Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
war dunkel und faltig, seine Wangen eingefallen. Die scharfgeschnittene Nase bildete einen starken Kontrast zum abgerundeten Oval seines Gesichts. Die dichten Augenbrauen waren fast weiß geworden.
Malky öffnete die Augen. Welch ein Schock, das Böse in diesen Rehaugen zu sehen! Ein Lächeln verzerrte Malkys Lippen.
»Lord Leto.« Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. Malkys Augen wanderten nach rechts und erblickten den Majordomus. »Und Moneo. Verzeiht, daß ich mich für diese Gelegenheit nicht erhebe.«
»Hast du Schmerzen?« fragte Leto.
»Manchmal.« Malkys Blick wanderte weiter, musterte die Umgebung. »Wo sind die Houris? «
»Ich fürchte, wir müssen dir diese Freude verwehren, Malky.«
»Das macht auch nichts«, sagte Malky rauh. »Ich fühle mich ohnehin nicht danach, ihrem Verlangen gerecht zu werden. Es waren aber keine Houris, die du mir auf den Hals gehetzt hast, Leto.«
»In ihrem Gehorsam mir gegenüber haben sie sich rein geschäftsmäßig verhalten«, sagte Leto.
»Es waren die reinsten Kopfjäger!«
»Das war Anteac. Meine Fischredner bildeten ausschließlich die Aufräummannschaft.«
Moneos Blick wanderte von einem Sprecher zum anderen – hin und zurück. Der Unterton, der in dieser Konversation mitschwang, behagte ihm gar nicht. Trotz seiner belegten Stimme hörte Malky sich beinahe respektlos an – aber schließlich war er ja immer so gewesen. Ein gefährlicher Mann!
Leto sagte: »Kurz vor deiner Ankunft haben Moneo und ich über die Unendlichkeit diskutiert.«
»Der arme Moneo«, sagte Malky.
Leto lächelte. »Erinnerst du dich, Malky? Du hast mich einmal gebeten, dir die Unendlichkeit zu zeigen.«
»Du sagtest, daß es keine Unendlichkeit gebe, die vorzeigbar sei.« Malkys Blick wanderte zu Moneo. »Es macht Leto Spaß, mit den Paradoxa zu spielen. Er kennt alle sprachlichen Tricks, die man je erfunden hat.«
Moneo unterdrückte ein Gefühl der Verärgerung. Er fühlte sich von dieser Konversation ausgeschlossen und kam sich vor wie jemand, über den zwei ihm geistig überlegene Wesen Witze rissen. Malky und der Gott-Kaiser benahmen sich beinahe wie zwei alte Freunde, die aufs neue die Freuden einer gemeinsamen Vergangenheit durchlebten.
»Moneo beschuldigt mich, der einzige zu sein, der mit der Unendlichkeit umgehen kann«, sagte Leto. »Er weigert sich zu glauben, daß er ebensoviel Unendlichkeit hat wie ich.«
Malky sah zu Leto auf. »Siehst du, Moneo? Siehst du, wie geschickt er mit den Worten umgeht?«
»Erzähle mir etwas von deiner Nichte, Hwi Noree«, sagte Leto.
»Stimmt es, was man erzählt, Leto? Daß du die nette Kleine heiraten wirst?«
»Es stimmt.«
Malky lachte leise, dann verzog er schmerzhaft das Gesicht. »Man hat mir ziemlich übel mitgespielt«, flüsterte er. Und dann: »Sag mal, alter Wurm ...«
Moneo schnappte nach Luft.
Malky wartete einen Augenblick lang, um sich von einem Schmerzanfall zu erholen. Dann sagte er: »Sag mal, alter Wurm, hast du vielleicht in deinem monströsen Leib irgendwo einen monströsen Penis versteckt? Welch ein Schock für die kleine Hwi!«
»Ich habe dir schon vor langer Zeit die Wahrheit erzählt«, sagte Leto.
»Niemand sagt die Wahrheit«, keuchte Malky.
»Du hast mir oft die Wahrheit gesagt«, sagte Leto. »Sogar dann, wenn du nicht einmal davon wußtest.«
»Das liegt daran, daß du gerissener bist als unsereiner.«
»Willst du mir nun etwas über Hwi erzählen?«
»Ich glaube, daß du es schon weißt.«
»Ich möchte es aber von dir hören«, sagte Leto. »Haben dir die Tleilaxu irgendwie geholfen?«
»Sie ließen uns an ihrem Wissen teilhaben, sonst nichts. Den Rest haben wir völlig allein gemacht.«
»Ich dachte mir schon, daß die Tleilaxu nicht dahintersteckten.«
Moneo konnte seine Neugier nun nicht länger zügeln. »Herr, um was geht es überhaupt? Was haben die Tleilaxu und Hwi miteinander zu tun? Warum ...?«
»Na, hör mal, Moneo, alter Freund«, sagte Malky und richtete seinen Blick schwerfällig auf den Majordomus. »Weißt du denn nicht, daß ...?«
»Ich war niemals Ihr Freund!« knurrte Moneo.
»Na, dann eben Gefährte bei den Houris «, sagte Malky.
»Herr«, sagte Moneo und wandte sich Leto zu, »warum sagst du ...?«
»Pssst, Moneo!« sagte Leto. »Wir ermüden unseren alten Kameraden. Und ich muß noch etwas von ihm erfahren.«
»Hast du dich je gefragt, Leto«, fragte Malky, »warum Moneo nie versucht hat, dir den ganzen Klumpatsch vom Halse zu
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