Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
ein solches Ende zu denken.
»Leto!« rief Malky von hinten.
Leto hörte, wie die Rollen der fahrbaren Trage über den Sand knirschten, den der Wind in seinen Horst getragen hatte.
Noch einmal rief Malky: »Leto, du bist der Beste! Es gibt kein Übel in diesem Universum, das ...«
Ein dumpfer Schlag brachte ihn zum Verstummen. Ein Handkantenschlag auf die Kehle, dachte Leto. Ja, Moneo kennt sich aus. Dann kam das Geräusch des sich öffnenden, transparenten Feldes, das den Balkon abschirmte. Die Trage knirschte über das Geländer. Dann war Stille.
Moneo wird seine Leiche im Sand vergraben, dachte Leto. Momentan gibt es noch keinen Wurm, der den Beweis vernichten könnte. Dann wandte Leto sich um und warf einen Blick durch den Raum. Moneo stand am Geländer und sah nach unten ... unten ... unten ...
Ich kann weder für dich beten, Malky, noch für dich, Moneo, dachte er. Möglicherweise bin ich das einzige religiöse Bewußtsein des Imperiums, weil ich wahrhaft allein bin ... folglich kann ich nicht beten.
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Man kann Geschichte nicht verstehen, ohne ihre Strömungen und Strudel zu kennen und zu wissen, wie Führerpersönlichkeiten auf diese Kräfte reagieren. Ein Führer versucht die Umstände, die nach seiner Führerschaft verlangten, für immer zu erhalten. Deswegen verlangt es ihn nach Außenseitern. Ich rate euch, meinen Werdegang mit Sorgfalt zu studieren. Ich bin Führer und Außenseiter gleichzeitig. Begeht nicht den Fehler, daß ihr annehmt, ich hätte nur den Kirchenstaat erschaffen. Das war meine Funktion als Führer, und ich hatte viele historische Modelle, nach deren Grundmuster ich vorgehen konnte. Ein Tip zum besseren Verständnis meiner Rolle als Außenseiter: Seht euch die Künste meiner Zeit an. Sie sind barbarisch. Das Lieblingsgedicht? – Das Epos. Das am weitesten verbreitete dramatische Ideal? – Heldentum. Tänze? – Im höchsten Maße hemmungslos. Von Moneos Standpunkt aus betrachtet, ist es richtig, dies als gefährlich zu bezeichnen. Es stimuliert die Phantasie. Die Menschen spüren, daß ihnen etwas fehlt, das ich ihnen weggenommen habe. Was habe ich ihnen genommen? Das Recht, die Geschichte mitzubestimmen.
Die gestohlenen Journale
Idaho lag ausgestreckt in seiner Koje, hatte die Augen geschlossen und hörte, wie sich jemand auf die andere fallen ließ. Er richtete sich auf und saß inmitten des spätnachmittäglichen Lichts, das in einem stumpfen Winkel durch das einzige Zimmerfenster fiel und sich auf dem weißgefliesten Boden und den hellgelben Wänden spiegelte. Er stellte fest, daß Siona hereingekommen war und sich auf ihrer Koje ausgestreckt hatte. Sie war bereits dabei, sich in eins der Bücher zu vertiefen, die sie in einem grünen Stoffbeutel mit sich herumschleppte.
Warum Bücher? fragte er sich.
Idaho schwang die Beine über die Bettkante und sah sich um. Wie konnte man diesen mit einer hohen Decke versehenen und geräumigen Raum überhaupt für etwas halten, das auch nur einen Anflug von Ähnlichkeit mit dem Dasein der Fremen hatte? Die beiden Kojen wurden von einem breiten Tisch/Schreibtisch aus irgendeinem einheimischen, braunen Kunststoff geteilt. Es gab zwei Türen. Die eine führte direkt in den Garten, die andere ging in ein luxuriöses Bad, dessen blaßblaue Fliesen unter einem großen Himmelslicht glitzerten. Das Bad enthielt neben zahlreichen anderen dienstbaren Einrichtungen eine im Boden versenkte Wanne und eine Dusche. Beide hatten einen Durchmesser von wenigstens zwei Metern. Da die Tür offenstand, konnte Idaho hören, daß sich die Wanne gerade leerte. Siona schien seltsamerweise vernarrt darin zu sein, in einer großen Wassermenge zu baden.
Stilgar, Idahos Naib aus den alten Tagen dieser Welt, hätte sich den Raum zornig angesehen. »Eine Schande!« hätte er gesagt. »Wie dekadent! Wie verweichlicht!« Und er hätte auch eine Menge böser Worte über dieses Dorf hier verloren, das es allen Ernstes wagte, sich mit einem echten Fremen-Sietch zu vergleichen.
Als Siona eine Seite umblätterte, knisterte Papier. Sie hatte ihren Kopf auf zwei Kissen gebettet. Ein dünner, weißer Umhang bedeckte ihren Leib. Die Robe zeigte immer noch Feuchtigkeitsspuren, Überbleibsel ihres Bades.
Idaho schüttelte den Kopf. Was konnte auf diesen Seiten stehen, die sie so aufmerksam betrachtete? Seit sie in Tuono angekommen waren, hatte sie gelesen und gelesen. Die Bände waren zwar dünn, aber zahlreich, und auf den Rücken der schwarzen Umschläge
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