluchten mündlichen Überlieferungen sind nichts als ein Haufen uralten Klatsches!« sagte Idaho vorwurfsvoll. »Nur ein Trottel würde sie glauben.«
    »Noch trauen Sie ihm«, sagte Siona. »Das wird sich

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