Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
daß ich einst mit dem Gedanken spielte, Schwangyu zu töten?« fragte Duncan.
Teg öffnete den Mund und schloß ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Schweigen! Aber der Junge meinte es ernst!
»Ich hatte Angst vor ihr«, sagte Duncan. »Und ich habe nicht gern Angst.« Er senkte den Blick. »Sie haben mir einmal erzählt, daß wir nur das hassen, was wirklich gefährlich für uns ist.«
»Er wird näherkommen und sich zurückziehen, immer wieder. Warten Sie, bis er abstürzt!«
»Sie hasse ich nicht«, sagte Duncan und sah Teg wieder an. »Ich habe mich zwar geärgert, als Sie mich als Ghola bezeichneten. Aber Lucilla hat recht. Man sollte sich über die Wahrheit nicht ärgern, auch wenn sie einem weh tut.«
Teg rieb sich die Lippen. Der Wunsch zu sprechen erfüllte ihn, aber es war noch zu früh.
»Überrascht es Sie nicht, daß ich den Gedanken ins Auge faßte, Schwangyu zu töten?« fragte Duncan.
Teg blieb bewegungslos. Selbst wenn er den Kopf geschüttelt hätte, wäre dies eine Antwort gewesen.
»Ich hatte vor, ihr etwas in ein Getränk zu schütten«, sagte Duncan. »Aber so geht nur ein Feigling vor, und ein Feigling bin ich nicht. Was immer ich auch bin – jedenfalls bin ich kein Feigling.«
Teg schwieg. Er bewegte sich nicht.
»Ich glaube, Sie sorgen sich wirklich um das, was mit mir geschieht, Bashar«, sagte Duncan. »Aber Sie haben recht: Wir werden niemals Genossen sein. Wenn ich überlebe, werde ich noch da sein, wenn Sie nicht mehr sind. Und dann ... wird es zu spät für uns sein, Genossen zu werden. Sie haben die Wahrheit gesagt.«
Teg konnte nicht verhindern, daß er tief Luft holte und sich auf Mentatenart klarmachte, daß die Anzeichen der Stärke in Duncan unübersehbar waren. Irgendwann, vor kurzer Zeit, möglicherweise gerade hier und jetzt, hatte Duncan aufgehört, ein Jugendlicher zu sein. Er war ein Mann geworden. Diese Erkenntnis stimmte Teg traurig. Es ging so schnell! Vom Kind zum Erwachsenen. Ohne zwischendurch ein Heranwachsender zu sein.
»Lucilla kümmert es im Grunde kaum, was mit mir passiert«, sagte Duncan. »Sie führt lediglich die Befehle der Mutter Oberin Taraza aus.«
Noch nicht! hielt Teg sich zurück. Er befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen.
»Sie haben Lucillas Pläne hintertrieben«, sagte Duncan. »Was hat man ihr aufgetragen, mit mir zu tun?«
Der Augenblick war gekommen. »Was, glaubst du, soll sie tun?« fragte Teg.
»Ich weiß es nicht!«
»Der echte Duncan Idaho würde es wissen.«
»Sie wissen es! Warum sagen Sie es mir nicht?«
»Ich soll nur dabei helfen, deine ursprünglichen Erinnerungen wieder hervorzuholen.«
»Dann tun Sie es!«
»Nur du kannst es wirklich tun.«
»Ich weiß nicht wie!«
Teg beugte sich auf der Kante des Stuhls vor, aber er sagte nichts. Ist dies der Absturzpunkt? Irgend etwas an Duncans Verzweiflung schien ihm noch zu fehlen.
»Sie wissen, daß ich von den Lippen ablesen kann, Sir«, sagte Duncan. »Ich war einmal auf dem Aussichtsturm. Und da sah ich Lucilla und Schwangyu, die sich unter mir unterhielten. Schwangyu sagte: ›Kümmere dich nicht darum, daß er noch so jung ist! Du hast deine Befehle!‹«
In erneutem vorsichtigem Schweigen sah Teg Duncan an. Das sah ihm ähnlich: heimlich in der Festung herumzuschleichen, zu spionieren, nach Wissen Ausschau zu halten. Selbst jetzt saß er in dieser Erinnerungshaltung da, ohne sich klarzumachen, daß er immer noch spionierte und suchte – wenn auch auf andere Weise.
»Ich nahm nicht an, daß sie mich töten sollte«, sagte Duncan, »aber Sie wissen, was sie tun sollte, weil Sie es verhindert haben.« Duncan schlug mit der Faust auf die Tischplatte. »Antworten Sie, verdammt noch mal!«
Ahhh, der Punkt ist erreicht!
»Ich kann dir nur sagen, daß ihre Absichten meine Befehle behindern. Taraza hat mich persönlich abkommandiert, um dich zu stärken und dich vor Schäden zu bewahren.«
»Aber Sie sagten – meine Ausbildung sei mangelhaft.«
»Notwendigerweise. Und zwar deswegen, um dich auf deine Original-Erinnerungen vorzubereiten.«
»Was erwartet man von mir?«
»Du weißt es schon.«
»Ich weiß es nicht, das sagte ich doch! Bitte, sagen Sie mir ...«
»Du weißt so viel über Dinge, die dich niemand gelehrt hat. Haben wir dir etwa Ungehorsam beigebracht?«
»Bitte, helfen Sie mir!« Es war ein verzweifeltes Jammern.
Teg zwang sich zu eiskalter Zurückhaltung. »Was, bei der niederen Hölle, glaubst du, tue ich?«
Duncan ballte die Hände zu
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