Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
war, daß man es gerade noch einem Lakaien zumuten konnte! Die Wände waren von blaßgrüner Farbe und schuppig – und der einzige Leuchtglobus war dermaßen alt, daß er nur noch ein müdes Gelb von sich gab. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß man dieses Zimmer einst als Lagerraum verwendet hatte. Es roch muffig. Der schwarze Kunststoffboden war von zahlreichen Kratzern verunziert.
Anteac glättete ihre schwarze Robe über den Knien und beugte sich tief zu der Läuferin hinunter, die mit gesenktem Kopf direkt vor der Ehrwürdigen Mutter kniete. Die Läuferin, ein rehäugiges, blondes Geschöpf, roch nach Angstschweiß, und ihr Gesicht und ihre Halspartie spiegelten Aufregung wider. Sie trug eine staubbedeckte braune Robe, die mit Straßenschmutz bespritzt war.
»Bist du sicher, absolut sicher?« Anteac sprach leise, um das arme Mädchen, das immer noch unter der Bedeutung seiner Botschaft zitterte, zu beruhigen.
»Ja, Ehrwürdige Mutter.« Es hielt den Blick gesenkt.
»Wiederhole es noch einmal«, sagte Anteac und dachte: Ich schinde nur Zeit. Ich habe sie schon richtig verstanden.
Die Läuferin hob den Kopf, sah Anteac an und blickte genau in ihre absolut blauen Augen, wie man es den Anwärterinnen und Helferinnen beigebracht hatte.
»Wie mir aufgetragen wurde, kontaktierte ich die Ixianer in ihrer Botschaft und übersandte ihnen Grüße. Dann fragte ich, ob es irgendeine Botschaft gäbe, die ich mitnehmen solle.«
»Ja, ja, Mädchen! Ich weiß. Komm zur Sache!«
Die Läuferin schluckte. »Der Sprecher der Ixianer identifizierte sich als Othwi Yake. Er lenkt momentan die Botschaft und war Stellvertreter des Ex-Botschafters.«
»Bist du sicher, daß du nicht nur einem Gestaltwandler gegenübergestanden bist?«
»Dafür gab es keinerlei Anzeichen, Ehrwürdige Mutter.«
»Sehr gut. Wir kennen diesen Yake. Fahre fort!«
»Yake sagte, er und seine Leute erwarten die Ankunft der neuen ...«
»Hwi Noree, die neue Botschafterin, ja. Sie wird für heute erwartet.«
Die Läuferin befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge.
Anteac nahm sich vor, dieses verwirrte Geschöpf noch einmal zur Grundausbildung zu schicken. Läufer sollten ihrer Meinung nach über eine bessere Selbstkontrolle verfügen, aber andererseits mußte sie natürlich die Ernsthaftigkeit dieser Botschaft berücksichtigen.
»Dann bat er mich zu warten«, sagte die Läuferin. »Er verließ den Raum und kehrte kurz darauf mit einem Tleilaxu zurück. Es war ein Gestaltwandler, da bin ich sicher. Alle Anzeichen ...«
»Ich bin überzeugt, daß du recht hast, Mädchen«, sagte Anteac, »aber jetzt komm zur ...« Als Luyseyal eintrat, brach sie ab.
»Was habe ich da über Botschaften von den Ixianern und den Tleilaxu gehört?« fragte sie.
»Das Mädchen wiederholt sie gerade«, sagte Anteac.
»Warum hat man mich nicht gerufen?«
Anteac musterte ihre Kollegin. Luyseyal war zwar eine der kompetentesten Praktikantinnen der Wahrsagekunst, aber sie spielte stets ihre Stellung zu stark in den Vordergrund. Luyseyal war jung. Sie hatte die verlockenden Züge einer Jessica, deren Gene zur Sturheit neigten.
Anteac sagte sanft: »Deine Zofe sagte, du meditierst.«
Luyseyal nickte, setzte sich auf das Kissen und sagte zu der Läuferin: »Sprich weiter!«
»Der Gestaltwandler sagte, er hätte eine Botschaft für die Ehrwürdigen Mütter. Er benutzte den Plural«, sagte die Läuferin.
»Er wußte, daß wir diesmal zu zweit sind«, sagte Anteac.
»Das weiß jeder«, sagte Luyseyal.
Anteac konzentrierte ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf die Läuferin. »Würdest du dich jetzt bitte in die Erinnerungstrance begeben, Mädchen, und die Botschaft des Gestaltwandlers wörtlich wiedergeben?«
Die Läuferin nickte, nahm auf ihren Unterschenkeln Platz und legte die Hände in den Schoß. Sie atmete dreimal tief durch, schloß die Augen und ließ die Schultern sinken. Als sie sprach, hatte ihre Stimme einen schrillen und nasalen Klang.
»Sag den Ehrwürdigen Müttern, daß das Imperium den Gott-Kaiser noch in dieser Nacht los sein wird. Wir werden ihn noch heute, bevor er Onn erreicht, schlagen. Es kann nicht danebengehen.«
Ein tiefer Atemzug ließ die Läuferin erschauern. Sie öffnete die Augen und sah Anteac an.
»Der Ixianer Yake sagte, ich solle diese Botschaft auf dem schnellsten Wege übermitteln. Dann berührte er die Rückseite meines linken Arms in einer Weise, die mir versicherte, daß er ganz sicher kein ...«
»Yake ist einer von uns«,
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