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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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daß sich die Finger des Gott-Kaisers unmerklich verkrallten und seine Ringsegmente zitterten. Was soll ich nur tun, wenn jetzt der Wurm aus ihm hervorbricht? Seine Stirn bedeckte sich schlagartig mit einem Schweißfilm.
    »Er bedient sich mit Vorsatz verzerrt wiedergegebener Behauptungen, um andere Meinungen zu diskreditieren«, sagte Leto.
    »Das auch, Herr?«
    »Die Jesuiten nannten es ›die Sicherung der Machtbasis‹. Es führt geradewegs zur Heuchelei, weil der Anspruch durch die Diskrepanz zwischen Denken und Handeln Lügen gestraft wird. Weil diese nie übereinstimmen.«
    »Ich müßte mich intensiver damit beschäftigen, Herr.«
    »Am Ende regiert er, indem er Schuld auf sich lädt, denn Heuchelei führt zu Hexenjagden und verlangt nach Sündenböcken.«
    »Es ist schockierend, Herr.«
    Der Troß kam an einer Ecke vorbei, wo man ein Loch in den Fels geschlagen hatte, um die Aussicht auf die in der Ferne liegende Brücke zu ermöglichen.
    »Moneo, hörst du mir tatsächlich zu?«
    »Ja, Herr. Wirklich.«
    »Ich beschreibe etwas, das die Basis religiöser Macht bildet.«
    »Das sehe ich, Herr.«
    »Warum hast du dann Angst?«
    »Ich fühle mich immer unbehaglich, wenn über religiöse Macht gesprochen wird, Herr.«
    »Weil ihr, du und die Fischredner, sie in meinem Namen ausübt?«
    »Natürlich, Herr.«
    »Eine Machtbasis ist schon deswegen eine Gefahrenzone, weil sie Leute anlockt, die wirklich geisteskrank sind; Leute, die lediglich deswegen nach Machtpositionen streben, weil sie sie innehaben wollen. Verstehst du?«
    »Ja, Herr. Deswegen erhalten auch jene, die in deinem Namen regieren, so selten Belohnungen für ihre Tätigkeit.«
    »Ausgezeichnet, Moneo!«
    »Danke, Herr.«
    »Im Schatten jeder Religion lauert ein Torquemada«, sagte Leto. »Du hast diesen Namen noch nie gehört. Das weiß ich, weil ich ihn aus allen Aufzeichnungen habe streichen lassen.«
    »Warum das, Herr?«
    »Er war eine Obszönität. Leute, die nicht seiner Meinung waren, machte er zu lebenden Fackeln.«
    Moneo sagte sehr leise: »So wie die Historiker, die deinen Zorn hervorriefen, Herr?«
    »Stellst du mein Tun in Frage, Moneo?«
    »Nein, Herr!«
    »Gut. Die Historiker sind friedlich gestorben. Nicht einer hat die Flammen gespürt. Torquemada allerdings weidete sich daran, seinem Gott die Schmerzensschreie seiner brennenden Opfer vorzuführen.«
    »Wie entsetzlich, Herr.«
    Der Troß erreichte nun eine andere Stelle, die Aussicht auf die Brücke bot. Man schien ihr kaum näher gekommen zu sein.
    Moneo musterte den Gott-Kaiser erneut. Auch der Wurm in ihm war nicht sichtbarer geworden. Aber er war immer noch nahe genug. Moneo fühlte die Drohung seiner nicht einschätzbaren Gegenwart, die ohne Warnung töten konnte.
    Er schüttelte sich.
    Was hatte dieser seltsame ... Sermon zu bedeuten gehabt? Moneo wußte, daß nur wenige den Gott-Kaiser je so reden gehört hatten. Es war ein Privileg und eine Last zugleich. Es war ein Teil des Preises, den man für Letos Frieden bezahlen mußte. Unter dem Diktat dieses Friedens waren Generationen gekommen und gegangen. Nur der innere Kreis der Zitadelle wußte von den unregelmäßigen Brüchen, die es in diesem Frieden gegeben hatte – den Zwischenfällen, die das Eingreifen der Fischredner erfordert hatten, um vorhersehbare Gewalttaten zu verhindern.
    Vorhersehbarkeit!
    Moneo warf dem jetzt schweigsamen Leto einen Blick zu. Die Augen des Gott-Kaisers waren geschlossen, und sein Gesicht sah aus, als würde er über etwas nachbrüten. Auch das war ein Anzeichen für die Gegenwart des Wurms. Ein schlechtes Zeichen. Moneo zitterte.
    Konnte Leto sogar jene Augenblicke vorhersehen, in denen er selbst gewalttätig und wild wurde? Es war die Erwartung von Gewalt, die Wellen von Ehrfurcht und Angst im ganzen Imperium verbreitete. Leto wußte, wo er Wachen aufstellen mußte, um Aufstände niederzuschlagen. Er wußte es, bevor es soweit war.
    Selbst das Nachdenken über derlei Dinge dörrte Moneos Kehle aus. Es gab Zeiten, in denen er glaubte, daß der Gott-Kaiser die Gedanken eines jeden Menschen lesen konnte. Oh, natürlich beschäftigte Leto Spione. Hin und wieder kam eine vermummte Gestalt, die die Fischredner vorbeiließen, und die dann in Letos Turm hinaufstieg oder sich in die Krypta begab. Er hatte Spione, daran gab es keinen Zweifel, aber Moneo nahm an, daß er sie nur einsetzte, um das zu bestätigen, was er ohnehin schon wußte.
    Als wolle er Moneos geheime Ängste bestätigen, sagte Leto:

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