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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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von Letos Bewußtsein erkannte Ungleichmäßigkeiten in der Wetterkontrolle.
    »Nein?« Siona war gleichzeitig verwirrt und beleidigt.
    »Ich betreibe keinen Kuhhandel mit Menschen, denen ich vertrauen muß.«
    Siona schüttelte langsam den Kopf; ihr Blick war noch immer auf sein Gesicht gerichtet. »Was könnte dich veranlassen, mich zu retten?«
    »Nichts kann mich dazu veranlassen. Warum glaubst du, du könntest mich zu etwas bewegen, was ich aus freien Stücken niemals tun würde? So verstehe ich eine gegenseitige Abhängigkeit nicht.«
    Ihre Schultern sackten herunter. »Wenn ich nicht mit dir handeln oder dich zu etwas zwingen kann ...«
    »Dann mußt du einen anderen Weg wählen.«
    Welch wundersame Sache es doch ist, dem explosiven Anwachsen eines Bewußtseins zuzusehen, dachte Leto. Sionas Gesichtszüge verbargen nichts vor ihm. Sie konzentrierte sich auf seine Augen und sah ihn an, als versuche sie, mit seiner Gedankenwelt völlig eins zu werden. In ihrer gedämpften Stimme schwang neue Kraft mit, als sie sagte: »Du würdest mich alles über dich wissen lassen – selbst deine Schwächen?«
    »Würdest du das stehlen, was ich öffentlich verschenke?«
    Das Morgenlicht zeichnete harte Linien auf ihr Gesicht. »Ich verspreche dir nichts!«
    »Das verlange ich auch nicht.«
    »Aber du wirst mir – Wasser geben, wenn ich darum bitte?«
    »Es geht nicht nur um Wasser.«
    Sie nickte. »Und ich bin eine Atreides.«
    Die Fischredner hatten das Wissen um die besondere Empfänglichkeit der Atreides-Gene nicht zurückgehalten. Siona wußte, woher das Gewürz stammte und was es mit ihr anstellen konnte. Die Ausbilder in den Fischredner-Schulen hatten Leto nie enttäuscht. Und die kleinen Gewürzzusätze in Sionas Trockennahrung hatten auch ihre Wirkung entfaltet.
    »Die kleinen, zusammengerollten Hautlappen neben meinem Gesicht«, sagte Leto. »Streichle eine davon vorsichtig mit dem Finger, dann wird sie Feuchtigkeitstropfen absondern, die stark mit Gewürzessenz durchsetzt sind.«
    Er sah die Erkenntnis in ihren Augen. Erinnerungen, die sie als solche nicht kannte, sprachen zu ihr. Und sie war das Produkt vieler Generationen, in denen die Empfänglichkeit der Atreides nur noch zugenommen hatte.
    Aber nicht einmal die Dringlichkeit ihres Durstes vermochte sie in Bewegung zu versetzen.
    Um sie leichter durch diese Krise zu bringen, erzählte er ihr von den Fremenkindern, die am Rande einer Oase nach Sandforellen »fischten« und die Feuchtigkeit aus ihnen herauskitzelten, um sich zu erquicken.
    »Aber ich bin eine Atreides«, sagte Siona.
    »Darin sagen die mündlichen Überlieferungen die Wahrheit«, sagte Leto.
    »Dann könnte ich daran sterben.«
    »Daraus besteht die Prüfung.«
    »Du würdest eine echte Fremen aus mir machen!«
    »Wie sonst willst du deine Nachkommen das Überleben lehren, wenn ich nicht mehr bin?«
    Sie schob die Maske beiseite und kam mit dem Gesicht bis auf eine Handbreite an das seine heran. Sie hob den Finger und berührte einen der gekräuselten Hautlappen seiner Gesichtsfalten.
    »Sanft streicheln«, sagte Leto.
    Ihre Hand gehorchte nicht etwa seiner Stimme, sondern etwas anderem; etwas, das aus ihrem Innern kam. Die Fingerbewegungen waren präzise, entlockten ihm Erinnerungen an etwas, das von Kind zu Kind weitergegeben wurde – die Art, auf die viele Informationen und Fehlinformationen überlebten. Leto drehte sein Gesicht so weit er konnte und schaute seitlich auf das ihre, das ihm so nahe war. Blaßblaue Tropfen begannen sich auf den Hautlappen zu bilden. Ein starker Zimtgeruch hüllte sie ein. Siona beugte sich vor. Er sah die Poren neben ihrer Nase und auf welche Weise sie beim Trinken die Zunge bewegte.
    Plötzlich wich sie zurück. Nicht, daß sie zufrieden war – aber jetzt hatte sie ein vorsichtiges Mißtrauen erfaßt, das dem des jungen Moneo nicht unähnlich war. Wie der Vater, so die Tochter.
    »Wie lange dauert es, bis es wirkt?« fragte sie.
    »Es wirkt bereits.«
    »Ich meine ...«
    »Ungefähr eine Minute.«
    »Ich schulde dir nichts dafür!«
    »Ich werde keine Bezahlung verlangen.«
    Sie schloß ihre Gesichtsmaske.
    Leto sah, daß sich in ihrem Blick nun verschwommene Weiten widerspiegelten. Ohne ihn um Erlaubnis zu fragen, bestieg sie sein Frontsegment und verlangte, daß er ihr die warme Hängematte seines Körpers zur Verfügung stellte. Er gehorchte. Siona rollte sich zusammen. Wenn Leto scharf nach unten blickte, konnte er sie sehen. Sie behielt die Augen zwar

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