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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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ändern.«
    Idaho wirbelte herum und starrte sie wütend an.
    »Sie haben noch nie mit ihm gesprochen!«
    »Habe ich doch. Als Kind.«
    »Sie sind doch immer noch ein Kind. Er verkörpert in sich sämtliche Atreides, die einmal gelebt haben – alle. Es ist schrecklich, aber ich habe diese Leute gekannt. Sie waren meine Freunde.«
    Siona schüttelte nur den Kopf.
    Wieder drehte Idaho sich um. Er hatte den Eindruck, sich emotional verausgabt zu haben. Geistig gesehen war er knochenlos. Ohne einen bewußten Entschluß gefaßt zu haben, überquerte er den Platz und ging die Straße hinauf, in der der Junge verschwunden war. Siona kam eilig hinter ihm her und nahm seinen Schritt auf, aber Idaho ignorierte sie.
    Die Straße war eng. Sie wurde von einstöckigen Häuserfronten aus Stein gesäumt, deren Türen etwas zurückgesetzt waren und gebogene Rahmen hatten. Sie waren alle geschlossen. Die Fenster wirkten wie Kleinausgaben der Türen. Als sie an ihnen vorbeigingen, bewegten sich da und dort die Vorhänge.
    An der ersten Seitenstraße blieb Idaho stehen und sah nach rechts, wohin der Junge gegangen war. Zwei grauhaarige Frauen in langen, schwarzen Röcken und dunkelgrünen Blusen standen ein paar Schritte von ihm entfernt auf der Straße, steckten die Köpfe zusammen und murmelten miteinander. Als sie Idaho entdeckten, verfielen sie in Schweigen und starrten ihn mit unverhohlener Neugier an. Er erwiderte ihren Blick, dann sah er die Seitenstraße hinunter. Sie war leer.
    Idaho wandte sich den Frauen zu und ging in einem Schritt Entfernung an ihnen vorbei. Sie gluckten noch mehr zusammen, dann drehten sie sich um und beobachteten ihn. Siona schenkten sie nur einen kurzen Blick; Idaho schien interessanter für sie zu sein. Siona ging schweigend neben ihm her. Auf ihrem Gesicht lag ein undeutbarer Ausdruck.
    Trauer? fragte Idaho sich. Bedauern? Neugier?
    Es war schwer zu sagen. Ihn interessierten die Eingänge und Fenster, an denen sie vorbeikamen, weitaus mehr.
    »Sind Sie je zuvor in Goygoa gewesen?« fragte er sie.
    »Nein.« Siona sprach mit verhaltener Stimme, als würde sie sich vor einer zu lauten Antwort fürchten.
    Warum gehe ich durch diese Straße? fragte Idaho sich. Im gleichen Moment, in dem er sich diese Frage stellte, kannte er auch die Antwort: Diese Frau, diese Irti: Welche Frau würde es fertigbringen, daß ich mich in Goygoa niederlasse?
    Zu seiner Rechten hob sich der Rand eines Vorhangs, und Idaho sah ein Gesicht – das Gesicht des Jungen vom Dorfplatz. Dann fiel der Vorhang wieder herunter und wurde beiseite gezogen. Hinter dem Fenster stand eine Frau. Idaho starrte ihr sprachlos ins Gesicht und verhielt mitten im Schritt. Sie hatte das Gesicht einer Frau, die es nur in seinen eindringlichsten Träumen gab – ein sanftes Oval mit durchdringenden, dunklen Augen und vollen, sinnlichen Lippen ...
    »Jessica«, flüsterte er.
    »Was haben Sie gesagt?« fragte Siona.
    Idaho brachte kein Wort heraus. Es war das Gesicht Jessicas, wiedererweckt aus einer Vergangenheit, die, wie er angenommen hatte, unwiderruflich vorbei war. Es war eine Laune der Genetik – Muad'dibs Mutter in einem neuen Körper.
    Die Frau schloß den Vorhang, aber die Erinnerung an ihr Gesicht blieb in Idahos Geist haften – es war ein Bild, das er nie wieder würde vergessen können. Sie war älter gewesen als die Jessica, die sämtliche Gefahren des Wüstenplaneten mit ihnen geteilt hatte. Sie hatte ein paar Krähenfüße um Mund und Augen, und ihr Leib war etwas voller ...
    Sie wirkt mütterlicher, dachte Idaho. Und dann: Habe ich ihr je gesagt – wem sie ähnlich sieht?
    Siona zupfte an seinem Ärmel. »Haben Sie den Wunsch hineinzugehen und sie kennenzulernen?«
    »Nein. Es war ein Fehler.«
    Idaho machte Anstalten, den gleichen Weg zurückzugehen, den sie gekommen waren, aber nun wurde die Tür von Irtis Haus aufgestoßen. Ein junger Mann erschien auf der Schwelle. Er zog die Tür hinter sich ins Schloß und wandte sich Idaho zu.
    Idaho schätzte das Alter des Jungen auf sechzehn. Es hatte keinen Zweck, die Vaterschaft abzustreiten. Er hatte das karakulfarbene Haar und die ausdrucksvollen Züge seines eigenen Ichs.
    »Sie sind der Neue«, sagte der junge Mann. Seine Stimme war fast schon die eines Erwachsenen.
    »Ja.« Es fiel Idaho nicht leicht, ihm zu antworten.
    »Warum sind Sie gekommen?« fragte der Junge.
    »Es war nicht meine Idee«, antwortete Idaho. Diese Antwort fiel ihm leichter, denn sie drückte seine Vorbehalte

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