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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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sah sich ständig mit unbeantworteten Fragen konfrontiert.
    Auch dazu hatte Lucilla einen Kommentar abgegeben.
    »Wohin sind sie gegangen? In meinen Weitergehenden Erinnerungen gibt es nicht den allerkleinsten Hinweis.«
    »Hat der Tyrann sie herausgelockt und umgebracht?«
    »Ich sehe mich mal in der Bibliothek um. Vielleicht stoße ich irgendeines Tages auf etwas.«
    Während der ersten beiden Tage, die sie hier verbracht hatten, hatten Teg und Lucilla die Kugel einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Ein schweigender und schwermütiger Duncan war mit ihnen getrottet, als fürchtete er sich davor, alleingelassen zu werden. Jede neue Entdeckung hatte sie schockiert oder mit Ehrfurcht erfüllt.
    Einundzwanzig Skelette, konserviert in transparentem Plaz an einer Wand in der Nähe des Mittelpunkts! Makabre Beobachter eines jeden, der an ihnen vorbei zu den Maschinenräumen oder Nullentropie-Behältern ging.
    Patrin hatte Teg von den Skeletten erzählt. Bei seinen ersten Untersuchungen der Kugel hatte Patrin Aufzeichnungen gefunden, die besagten, daß die Toten jene Handwerker gewesen seien, die die Anlage errichtet hatten. Die Harkonnens hatten sie umgebracht, um das Geheimnis ihres Verstecks zu bewahren.
    Insgesamt gesehen war die Kugel eine bemerkenswerte Einrichtung, eine zeitlose Zone, abgeschottet von der gesamten Außenwelt. Nach all den Jahrtausenden erzeugte ihre reibungslos funktionierende Maschinerie noch immer eine Tarnprojektion, die nicht einmal die modernsten Instrumente vom echten Erd- und Felshintergrund unterscheiden konnten.
    »Dieser Ort muß unbeschädigt der Schwesternschaft übergeben werden«, sagte Lucilla immer wieder. »Es ist eine Schatzkammer! Sie haben sogar ihre Familien-Zuchtunterlagen aufbewahrt!«
    Aber das war nicht alles, was die Harkonnens hier konserviert hatten. Was immer Teg auch im Innern der Kugel berührte – er fühlte sich fortwährend abgestoßen. Wie etwa bei der Uhr. Kleider, Instrumente zur Instandhaltung der Einrichtung, für Bildungs- und Vergnügungszwecke – all dies trug den Harkonnenstempel, der protzend ihre sorglose Einstellung zur Schau stellte, daß sie allen anderen Menschen und Standards überlegen waren.
    Erneut stellte Teg sich Patrin als Jugendlichen in dieser Umgebung vor. Er konnte kaum älter als der Ghola gewesen sein. Was hatte ihn dazu gebracht, dieses Geheimnis für sich zu behalten? Nicht einmal seine Frau wußte davon. Patrin hatte die Gründe seiner Verschwiegenheit niemals angesprochen, aber Teg zog seine eigenen Schlüsse. Eine unglückliche Kindheit. Das Bedürfnis nach einem eigenen Geheimversteck. Freunde, die keine Freunde waren, sondern nur Leute, die darauf warteten, einen verhöhnen zu können. Mit Zeitgenossen dieser Art teilte man natürlich ein solches Wunder nicht. Das Geheimnis hatte ihm allein gehört! Dies hier war mehr als nur ein Ort einsamer Zurückgezogenheit. Für Patrin war es das Symbol seines Sieges gewesen.
    »Ich habe viele glückliche Jahre dort verbracht, Bashar. Alles funktioniert noch. Die Aufzeichnungen sind zwar uralt, aber vortrefflich, wenn man erst einmal den Dialekt versteht. Der Ort birgt eine Menge Wissen. Aber Sie werden es verstehen, wenn Sie erst einmal dort sind. Sie werden viele Dinge verstehen, von denen ich Ihnen nie erzählt habe.«
    Der antike Übungsraum zeugte davon, daß Patrin ihn regelmäßig benutzt hatte. Er hatte den Waffencode der Automaten auf eine Weise verändert, die Teg erkannte. Die Zeitnehmer zeugten von schweißtreibenden Stunden und komplizierten Übungen. Die Kugel erklärte jene Fähigkeiten, die Teg an Patrin stets bemerkenswert gefunden hatte. Hier hatte sich ein Naturtalent den letzten Schliff gegeben.
    Die Automaten der Nicht-Kugel waren etwas anderes.
    Die meisten bewiesen, daß ihre Besitzer sich wenig um das Verbot derartiger Anlagen geschert hatten. Aber mehr noch: manche waren so umfunktioniert worden, daß sie die übelkeiterregenden Geschichten, die man sich über die Harkonnens erzählte, geradezu bestätigten. Schmerz als Genuß! Diese Dinge erklärten die unbeugsamen Moralvorstellungen, die Patrin von Gammu mitgebracht hatte, auf ihre eigene Weise.
    Der Abscheu erschuf seine eigene Verhaltensweise.
    Duncan nahm einen großen Schluck aus seinem Becher und sah Teg über den Rand des Gefäßes hinweg an.
    »Warum bist du allein hier heruntergekommen, obwohl ich dich bat, die letzte Übungsrunde abzuschließen?« fragte Teg.
    »Die Übungen waren sinnlos.« Duncan

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