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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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daß er sich die Finger verletzte, aber solange er sich nicht die Knochen brach oder Sehnen riß, war das zu verschmerzen.
    Er kroch weiter aufwärts. Unter seiner Hand brach ein Stück Fels ab; Staub und Splitter fielen gegen seine rechte Wange, aber das spürte er nicht einmal. Er konzentrierte sein Bewußtsein völlig auf die tastende Hand und das Gleichgewicht seiner auf winzigen Vorsprüngen stehenden Füße. Er war ein Stäubchen, ein Partikel, das die Schwerkraft mißachtete. Er fand hier ein Fingerloch und da einen Zehenvorsprung. Hin und wieder schien er mit reiner Willenskraft an der Felswand zu kleben.
    Neun selbstgemachte Steignägel beulten eine seiner Taschen aus, aber Idaho widerstand der Versuchung, sie einzusetzen. Der ebenfalls selbstgemachte Hammer baumelte an einer kurzen Kordel, deren Verknotung seine Finger nicht vergessen hatten, von seinem Gürtel herab.
    Nayla hatte Schwierigkeiten gemacht. Sie hatte ihre Lasgun nicht aufgeben wollen. Sionas direktem Befehl, sie zu begleiten, hatte sie allerdings gehorcht. Eine eigenartige Frau – und von merkwürdiger Folgsamkeit.
    »Hast du nicht geschworen, mir zu gehorchen?« hatte Siona sie gefragt.
    Naylas Zurückhaltung war geschwunden.
    Später hatte Siona gesagt: »Wenn ich sie direkt anspreche, gehorcht sie mir immer.«
    »Dann brauchen wir sie möglicherweise nicht umzubringen«, hatte Idaho gesagt.
    »Ich würde es auch am liebsten vermeiden. Ich glaube, Sie können sich nicht einmal im Traum vorstellen, wie stark und schnell sie ist.«
    Garun, der Museumsfremen, der davon träumte, »ein echter Naib alter Machart« zu werden, hatte mit seiner Antwort auf Idahos Frage, welchen Weg der Gott-Kaiser nach Tuono einschlagen würde, die Voraussetzung für diese Kletterpartie geschaffen.
    »Er kommt auf dem gleichen Weg, den er wählte, als er zu Lebzeiten meines Großvaters Tuono einen Besuch abstattete.«
    »Und welcher war das?« hatte Siona gedrängt.
    Am Tage der Bekanntmachung, daß Lord Leto in Tuono heiraten würde, hatten sie in den staubigen Schatten vor dem Gästehaus gesessen und sich von der nachmittäglichen Sonne abgeschirmt. Garuns Unterführer knieten in einem Halbkreis vor der Tür, wo Idaho und Siona saßen. Zwei Fischredner lungerten in der Nähe herum und hörten zu. Nayla mußte jeden Augenblick eintreffen.
    Garun deutete auf den hohen Wall, der sich hinter dem Dorf erhob und dessen weit entfernter Rand im goldenen Sonnenlicht glitzerte. »Die kaiserliche Straße führt dort vorbei – und der Gott-Kaiser hat eine Maschine, mit der er von der Höhe herabsteigen kann.«
    »Sie ist in seinen Wagen eingebaut«, sagte Idaho.
    »Suspensoren«, bestätigte Siona. »Ich habe sie gesehen.«
    »Mein Urgroßvater sagte, sie seien über die kaiserliche Straße gekommen, ein riesengroßer Trupp. Der Gott-Kaiser glitt mit Hilfe seiner Maschine auf unseren Dorfplatz herab. Die anderen kamen mit Seilen.«
    Idaho sagte nachdenklich: »Seilen.«
    »Und warum kamen sie?« fragte Siona.
    »Um zu zeigen, daß der Gott-Kaiser seine Fremen nicht vergessen hatte; das jedenfalls sagte mein Urgroßvater. Es war eine große Ehre, aber sie war nicht so groß wie diese Heirat.«
    Während Garun weiterredete, stand Idaho auf. Aus der Nähe konnte man den hohen Wall besser überblicken. Wenn man die Hauptstraße hinunterging, konnte man ihn von seinem im Sand ruhenden Fundament bis zum höchsten Punkt überschauen. Idaho marschierte zur Ecke des Gästehauses und begab sich auf die Hauptstraße. Dort hielt er an und musterte den Wall. Er sah auf den ersten Blick, warum jedermann behauptete, daß es unmöglich sei, diese Wand zu erklimmen. Und sogar dann noch widerstand er dem Gedanken, die Höhe des Walls abzuschätzen. Sie konnte fünfhundert oder fünftausend Meter betragen. Viel wichtiger war ihm das, was die eingehendere Beschäftigung mit der Materie ihm offenbarte: winzige, quer verlaufende Risse und Bruchstellen – sogar ein schmaler Vorsprung, der sich zwanzig Meter über dem vom Wind bewegten Sandboden dahinzog. Im oberen Drittel des Walls entdeckte er einen weiteren.
    Idaho wußte, daß ein Teil seines Unterbewußtseins – ein alter und verläßlicher Teil – die notwendigen Schätzungen vornahm und seinen Körper bereits mit einbezog: Von da nach da würde es soundsoviel Duncanlängen erfordern; hier einen Handgriff, dort einen weiteren. Er hatte beinahe das Gefühl, als klettere er bereits.
    Als er so dastand und die erste Untersuchung vornahm,

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