Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
...«
»Ja!«
»Die Gholas sind körperlich zu langsam«, sagte Luyseyal.
»Aber nicht geistig.«
»An was denkst du?«
»Ob es möglich ist, daß die Tleilaxu ... Nein, nicht einmal sie wären dazu in der Lage ...«
»Glaubst du, sie hätten ihm anstelle Idahos einen Gestaltwandler geschickt?«
Anteac nickte stumm.
»Das kannst du vergessen«, sagte Luyseyal. »So blöde werden sie doch nicht sein.«
»Es ist gefährlich, so über die Tleilaxu zu urteilen«, sagte Anteac. »Wir sollten auf das Schlimmste gefaßt sein. Und jetzt bring eine von den Fischredner-Wachen hier herein!«
15
Pausenlose Kriegsführung erzeugt soziale Bedingungen, die einander in allen Epochen ähnlich gewesen sind. Die Menschen treten in ein Stadium ein, das sie zu permanenter Wachsamkeit wegen der Abwehr von Angriffen zwingt. Die Diktatur eines solchen Zustands wird für jeden sichtbar. Das Neue wird zu einem gefährlichen Grenzdistrikt – neue Planeten, neue Wirtschaftsgebiete, die man ausbeutet, neue Ideen oder Gerätschaften, Besucher: Alles erzeugt Mißtrauen. Der Feudalismus hält alles im Griff, manchmal als Politbüro oder etwas ähnliches getarnt – aber stets allgegenwärtig. Macht wird erblich; das Blut der Mächtigen dominiert. Die Vizekönige des Himmels, oder wie immer sie sich nennen mögen, verteilen den Reichtum. Und sie wissen, daß sie über die Erbfolge bestimmen müssen, damit die Macht ihnen nicht unter den Fingern zerrinnt. Versteht ihr jetzt Letos Frieden?
Die gestohlenen Journale
»Sind die Bene Gesserit über den neuen Termin informiert worden?« fragte Leto.
Sein Troß hatte inzwischen den ersten Einschnitt erreicht, der zu den Serpentinen führte, hinter denen die große Brücke über den Idaho-Fluß lag. Die Sonne stand in ihrem ersten Viertel; einige Angehörige des Begleitpersonals legten ihre Umhänge ab. Idaho marschierte mit einem kleinen Fischredner-Trupp an der linken Flanke. Seine Uniform zeigte die ersten Schweißflecken und Staubspuren. Es war harte Arbeit, mit dem kaiserlichen Wagen Schritt zu halten.
Moneo strauchelte, fing sich jedoch wieder. »Man hat es ihnen gesagt, Herr.« Es war nicht einfach gewesen, den Terminplan zu ändern, aber Moneo war darauf vorbereitet gewesen, daß es während der Festzeit zu plötzlichen Wechseln kommen würde. Für Notfälle hatte er immer noch einen Trumpf im Ärmel.
»Ersuchen sie immer noch um eine permanente Botschaft auf Arrakis?« fragte Leto.
»Ja, Herr. Ich habe ihnen die übliche Antwort gegeben.«
»Ein einfaches ›Nein‹ hätte auch gereicht«, sagte Leto. »Sie brauchen nicht ständig daran erinnert zu werden, daß ich ihre religiöse Anmaßung verabscheue.«
»Ja, Herr.« Moneo achtete darauf, daß er genau die vorgeschriebene Distanz zu Letos Wagen einhielt. Der Wurm in ihm war heute morgen deutlich spürbar – und die körperlichen Zeichen seiner Anwesenheit für Moneos Augen deutlich zu erkennen. Er zweifelte nicht daran, daß es an der Luftfeuchtigkeit lag. Solche Dinge brachten den Wurm stets zum Vorschein.
»Religionen führen stets zu rhetorischem Despotismus«, sagte Leto. »Vor den Bene Gesserit waren die Jesuiten in dieser Hinsicht die besten.«
»Die Jesuiten, Herr?«
»Bist du ihnen in den Geschichtsbüchern nie begegnet?«
»Ich bin mir nicht sicher, Herr. Wann haben sie gelebt?«
»Es tut nichts zur Sache. Wenn du die Bene Gesserit ausgiebig studierst, erfährst du genug über rhetorischen Despotismus. Aber natürlich führen sie sich nicht selbst in die Irre.«
Eine ungünstige Zeit für die Ehrwürdigen Mütter, sagte sich Moneo. Er wird ihnen eine Predigt halten. Das wird ihnen nicht gefallen. Es könnte ernsthaften Ärger geben.
»Wie haben sie reagiert?« fragte Leto.
»Ich habe gehört, daß sie zwar enttäuscht waren, aber nicht auf dem alten Termin bestanden.«
Und Moneo dachte: Am besten bereite ich sie noch auf ein paar weitere Enttäuschungen vor. Und sie müssen von den Delegationen der Ixianer und Tleilaxu ferngehalten werden.
Er schüttelte den Kopf. Das könnte zu einigen unschönen Verwicklungen führen. Der Duncan hätte besser gewarnt werden sollen.
»Er führt zu Zweckprophezeiungen und Rechtfertigungen für alle möglichen Obszönitäten«, sagte Leto.
»Dieser ... rhetorische Despotismus, Herr?«
»Ja! Er bewahrt das Böse hinter einer Wand aus Selbstgerechtigkeit, an der alle Argumente gegen das Böse abprallen.«
Moneo musterte Leto mit einem wachsamen Blick. Er bemerkte,
Weitere Kostenlose Bücher