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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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von Odrade und Sheeana entfernt. Odrades Stimme alarmierte ihn und versteifte seine Körperhaltung, aber er drehte sich nicht um. Odrade spürte, wie unwohl er sich fühlte. Waff würde sogar auf den Anschein einer zynischen Bemerkung ungehalten reagieren, wenn sie seinem Propheten galt. Und von den Ehrwürdigen Müttern erwartete er stets Zynismus. Besonders dann, wenn es religiöse Dinge betraf. Waff war noch nicht gänzlich bereit, die Vorstellung hinzunehmen, daß die gefürchteten und verachteten Bene Gesserit möglicherweise seinen Großen Glauben teilten. Man mußte in dieser Angelegenheit mit größter Sorgfalt zu Werke gehen – wie es die Missionaria Protectiva stets tat.
    »Es heißt, dort sei ein großer Fluß gewesen«, sagte Sheeana.
    Odrade hörte leichten Spott in Sheeanas Stimme. Das Kind lernte schnell!
    Waff drehte sich um und sah sie finster an. Er hatte es auch gehört. Was er jetzt wohl über Sheeana dachte?
    Odrade umfaßte die Schulter des Mädchens mit der Hand und deutete mit der anderen in die Ferne. »Dort drüben war eine große Brücke. Der große Wall der Sareer war dort offen, damit der Idaho-Fluß hindurchfließen konnte. Die Brücke überspannte die Kluft.«
    Sheeana seufzte. »Ein echter Fluß?« fragte sie leise.
    »Es war kein Qanat, und für einen Kanal war er zu groß«, sagte Odrade.
    »Ich habe noch nie einen Fluß gesehen«, sagte Sheeana.
    »Dort haben sie Shai-Hulud in den Fluß geworfen«, sagte Odrade. Sie deutete nach links. »Auf dieser Seite, viele Kilometer von hier, baute er seinen Palast.«
    »Jetzt ist da nur noch Sand«, sagte Sheeana.
    »Während der Hungerjahre wurde der Palast abgerissen«, sagte Odrade. »Die Leute glaubten, dort sei ein riesiges Gewürzlager verborgen. Aber sie irrten sich natürlich. Dafür war er viel zu gerissen.«
    Sheeana lehnte sich eng an Odrade und flüsterte: »Es gibt dort wirklich einen großen Gewürzschatz. Die Lieder berichten davon. Ich habe sie sehr oft gehört. Mein ... – man sagt, er liegt in einer Höhle.«
    Odrade lächelte. Sheeana bezog sich natürlich auf die Mündliche Überlieferung. Und beinahe hätte sie gesagt: »Mein Vater ...« Damit meinte sie ihren wirklichen Vater, der in dieser Wüste gestorben war. Odrade hatte diese Geschichte bereits aus dem Mädchen hervorgelockt.
    Sheeana flüsterte Odrade ins Ohr: »Weshalb ist dieser kleine Mann bei uns? Ich mag ihn nicht.«
    »Es ist notwendig – wegen der Demonstration«, erwiderte Odrade.
    Waff nutzte den Moment, um die Landstraße zu verlassen und sich auf den ersten weichen Sandabhang zu begeben. Er bewegte sich vorsichtig, aber ohne sichtbares Zögern. Als er sich auf dem Sand befand, drehte er sich um. Seine Augen funkelten im heißen Sonnenlicht, als er erst Sheeana und dann Odrade ansah.
    Er ist immer noch voller Ehrfurcht, wenn er Sheeana ansieht, dachte Odrade. Er glaubt wahrscheinlich, daß er hier draußen großartige Dinge entdecken wird. Das wird ihn rehabilitieren. Und erst das Prestige!
    Sheeana beschirmte mit der Hand die Augen und studierte die Wüste. »Shaitan liebt die Hitze«, sagte sie. »Die Menschen verstecken sich in ihren Häusern, wenn es heiß ist, aber Shaitan kommt dann heraus.«
    Nicht Shai-Hulud, dachte Odrade. Shaitan! Du hast es gut vorausgesagt, Tyrann. Was wußtest du sonst noch über unsere Zeit?
    War es wirklich der Tyrann, der dort draußen in all seinen Wurmnachkommen schlief?
    Keine der Analysen, die Odrade gelesen hatte, lieferte eine sichere Erklärung der Frage, was ein menschliches Wesen dazu getrieben hatte, mit dem ursprünglichen Arrakiswurm eine Symbiose einzugehen. Was war während der Jahrtausende dauernden widerwärtigen Umwandlung in seinem Bewußtsein vor sich gegangen? War irgend etwas davon – und wenn es auch nur der kleinste Bruchteil war – in den gegenwärtigen rakisianischen Würmern immer noch enthalten?
    »Er ist nahe, Mutter«, sagte Sheeana. »Riechst du ihn?«
    Waff beäugte Sheeana ängstlich.
    Odrade atmete tief ein: Der intensive Zimtgeruch überlagerte den bitteren Duft von Feuerstein. Feuer, Schwefel – das kristallverwehende Inferno des großen Wurms. Sie blieb stehen und hielt eine Prise Sand an ihre Zunge. Der gesamte Hintergrund war da: der Wüstenplanet der fernen Vergangenheit und das gegenwärtige Rakis.
    Sheeana deutete auf eine Ecke zu ihrer Linken. Sie lag direkt in der lichten Brise, die aus der Wüste kam. »Dort drüben. Wir müssen uns beeilen.«
    Ohne darauf zu warten, daß

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